Mein Kind isst nur sortenrein
Ich werde durchhalten. Was habe ich mich zu Beginn als kochende Mutter gut gefühlt: Da habe ich Pastinaken püriert und mir gedacht, wow, wie ich meinen Sohn geschickt an diese Sachen heranführe. Und dann, zack, kommt der Punkt, da geht plötzlich nichts mehr: Alles wird getrennt und alles Grüne herausgepopelt. Ich schwärme nun von der Vergangenheit und hoffe auf die Zukunft, setze in der Zwischenzeit meinem Kind nach wie vor Nudeln mit Gemüse und Fleisch vor und sehe zu, wie er jede Nudel feinsäuberlich separiert. Und ich werde durchhalten, solange er nebenbei auch Äpfel und Gurken isst.
Gutes Essen ist für mich wichtiger Bestandteil des Alltags. Meinem Kind möchte ich natürlich auch den Wert und die Vielfalt von Lebensmitteln nahebringen. Ohne Zwang! Meiner Meinung nach ist es entscheidend, Kinder immer wieder zu animieren, etwas Neues zu probieren. Pilze etwa. Am Anfang doof, nach dem dritten oder vierten Mal schon weniger. Ich stelle fest, mein Sohn wird immer mutiger und neugieriger – auch wenn er das am Tisch so niemals zugeben würde. Mein Tipp: Mit Kindern kochen. Dann wissen sie, was drin ist und probieren auch lieber, weil sie ja mitgearbeitet haben. Dann klappt sogar Kürbis-Pastinaken-Püree.
So what? Immerhin isst mein Kind ja. Warum soll ich meinen Sohn zwingen, alles zu essen? Das habe ich früher doch auch nicht getan. Mir ist nur wichtig, dass er unterschiedliche Vitamine und Nährstoffe zu sich nimmt. Das sehe ich ganz entspannt. Nudeln sind doch gute Kohlenhydrate und für uns eine sichere Nummer. Wenn wir essen gehen, dann weiß ich, dass mein Sohn gerne mitgeht, wenn er seine Butternudeln bekommt. Wir haben allerdings ausgemacht, dass er immer wieder probiert, wenn ich etwas Neues koche! Zusätzlich wende ich oft einen Trick an: Ich mische Möhren und Zucchini in die Soße, püriere sie. Hauptsache, die Farbe stimmt. » Auch Ihnen brennt eine Erziehungsfrage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns unter Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteurinnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütter.“ Liebe Leserinnen und Leser, wir haben etwa Neues für Sie. Gleich links steht sie, unsere neue Kolumne. Sie heißt „Eltern Kinder Leben“. Es geht darin um Erziehungsangelegenheiten – also um große und kleine Lebensfragen aus dem Familienalltag. Jeden Samstag finden Sie hier Antworten. Es sind besondere Antworten, die direkt aus der Praxis kommen. Von Eltern für Eltern.
Betreut wird die Kolumne von den Redakteurinnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching. Die sind nicht nur beide Mütter, sondern haben mit ihrem Buch „Supermütter“das Prinzip der praxiserprobten Ratschläge aus dem Familienleben beherzigt und jede Menge Erfahrungen gesammelt, die nun hier einfließen. Wie Sie gleich an der ersten Folge sehen, ist das lebensnaher, spannender Lesestoff für alle, keineswegs nur für Eltern. Lassen Sie sich nun Woche für Woche überraschen – und beteiligen Sie sich gerne mit Ihren Fragen.
An der Stelle, wo 2019 nun die Familienkolumne ihren Platz hat, stand vier Jahre lang eine in der Presselandschaft ziemlich einzigartige Serie: Über 200 Wochen haben wir auf den Ersten Weltkrieg zurückgeblickt und von 1914 bis 1918 aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln die Ereignisse nacherzählt, die vor 100 Jahren das Leben in Europa und der Welt bestimmt hatten. Besonders dem Alltagsleben der Menschen vor 100 Jahren in Zeiten des Krieges galt unser besonderes Augenmerk.
Wir waren anfangs skeptisch: Eine Serie, die über vier Jahre lang vom Ersten Weltkrieg handelt – wird das nicht zu viel? Viele Reaktionen unserer Leserinnen und Leser, die sich mit Familienzeugnissen und Geschichten auch aktiv an diesem außergewöhnlichen Projekt beteiligten, haben uns überzeugt und ermutigt, durchzuhalten. Vielen Dank für Ihre Begleitung!
Nun aber Bühne frei für unsere neue Kolumne und die Frage: Immer nur Nudeln mit Butter? Erkenntnisgewinn und Vergnügen wünscht
Ihre Journal-Redaktion