Neuburger Rundschau

Nur die Ruhe

Der ERC Ingolstadt feiert mit einem 3:2-Erfolg nach Verlängeru­ng bei der Düsseldorf­er EG den dritten Sieg in Folge. Das entscheide­nde Tor für die Panther erzielt Ville Koistinen. Garant des Erfolgs: der zuletzt viel gescholten­e Torhüter Timo Pielmeier

- VON FABIAN HUBER

Düsseldorf/ingolstadt Timo Pielmeier grinste gelassen in die Kamera, tapste von einer Schlittsch­uhkufe auf die andere und sagte: „Das Rezept ist es, immer ruhig zu bleiben.“Doch die Schweißper­len, die sich ihren Weg durch den krausen Vollbart bahnten und von dort immer schneller aufs Eis tropften, ließen erkennen, dass Pielmeiers Arbeitstag recht wenig Anlass zur Ruhe gegeben hatte; dass dieser Mann gerade 25 Minuten unter Dauerbesch­uss stand, sich an die 40 Mal hatte strecken, verrenken und hinwerfen müssen, um den 3:2-Verlängeru­ngssieg (1:0, 1:1, 0:1, 1:0) seines ERC Ingolstadt bei der Düsseldorf­er EG festzuhalt­en.

Dabei hatte für Pielmeier alles noch so körperscho­nend begonnen. Meist aus sicherer Entfernung konnte er im ersten Durchgang beobachten, wie seine Vorderleut­e fokussiert auftraten und mehr Pucks zum Tor brachten als die DEG. Beide Abwehrreih­en standen gut und so mussten sich die 7731 Besucher im ISS Dome – davon etwa 50 mitgereist­e Schanzer – bis kurz vor der Powerbreak-sirene gedulden, ehe sie eine erste Chance zu Gesicht bekamen: Ingolstadt­s Ryan Garbutt verzog bei einem Unterzahl-konter knapp (11.).

Die Schanzer waren ohne die überzählig­en David Elsner und Petr Taticek sowie die anderweiti­g eingesetzt­en Simon Schütz (bei Kooperatio­nspartner Kaufbeuren) und Tim Wohlgemuth (U-20 WM in Füssen) angereist. Neuzugang Brandon Mashinter rückte in die Top-formation, Ville Koistinen agierte erneut als Stürmer (in Reihe vier). In den Mittelpunk­t rückte aber zunächst einer, der nach auskuriert­er Rückenverl­etzung und sieben Partien Pause erst am Freitag gegen Augsburg sein Comeback gefeiert hatte: Darin Olver. Der Angreifer verdeckte Deg-goalie Mathias Niederberg­er bei einem Schuss von Tyler Kelleher die Sicht, drehte sich dann um die eigene Achse und versenkte den Abpraller per Rückhand zur Ingolstädt­er Führung (16.).

Auch Mike Collins reagierte nach einem Knaller von Teamkolleg­e Pat Cannone schneller als sein Gegner und nutzte einen Rebound. Das zweite Drittel war da gerade einmal 16 Sekunden alt. Kelleher hätte gar auf 3:0 erhöhen können, traf in Überzahl aber nur die Latte (28.). Die Panther wurden nun zunehmend passiver, Düsseldorf biss sich in die Partie und Pielmeier musste vom Zuschauer- in den Arbeitsmod­us schalten. Einen Alleingang von Jaedon Descheneau lenkte der 29-Jährige ebenso an den Pfosten wie einen Schuss von Phillip Gogulla nur Sekunden später (32.).

Viel sicherer als zuletzt wirkte der Ingolstädt­er Schlussman­n, der nach leichten Gegentoren zuletzt öffentlich von Trainer Doug Shedden kritisiert worden war. Gegen einen Direktschu­ss von Patrick Buzas nach katastroph­alem Scheibenve­rlust von Ingolstadt­s Benedikt Kohl war er aber machtlos (40.).

„Wir sind noch nicht aus dem Schneider“, hatte Trainer Shedden im Hinblick auf die jüngsten zwei Erfolge gegen Schwenning­en und Augsburg nach einem zuvor wirklich schwarzen November (acht Partien, sechs Niederlage­n) noch angemahnt. Doch seine Mannschaft drohte die Partie nun aus der Hand zu geben. 2:16 Schüsse, zehn Strafminut­en, darunter 81 Sekunden eine doppelte Unterzahl kurz vor Schluss. Die Gäste konnten sich bei Pielmeier bedanken, dass es nach 60 Minuten nur 2:2 stand. Gogulla hatte im Powerplay zum Ausgleich abgestaubt (50.).

Ein Gewaltschu­ss von Koistinen in der Verlängeru­ng – eine Düsseldorf­er Strafe war gerade verstriche­n, die Hausherren hinten noch unsortiert – sorgte letztlich dafür, dass die Ingolstädt­er den Zusatzpunk­t mitnahmen – und Pielmeier schweißgeb­adet, aber entspannt grinsen konnte.

ERC Ingolstadt Pielmeier – Sullivan, Edwards; Wagner, Friesen; Jobke, Kohl – Mashinter, Cannone, Collins; D’amigo, Olson, Greilinger; Garbutt, Olver, Kelleher; Koistinen, Braun, Ramoser. – Tore 0:1 Olver (16.), 0:2 Collins (21.), 1:2 Buzas (40.), 2:2 Gogulla (50./PP), 2:3 Koistinen (64.) – Zuschauer 7731.

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Foto: imago/osnapix Wie eine Wand: Panther-goalie Timo Pielmeier präsentier­te sich in Galaform. Hier pariert er gegen Düsseldorf­s Jaedon Descheneau.

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