Drei Ziegen lieben die Freiheit
Die nahe Ebermergen entlaufenen Geißen lassen sich nicht mehr einfangen. Warum das für die Tiere wohl tödlich endet
Donau-ries Sie grasen friedlich im steilen Hang der „Alten Bürg“, einer kleinen Anhöhe östlich von Ebermergen. Wenn sich aber jemand nähert, heben die drei Ziegen den Kopf, beobachten das Geschehen genau und verschwinden – sobald die Distanz nur noch 30 bis 40 Meter beträgt – dezent, jedoch zügig von der Bildfläche. Seit August halten sich die beiden braunen Geißen und eine weiße Artgenossin am Rande des Wörnitztals in der Flur auf – und lassen sich nicht mehr einfangen, sehr zum Leidwesen ihres Besitzers Thomas Hartmann.
Der hält zusammen mit seinem Sohn eine ganze Schar von Ziegen und pflegt mit diesen im Auftrag der Heideallianz auf den Trockenrasenflächen im Donau-ries-kreis die Landschaft. So waren auch an der „Alten Bürg“im Sommer 18 Ziegen als „Rasenmäher“im Einsatz, umgeben von einem Zaun. Als die Fläche abgegrast war, wollten die Hartmanns die Tiere auf einen Anhänger verladen, um sie zur nächsten Station zu bringen. Dies sei normalerweise kein Problem, so der Besitzer: „Man fängt die Leitgeiß, die zutraulich ist, ein und die anderen Ziegen gehen freiwillig mit.“
Doch drei der Tiere spielten dieses Mal nicht mit. Hartmann hatte sie zuvor von einer Schäferin gekauft. Deshalb seien diese Ziegen, die bis dahin Teil einer in der Gegend umherziehenden (Schaf-)herde waren, wohl gar nicht damit einverstanden gewesen, in einen Anhänger geschafft zu werden. Sie sprangen kurzerhand über den Zaun, liefen weg und versteckten sich in den Maisfeldern: „Vier Wochen lang haben wir sie gar nicht mehr gesehen.“
Dann aber tauchten die Ausreißerinnen wieder an der „Alten Bürg“auf. Zudem melden Verkehrsteilnehmer, die auf der B 25 unterwegs sind, seitdem regelmäßig bei der Polizei, dass sich die Ziegen neben der Straße herumtreiben.
Thomas Hartmann setzte nach eigenen Angaben alles daran, das Trio einzufangen. Schon allein aus der Befürchtung, die Tiere könnten auf der Bundesstraße einen Unfall verursachen. „Wir haben wirklich alles versucht“, beteuert der Besitzer. Man habe einen Pferch aufgebaut und andere Ziegen in diesen gesperrt, um die Ausreißerinnen anzulocken. Das habe ebenso wenig geholfen, wie Einfangaktionen mit Netzen und mit einem Hund. Mehr als ein halbes Dutzend Angehörige und Freunde hätten sich mehrmals vergeblich abgemüht. Mithilfe des Landratsamts habe man sogar versucht, die drei Ziegen zu betäuben – aber: „Man kommt nicht nahe genug an sie heran. Die wissen genau, was läuft.“
Die Burenziegen – zwei von ihnen sind etwa zwei Jahre alt, eine ist ein Jahr alt – seien inzwischen so scheu wie Wildtiere. Diese Ziegenrasse sei robust und habe auch kein Problem, in der freien Natur zu überleben. „Die Tiere finden überall etwas“, ist Besitzer Hartmann überzeugt.
Weil alle Bemühungen, die Ziegen einzufangen, fehlgeschlagen sind und Hartmann das Risiko nicht eingehen möchte, dass doch noch etwas passiert, hat er beim Landratsamt beantragt, dass die drei Tiere abgeschossen werden dürfen. Die Erlaubnis liege mittlerweile vor.