Wenn Frauen kicken und Männer kassieren
Fußballfunktionäre zeichnen sich seit jeher durch ein ganz feines Gespür im Umgang mit fußballspielenden Frauen aus. Unvergessen bleibt in diesem Zusammenhang das Geschenk der DFB-Führung an die Frauen-Nationalelf im Jahr 1989: Als die deutschen Damen damals zum ersten Mal die Europameisterschaft gewonnen hatten, gab es von den Onkels aus der DFBZentrale in Frankfurt ein formvollendetes Kaffeeservice mit blauen, gelben und roten Blümchen, 41 Teile, Produktlinie „Mariposa“von Villeroy & Boch. Herrlich! Wer braucht da schon eine Prämie?
Das Vermächtnis von Mariposa ist in diesen Tagen wieder präsent. Unlängst sorgte der FC Basel für Schenkelklopfer: Bei dessen 125-Jahr-Feier ließen sich die Vereinschefs, die Männermannschaft und Vertreter anderer Klubs ein Drei-Gänge-Menü schmecken – und ließen sich vom Frauen-Team bedienen. Die Brotzeit für die Damen gab es dann im Abstellraum.
Ein Schmankerl der besonderen Art gab es nun beim Frauen-Finale der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League. Dort siegten die Frauen von Atlético Huila. Zum ersten Mal hatte ein kolumbianisches Frauenteam den Titel geholt. Die Vereinsführung war der Meinung: Wer so glücklich ist, ist auf die 55 000 Dollar Siegprämie nicht angewiesen. Das Geld mussten die Frauen an das Herrenteam abdrücken, das im kolumbianischen Tabellenkeller vor sich hindümpelt. Dazu passt, dass die Frauen wegen einer Fehlbuchung auf der Heimreise am Flughafen in Bogotá übernachten mussten. Zu Hause in Huila ließ der Bürgermeister sie dann eineinhalb Stunden warten, bis er sie empfing.
Immerhin: Weil Männer- und Frauenmannschaften bei Huila eigene Präsidenten haben (wäre ja noch schöner wenn sich der Männer-Präse damit abgeben müsste) bekommen die Frauen noch ein kleines Geschenk von ihrem eigenen Vereinsboss. Gut möglich, dass hier das Kaffeeservice Mariposa wieder ins Spiel kommt. Ohje.