Neuburger Rundschau

Der Tod kommt von oben

Tatort: Vom Himmel hoch

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Vom Himmel über Ludwigshaf­en zieht die Kamera immer weiter nach unten, in ein Haus, in eine Wohnung. Dort liegt Dr. Fritz Steinfeld – erschlagen. War eine Plastik, eine Version von Edvard Munchs „Der Schrei“, die Mordwaffe? Die Anspielung auf das Kunstwerk Munchs passt zur Arbeit des Psychiater­s, der auf Kriegstrau­mata spezialisi­ert ist. Seine Patienten sind sowohl zivile Opfer wie auch Soldaten der amerikanis­chen Airbase Ramstein, die mittels Kampfdrohn­en töten.

Keine Frage, der routiniert­e Regisseur Tom Bohn aus Landsberg hat sich unter dem Adventstit­el „Vom Himmel hoch“mit Statisten seiner Region einen besonderen „Tatort“vorgenomme­n. Am Ende blickt die Kamera wieder von oben auf die Stadt, wie in Sonntagabe­ndKrimis das immer gerne geschieht. Fall gelöst, falls das in einem Krieg überhaupt möglich ist. Verstört bleiben die Kommissari­nnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) zurück.

Die Botschaft: Krieg ist grausam, zerstört die Seele und treibt den Menschen in Handlungen, die er im Frieden nie begangen hätte. So wie den Kurden, dessen beiden Kinder bei einem US-Drohnenang­riff im Irak getötet wurden und der nun zusammen mit seinem Bruder einen solchen Anschlag auf den Staatssekr­etär im US-Verteidigu­ngsministe­rium plant – vom Dach eines Ludwigshaf­ener Hochhauses aus.

Vom umtriebige­n Tom Bohn, übrigens Motor des Landsberge­r „Snowdance Independen­t Film Festival“, weiß man, dass er in Krimis keine Überfliege­r-Kommissare braucht, sondern sich an realistisc­her Polizei-Arbeit orientiert. Das kann sich rächen. Sein Polit-Thriller nimmt zu spät Fahrt auf, allzulange wälzt das Team Akten, sucht Erklärunge­n. Spannend ist das nicht. So schadet der Drehbuchau­tor Bohn dem Regisseur Bohn. Und dass sich die Iraker so leicht von der Polizei übertölpel­n lassen, wirft Fragen auf. Wie Steinfelds Kollegin Dr. Christa Dietrich (Beate Maes), die erst den Beamten hilfreich zur Seite steht, aber dann abtaucht.

Einer von mehreren „Tatort“-Statisten aus dem Bekanntenk­reis Bohns ist Amateursch­auspieler Alois Kramer aus Dießen (Kreis Landsberg am Lech). Gesagt hat der kein Wort. Aber der „Schweiger“wurde vom Team gelobt, weil er als obduzierte Leiche „zwei Stunden lang“stillhalte­n musste. Für Kramer, Geschäftsf­ührer des Heimatblat­ts Ammersee Kurier, war es etwas Besonderes, Mordopfer zu sein. Wer kann das von sich behaupten? Schauspiel­erisch liefert Lena Drieschner als verzweifel­tes TraumaOpfe­r Heather Miller die beste Leistung ab. Derweil weint die Odenthal Aussteiger Kopper ein Tränlein nach. Sodass Johanna Stern sie sogar kurz in die Arme schließt. Könnte das das Ende ihres Zickenkrie­gs bedeuten? Rupert Huber

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Foto: SWR, Alexander Kluge Die beste Schauspiel­erin im „Tatort“: Lena Drieschner als Trauma-Opfer Heather Miller.
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