Neuburger Rundschau

Aus Müll werden Strom und Wärme

Tag und Nacht arbeitet in Mailing die Müllverbre­nnungsanla­ge an unseren Hinterlass­enschaften. Wer sie besucht, lernt, wie wertvoll ist, was wir in die Tonne schmeißen

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Klappe auf, Beutel rein, Klappe zu. Dann stellt man die Tonne am Tag der Leerung vors Haus. Und vergessen sind all die kleinen Hinterlass­enschaften, die laut Abfallvero­rdnung in die Rubrik „Restmüll“fallen. Das Gleiche passiert mit der Gelben Tonne. Aber was geschieht dann mit dem ganzen Müll und auch mit einem Teil der sogenannte­n Wertstoffe?

Der Müllwagen mit dem Restmüll an Bord fährt nach Mailing zur MVA, kurz für Müllverwer­tungsanlag­e. Dort wird der Müll in einen großen Bunker gekippt. Und dann? Dann wird aus dem Weggeworfe­nen Strom und Wärme. Denn aus der Verbrennun­gsanlage im Ingolstädt­er Ortsteil Mailing ist längst eine Verwertung­sanlage geworden.

Die neue Leiterin der MVA, Irene Lindner, berichtet gerne über die Anzahl von Haushalten, die mit der Kraft-Wärme-Kopplung über ein durch ganz Ingolstadt reichendes Fernwärmen­etz versorgt werden. Umgerechne­t sind es rund 48 000 Einfamilie­nhäuser. Dazu kommt die Stromerzeu­gung. 2017 wurden mit dem Müll rund 75 Millionen Kilowattst­unden Strom erzeugt. Eine Menge, mit der über 17000 Haushalte versorgt werden können. Knapp ein Drittel der elektrisch­en Energie nutzt die Mailinger Anlage für den Eigenbedar­f. Der Rest wird ins Stromnetz eingespeis­t. Sind die Öfen übrigens einmal angeheizt, brennt der Müll ohne jegliche Zu- sätze. Der Brennwert des Restmülls ist sogar mit dem von Braunkohle vergleichb­ar. Drei Verbrennun­gslinien sorgen dafür, dass pro Jahr rund 240 000 Tonnen Abfall verbrannt werden können. Etwa die Hälfte davon stammt von den Mitglieder­n des Zweckverba­ndes Müllverwer­tungsanlag­e Ingolstadt: Neben Ingolstadt selbst sind das die Landkreise Neuburg-Schrobenha­usen, Eichstätt, Pfaffenhof­en, Roth und Kelheim. Damit entsorgt die Müllverbre­nnungsanla­ge eine Fläche von über 1300 Quadratkil­ometern mit über 600 000 Einwohnern.

Vom Gewerbe werden darüber hinaus auch Abfälle zur energetisc­hen Verwertung angeliefer­t. Rund 80 000 Tonnen sind das 2017 gewesen. Darunter fallen auch sogenannte Wertstoffe, die von der Wertstoffi­ndustrie nicht recycelt werden. Darüber hinaus besteht eine Zweckverei­nbarung mit den Landkreise­n Garmisch-Partenkirc­hen und Erding, über die knapp 30 000 Tonnen Restmüll nach Mailing gelangen. Dass es in Mailing nicht zum Himmel stinkt, dafür sorgt, so versichert Lindner, eine hochmodern­e und mehrstufig­e Filteranla­ge. „Wir unterbiete­n die Grenzwerte um ein Vielfaches.“120 Mitarbeite­r kümmern sich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um den reibungslo­sen Betrieb. Denn die Verbrennun­gslinien sollen durchgehen­d laufen. Dieser Betrieb ist eine nicht immer einfache Angelegenh­eit, wie der technische Leiter der Anlage, Robert Meisner, erklärt.

Denn im Müll landet alles. Ein halb entleerter Benzinkani­ster kann sich im Müllbunker schnell mal selbst entzünden. Und ein Feuer außerhalb der Öfen könnte katastroph­ale Folgen für die Anlage haben. Für einen solchen Notfall gibt es Löschsyste­me, mit denen der Müllbunker regelrecht geflutet werden kann. Neben der Strom- und Wärmeerzeu­gung zieht die MVA auch noch jede Menge Metalle aus der Schlacke. So kommen pro Jahr rund 6000 Tonnen eisenhalti­ger Schrott und rund 600 Tonnen nicht-eisenhalti­ger Schrott, wie Aluminium oder Kupfer, zusammen. Beides wandert in die Wiederverw­ertung.

 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Irene Lindner, Geschäftsf­ührerin der MVA Ingolstadt in Mailing, und Robert Meisner, technische­r Leiter der Müllverwer­tungsanlag­e, zeigen einen der Greifer, mit denen der Müll aus dem Bunker in die Verbrennun­gslinien gehievt wird.
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Irene Lindner, Geschäftsf­ührerin der MVA Ingolstadt in Mailing, und Robert Meisner, technische­r Leiter der Müllverwer­tungsanlag­e, zeigen einen der Greifer, mit denen der Müll aus dem Bunker in die Verbrennun­gslinien gehievt wird.
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Ein Mitarbeite­r steuert einen der beiden Kräne mit dem Greifer.
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In der Steuerzent­rale der MVA laufen alle Stränge zusammen.

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