Generation Y international
Wie tickt die junge Bevölkerung anderer Länder wirklich? Laura Freilinger hat sich für K!ar.text auf eine kulturelle Weltreise begeben und nachgefragt
Am Samstag, 3. November, war offizieller Tag der Kultur. Aus diesem Anlass möchte euch K!ar.text Jugendliche aus der ganzen Welt vorstellen. Unsere Mitarbeiterin Laura Freilinger hat viele Freiwillige gefunden und ihnen Fragen zu ihrer religiösen und politischen Sicht gestellt, zu ihren Wünschen und Plänen für die Zukunft – und auch zu ihrer Meinung über Deutschland. Ziel dieser fünfteiligen Serie ist es, euch zumindest Einblicke in möglichst viele verschiedene Kulturen dieser Erde zu ermöglichen und damit ein Zeichen gegen aufkeimenden Rassismus zu setzen. Das ist die letzte Folge, die sich thematisch nach Kontinenten gliedert. Diesmal porträtiert: Mittel- und Nordamerika.
Catalina, 16 Jahre, Schülerin aus Costa Rica „Deutschland hat einen weitaus größeren technischen Fortschritt als Costa Rica. Das würde ich auch über die Kultur sagen: Die costa-ricanische Kultur ist meiner Meinung nach am Ende. Die Ureinwohner oder auch Ticos haben eingefahrene Sichtweisen. In Deutschland entwickelt sich die Kultur weiter, in Costa Rica sind noch immer viele gegen Abtreibung und Homosexualität, sie sind sehr religiös und glauben sogar noch an Geister. Die Jugend ist da genau das Gegenteil. Viele sind Vertreter des Liberalismus und Atheismus, kleiden sich freizügig und leben ihre Sexualität frei aus. Grundsätzlich fehlt es meinem Land an Bildungsmöglichkeiten. Man wird kaum sexuell aufgeklärt, der Unterricht ist schlecht. Politik und Religion fließen immer wieder zusammen und noch dazu leben wir unter Korruption. Costa Rica scheint mit seiner vielfältigen Natur anderen lateinamerikanischen Staaten zu ähneln und das freut uns durchaus.“
Ivan, 23 Jahre, Elektro-ingenieur und Englischlehrer aus Mexiko „Mexikaner denken grundsätzlich positiv über Deutsche. Es heißt, sie seien sehr gut organisiert und erarbeiteten gute Qualität. Deutschland ist bekannt für sein Bier. In Mexiko sind wir enttäuscht von unseren Politikern. Viele sagen, dass sie uns nicht helfen, und sind daher frustriert. Ich bin mir aber nicht sicher, was ich darüber denken soll. Allerdings gibt es nur zwei Parteien, die die Macht haben. Mexiko ist durch den Katholizismus geprägt, allerdings merkt man, dass die jungen Leute nicht mehr glauben. Ich liebe die Tradition Mexikos. Religiöse Feste werden auch in den westlichen Staaten gefeiert, aber hier in Mexiko wird da richtig Party gemacht und alle sind lustig drauf. Die Familie hat einen sehr hohen Stellenwert. Das Vorurteil, dass wir scharf essen, kann ich bestätigen.“
Alex, Alter unbekannt, aus den USA
„Ich beschreibe mich als offen und denke, dass auch Deutschland ein offenes Land ist. Meine Wurzeln liegen in Mexiko, entsprechend stehe ich in Kontakt mit vielen spanischsprechenden Menschen. Allerdings lebe ich seit ein paar Jahren in den Vereinigten Staaten und damit gewissermaßen zwei Kulturen. In den USA gibt es größtenteils ungläubige Menschen wie mich. Es gibt Debatten über Feminismus, Einwanderung, Homosexualität und so weiter. Die gibt es in Europa zwar auch, aber ich habe das Gefühl, Deutschland sei noch immer konservativer als die USA. Manche Jugendliche Amerikas werden während der Pubertät gewalttätig. Das ist das Ergebnis aus fehlender Freiheit und mangelndem Vertrauen gegenüber den Eltern.“