Messerstecher war der Polizei bekannt
Kriminalität Ermittler fassen in Nürnberg den Mann, der drei Frauen verletzt haben soll
Nürnberg Er spaziert die Straße entlang. Es ist Freitag, der 14. Dezember. Um 9.49 Uhr fällt er einer Polizeistreife auf. Im Kopf haben die Beamten der Inspektion NürnbergWest eine Täter-Beschreibung: Gesucht wird eine männliche Person, mittelblonde Haare, etwa 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 groß, helle Hautfarbe, normale Figur.
Die Streife hält und spricht den Mann an. Sie durchsuchen den Verdächtigen, der keine schlüssigen Angaben macht, wohin er geht, woher er kommt und wo er wohnt. Bei ihm findet die Streife ein Messer. Blutverschmiert. Auch an seiner Jacke sind Blutspritzer zu sehen.
Am Sonntag legt sich Polizeipräsident Roman Fertinger fest: „Nach unserer Auffassung ist das der Täter.“Und weiter: „Wir können klar Entwarnung geben.“Thilo Bachmann, Leiter des Kriminalfachdezernats 1, ergänzt: „Es hat einen DNA-Abgleich gegeben. Die Blutspuren auf der Tatwaffe sowie auf der Kleidung des Verdächtigen haben Rückschlüsse auf die Tat erlaubt.“
Die Polizei kann damit einen schnellen Fahndungserfolg verbuchen und der Bevölkerung Entwarnung geben: Der Mann, der in Nürnberg am Donnerstagabend drei Frauen mit einem Messer schwer verletzt hat, scheint gefasst. Unklar bleibt, welches Motiv der 38-Jährige für die Angriffe hatte, denn der gebürtige Thüringer schweigt.
Der Mann ist wohnsitzlos, seine letzte Meldeadresse war Berlin – und er ist der Polizei bekannt. Der Verdächtige hat bereits am Vortag versucht, in einem Geschäft in der Nähe des Plärrers ein gebogenes Käsemesser zu stehlen. Dies war nicht die Tatwaffe. Woher er diese hatte, ist bisher unklar. Weitere Überprüfungen ergaben: „Er hat einen regelrechten Spaziergang durch das Strafrecht hinter sich“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. 18 Vorverurteilungen weist sein Strafregister auf, darunter Bandendiebstahl, Körperverletzung, Brandstiftung, Beleidigung, Betrug und eine Vergewaltigung bereits im Jahr 2002. Ob der Mann eine psychische Erkrankung hat, ist bisher völlig unklar.
Die Schlinge zog sich immer enger. Dennoch fehlte bis Samstagmittag das entscheidende Puzzlestück, das die Lücke zwischen dem 38-Jährigen und den Messerattacken schließt. Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes gelang es schließlich, den Nachweis mithilfe
„Wir können klar Entwarnung geben.“
Roman Fertinger, Polizeipräsident
der Spurenlage (Blut an der Kleidung und am Messer) zu erbringen.
Bis dahin hielt die Polizei den Ermittlungsdruck und die Polizeipräsenz in Nürnberg sehr hoch. Freitag und Samstag streifen Beamte der Bereitschaftspolizei durch St. Johannis, suchen nach der Tatwaffe, stochern mit Stöcken im Boden der Grünanlagen. Diensthundeführer und ein Hubschrauber waren im Einsatz. „Die Polizeipräsenz war hoch, auch, um der Bevölkerung Sicherheit zu vermitteln“, sagt Fertinger. Mehr als 300 Polizeibeamte waren im Einsatz. „Durch die starke Medienpräsenz gingen bei uns mehr als 200 Hinweise ein, darunter auch sehr brauchbare“, erläutert Dezernatsleiter Thilo Bachmann.
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigt sich über den „schnellen Fahndungserfolg“erfreut. „Ich wünsche den drei Opfern, die noch im Krankenhaus liegen, herzliche Genesungswünsche.“Ihr Überleben sei nicht selbstverständlich gewesen. Alle drei Opfer im Alter von 26, 34 und 56 Jahren wurden am Oberkörper schwer verletzt – zwei der Frauen schwebten in Lebensgefahr.