Aus Müll werden Strom und Wärme
Tag und Nacht arbeitet in Mailing die Müllverbrennungsanlage an unseren Hinterlassenschaften. Wer sie besucht, lernt, wie wertvoll ist, was wir in die Tonne schmeißen
Ingolstadt Klappe auf, Beutel rein, Klappe zu. Dann stellt man die Tonne am Tag der Leerung vors Haus. Und vergessen sind all die kleinen Hinterlassenschaften, die laut Abfallverordnung in die Rubrik „Restmüll“fallen. Das Gleiche passiert mit der Gelben Tonne. Aber was geschieht dann mit dem ganzen Müll und auch mit einem Teil der sogenannten Wertstoffe?
Der Müllwagen mit dem Restmüll an Bord fährt nach Mailing zur MVA, kurz für Müllverwertungsanlage. Dort wird der Müll in einen großen Bunker gekippt. Und dann? Dann wird aus dem Weggeworfenen Strom und Wärme. Denn aus der Verbrennungsanlage im Ingolstädter Ortsteil Mailing ist längst eine Verwertungsanlage geworden.
Die neue Leiterin der MVA, Irene Lindner, berichtet gerne über die Anzahl von Haushalten, die mit der Kraft-Wärme-Kopplung über ein durch ganz Ingolstadt reichendes Fernwärmenetz versorgt werden. Umgerechnet sind es rund 48 000 Einfamilienhäuser. Dazu kommt die Stromerzeugung. 2017 wurden mit dem Müll rund 75 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Eine Menge, mit der über 17000 Haushalte versorgt werden können. Knapp ein Drittel der elektrischen Energie nutzt die Mailinger Anlage für den Eigenbedarf. Der Rest wird ins Stromnetz eingespeist. Sind die Öfen übrigens einmal angeheizt, brennt der Müll ohne jegliche Zu- sätze. Der Brennwert des Restmülls ist sogar mit dem von Braunkohle vergleichbar. Drei Verbrennungslinien sorgen dafür, dass pro Jahr rund 240 000 Tonnen Abfall verbrannt werden können. Etwa die Hälfte davon stammt von den Mitgliedern des Zweckverbandes Müllverwertungsanlage Ingolstadt: Neben Ingolstadt selbst sind das die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt, Pfaffenhofen, Roth und Kelheim. Damit entsorgt die Müllverbrennungsanlage eine Fläche von über 1300 Quadratkilometern mit über 600 000 Einwohnern.
Vom Gewerbe werden darüber hinaus auch Abfälle zur energetischen Verwertung angeliefert. Rund 80 000 Tonnen sind das 2017 gewesen. Darunter fallen auch sogenannte Wertstoffe, die von der Wertstoffindustrie nicht recycelt werden. Darüber hinaus besteht eine Zweckvereinbarung mit den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Erding, über die knapp 30 000 Tonnen Restmüll nach Mailing gelangen. Dass es in Mailing nicht zum Himmel stinkt, dafür sorgt, so versichert Lindner, eine hochmoderne und mehrstufige Filteranlage. „Wir unterbieten die Grenzwerte um ein Vielfaches.“120 Mitarbeiter kümmern sich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um den reibungslosen Betrieb. Denn die Verbrennungslinien sollen durchgehend laufen. Dieser Betrieb ist eine nicht immer einfache Angelegenheit, wie der technische Leiter der Anlage, Robert Meisner, erklärt.
Denn im Müll landet alles. Ein halb entleerter Benzinkanister kann sich im Müllbunker schnell mal selbst entzünden. Und ein Feuer außerhalb der Öfen könnte katastrophale Folgen für die Anlage haben. Für einen solchen Notfall gibt es Löschsysteme, mit denen der Müllbunker regelrecht geflutet werden kann. Neben der Strom- und Wärmeerzeugung zieht die MVA auch noch jede Menge Metalle aus der Schlacke. So kommen pro Jahr rund 6000 Tonnen eisenhaltiger Schrott und rund 600 Tonnen nicht-eisenhaltiger Schrott, wie Aluminium oder Kupfer, zusammen. Beides wandert in die Wiederverwertung.