Die Euphoria hat an Euphorie nichts eingebüßt
Jubiläum Vor zehn Jahren wird der Weidorfer Faschingsclub Euphoria gegründet. Der Geburtstag wird am Samstag auf dem Krönungsball groß gefeiert. Ein Blick zurück in die Anfänge und in das Jahr, als die Prinzessin plötzlich ohne ihren Prinzen dastand
Ehekirchen-Weidorf Der Plan war kühn und aus purer Jux und Tollerei entstanden: In Weidorf soll es einen Faschingsumzug geben. Für ein 300-Einwohner-Dorf war diese Idee, die vor zehn Jahren bei einer Landjugendparty entstand und bei der Abschiedsfeier von Josef Fischer als Kommandant der Weidorfer Feuerwehr besiegelt worden war, eine große Sache. Doch ein paar Unerschrockene ließen sich weder vom Organisationsaufwand noch von der Konkurrenz aus Rennertshofen oder Bertoldsheim von ihrem Vorhaben abbringen. So wurden im September 2007 im Weinbergstüberl im Schützenheim die Pläne für den ersten Weidorfer Faschingsumzug geschmiedet, der am Faschingssamstag 2008 durch den Ort rollte. Und weil der Zuspruch von den Weidorfern und die Euphorie bei den Aktiven so groß waren, wurde ein Jahr später aus der losen Gruppe ein eingetragener Verein: der Faschingsclub Euphoria Weidorf. Und der darf heuer seinen zehnten Geburtstag feiern.
Von Anfang an mit dabei war die Familie Bierwagen. Mutter Edith hat die Euphoria mit aus der Taufe gehoben und wurde deshalb auch zur Präsidentin gewählt, die sie bis 2014 blieb. Sohn Thomas gehörte ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern, und dessen spätere Frau Tanja tanzte in der Garde mit. „Für unseren ersten Auftritt 2008 hatten wir gerade mal acht Wochen Zeit zum Trainieren“, erinnert sich die heute 30-Jährige. Im Keller von Christian Bierwagen, ihrem späteren Schwager, brachte Julia Buchhart aus Weidorf den etwa 20 Mädels und Jungs die Schritte für den Showtanz bei. Nur für ein Motto reichte die Zeit damals nicht. Daran störte sich beim Premierenauftritt im Ochsenwirt in Pöttmes aber niemand. Die Garde wurde beim dortigen Faschingsball der Weidorfer Feuerwehr frenetisch bejubelt.
Am Wochenende darauf führte die Garde schließlich den ersten Umzug durch Weidorf an. 18 Wagen, 15 Fußgruppen und die Musikkapelle aus Ehekirchen beteiligten sich daran. „Niemand hätte gedacht, dass der Umzug so einschlägt“, erzählt Tanja Bierwagen. Obwohl am selben Tag der Faschingsumzug in Bertoldsheim stattfand, säumten ungezählte Besucher die Straßen von Weidorf. Fortan, so wurde anschließend beschlossen, sollte er alle zwei Jahre stattfinden.
Aktiv war und ist der Faschingsclub jedoch alle Jahre. Denn unabhängig vom Umzug studiert die Garde jedes Jahr einen Tanz für den „hauseigenen“Faschingsball ein. Die 80er Jahre waren dafür schon ein Thema, genauso wie Disco, Filmmusik oder die Reise um die Welt. Außerdem bekam der Faschingsclub Nachwuchs: Neben den Showtänzern gab es ab 2015 auch eine Kindergruppe, die Weinbergschneggies, die zwei Jahre später schließlich zu den Showteens heranwuchsen.
2016 wurde der Euphoria allerdings ein Strich durch die Rechnung gemacht. Denn Prinzessin Verena Bichlmaier stand plötzlich ohne ihren Prinzen da: Benedikt Weidenhüller hatte das Pfeiffersche Drüsenfieber erwischt und fiel damit für den Rest der Saison aus. Als Ersatzmann musste deshalb Trainer Sebastian Hauber einspringen – allerdings nur für den Showtanz. Viel schlimmer als das war allerdings, dass der in diesem Jahr geplante erste Krönungsball ausfallen musste. Der wurde dann ein Jahr später nachgeholt, und zwar mit demselben Prinzenpaar. So kam Prinzessin Verena am Ende doch noch zu ihrem Prinzen...
In diesem Jahr sind es Nadine Hackl und Josef Reisch, die zum Euphoria-Prinzenpaar gekrönt werden. Am Samstag, 5. Januar, findet die dritte Auflage im Gasthaus Brummer in Reicherstein statt. Dieser Krönungsball wird zum zehnjährigen Bestehen des Vereins natürlich ein ganz besonderer sein. „Es werden alle bisherigen Prinzenpaare in ihren Kleidern kommen und zusammen den Eröffnungswalzer tanzen. Das hat dann was von Wiener Opernball“, sagt Tanja Bierwagen. Außerdem wird sie zusammen mit acht Mädels „aus der alten Riege“ein Best of Abba und Moulin Rouge aufführen. Für Tanja Bierwagen wird es nach sechs Jahren wieder der erste Auftritt sein, denn seit der Geburt ihrer Zwillinge ist sie tänzerisch nicht mehr aktiv. Die Garde hat sich ein Jahrzehnte-Motto überlegt: Die Showtänzer tanzen auf Hits aus den 90er Jahren, die Showteens setzen musikalisch auf die 2000er Jahre und die Weinbergschneggies auf die 2010er Jahre.
„Wir können tänzerisch durchaus mit Bertoldsheim oder der Fidelitas mithalten – zumal wir seit Kurzem auch einen Hebefigurentrainer haben“, sagt Tanja Bierwagen. In den Anfangsjahren sei der Spaß im Vordergrund gestanden. Doch irgendwann habe man sich entscheiden müssen: Soll es dabei bleiben oder wollen wir professioneller werden? Die Euphoria entschied sich für einen Mittelweg. „Wir werden nie eine Gruppe mit 50, 60 Auftritten in der Saison sein, denn wir wollen den Fasching auch genießen.“
Und das wollen die Jungs und Mädels insbesondere dieses Jahr tun. Denn zum Zehnjährigen organisieren die Weidorfer ihr erstes Gardetreffen in Schönesberg. Dann können sie sich als Lokalmatadore mit befreundeten Faschingsgesellschaften messen. Und davor müssen sie sich nicht fürchten, wie Tanja Bierwagen betont. „Das, was wir machen, haben wir uns selbst erarbeitet. Da bin ich schon stolz auf uns.“