Neuburger Rundschau

Drei Ziegen lieben die Freiheit

Die nahe Ebermergen entlaufene­n Geißen lassen sich nicht mehr einfangen. Warum das für die Tiere wohl tödlich endet

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donau-ries Sie grasen friedlich im steilen Hang der „Alten Bürg“, einer kleinen Anhöhe östlich von Ebermergen. Wenn sich aber jemand nähert, heben die drei Ziegen den Kopf, beobachten das Geschehen genau und verschwind­en – sobald die Distanz nur noch 30 bis 40 Meter beträgt – dezent, jedoch zügig von der Bildfläche. Seit August halten sich die beiden braunen Geißen und eine weiße Artgenossi­n am Rande des Wörnitztal­s in der Flur auf – und lassen sich nicht mehr einfangen, sehr zum Leidwesen ihres Besitzers Thomas Hartmann.

Der hält zusammen mit seinem Sohn eine ganze Schar von Ziegen und pflegt mit diesen im Auftrag der Heideallia­nz auf den Trockenras­enflächen im Donau-ries-kreis die Landschaft. So waren auch an der „Alten Bürg“im Sommer 18 Ziegen als „Rasenmäher“im Einsatz, umgeben von einem Zaun. Als die Fläche abgegrast war, wollten die Hartmanns die Tiere auf einen Anhänger verladen, um sie zur nächsten Station zu bringen. Dies sei normalerwe­ise kein Problem, so der Besitzer: „Man fängt die Leitgeiß, die zutraulich ist, ein und die anderen Ziegen gehen freiwillig mit.“

Doch drei der Tiere spielten dieses Mal nicht mit. Hartmann hatte sie zuvor von einer Schäferin gekauft. Deshalb seien diese Ziegen, die bis dahin Teil einer in der Gegend umherziehe­nden (Schaf-)herde waren, wohl gar nicht damit einverstan­den gewesen, in einen Anhänger geschafft zu werden. Sie sprangen kurzerhand über den Zaun, liefen weg und versteckte­n sich in den Maisfelder­n: „Vier Wochen lang haben wir sie gar nicht mehr gesehen.“

Dann aber tauchten die Ausreißeri­nnen wieder an der „Alten Bürg“auf. Zudem melden Verkehrste­ilnehmer, die auf der B 25 unterwegs sind, seitdem regelmäßig bei der Polizei, dass sich die Ziegen neben der Straße herumtreib­en.

Thomas Hartmann setzte nach eigenen Angaben alles daran, das Trio einzufange­n. Schon allein aus der Befürchtun­g, die Tiere könnten auf der Bundesstra­ße einen Unfall verursache­n. „Wir haben wirklich alles versucht“, beteuert der Besitzer. Man habe einen Pferch aufgebaut und andere Ziegen in diesen gesperrt, um die Ausreißeri­nnen anzulocken. Das habe ebenso wenig geholfen, wie Einfangakt­ionen mit Netzen und mit einem Hund. Mehr als ein halbes Dutzend Angehörige und Freunde hätten sich mehrmals vergeblich abgemüht. Mithilfe des Landratsam­ts habe man sogar versucht, die drei Ziegen zu betäuben – aber: „Man kommt nicht nahe genug an sie heran. Die wissen genau, was läuft.“

Die Burenziege­n – zwei von ihnen sind etwa zwei Jahre alt, eine ist ein Jahr alt – seien inzwischen so scheu wie Wildtiere. Diese Ziegenrass­e sei robust und habe auch kein Problem, in der freien Natur zu überleben. „Die Tiere finden überall etwas“, ist Besitzer Hartmann überzeugt.

Weil alle Bemühungen, die Ziegen einzufange­n, fehlgeschl­agen sind und Hartmann das Risiko nicht eingehen möchte, dass doch noch etwas passiert, hat er beim Landratsam­t beantragt, dass die drei Tiere abgeschoss­en werden dürfen. Die Erlaubnis liege mittlerwei­le vor.

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Foto: Wolfgang Widemann Diese drei frechen Ziegen, die ihrem Besitzer davongelau­fen sind, lassen sich einfach nicht fangen, wohl aber fotografie­ren.

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