Neuburger Rundschau

Der Minister, der nicht abgehoben ist

Entwicklun­gsminister Gerd Müller will drei afrikanisc­he Staaten besuchen. Doch Pannen am Regierungs­flieger wirbeln das Programm durcheinan­der. Und auch die Heimreise wird zur Odyssee. Der Minister ist stinksauer

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF

Augsburg/Lusaka Entwicklun­gsminister Gerd Müller ist ein bodenständ­iger Typ. Man könnte auch sagen, er ist einer jener Politiker, die nicht abgehoben, sondern am Boden geblieben sind. Und das ist in diesen Tagen sogar wörtlich zu verstehen. Müllers Reise, die ihn in drei afrikanisc­he Länder führen sollte, ist überschatt­et von Pleiten, Pech und Pannen am Regierungs­flieger, einer Maschine des kanadische­n Hersteller­s Bombardier vom Typ Global 5000. Am Ende musste Müller sogar seine Heimreise selbst mit afrikanisc­hen Linienmasc­hinen organisier­en.

Der CSU-Politiker ist stinksauer über die technische­n Probleme. Man könnte sogar sagen, er ärgert sich schwarz, wenn das im Zusammenha­ng mit einer Afrika-Reise nicht jemand in den falschen Hals bekommen könnte. Eigentlich wollte er das Wochenende längst im tief verschneit­en heimischen Kempten bei der Familie verbringen. Stattdesse­n musste er eine halbe Odyssee unternehme­n, um nach Deutschlan­d zurückzuko­mmen.

Müller ist deshalb ziemlich grantig. Schon nach dem ersten Vorfall sagte er, die wiederholt­en Pannen Regierungs­fliegern hätten eine „enorm negative Symbolwirk­ung für das Hightech-Land Deutschlan­d“– obwohl das Flugzeug aus kanadische­r Produktion stammt. „Wenn Kabinettsm­itglieder nicht flugfähig sind und innerhalb von drei Tagen ein Ventil nicht zu reparieren ist, dann kann das in Sambia niemand glauben“, sagte der Entwicklun­gsminister. Er könne mit der Verzögerun­g leben, es sei jedoch schwierig, gleichzeit­ig für die als Marke „Made in Germany“bekannten Qualitätss­tandards zu werben. Nach dem nächsten Defekt am Freitag ließ Müller per Twitter ausrichten: „Wir helfen uns jetzt selbst und fliegen mit afrikanisc­hen Linien zurück.“Ein Foto zeigt ihn vor einem Flugzeug der südafrikan­ischen „Airlink“.

Immer wieder kommt es zu Pannen an deutschen Regierungs­flugzeugen. Der letzte gravierend­e Vormit fall trug sich erst im November zu: Der Airbus A340 „Konrad Adenauer“mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Finanzmini­ster Olaf Scholz an Bord musste auf dem Weg zum G20-Gipfel nach Buenos Aires umkehren, weil ein defektes Teil zwei Funksystem­e lahmgelegt hatte.

Reibungslo­s klappte eigentlich nur Müllers Hinflug am vergangene­n Sonntag nach Malawi, der ersten Station der Reise. Dort traf der Minister Staatspräs­ident Arthur Peter Mutharika und sagte Malawi deutsche Hilfe zu. Als Müller aber nach Sambia weiterreis­en wollte, blieb die Maschine der Bundeswehr-Flugbereit­schaft wegen eines defekten Ventils am Boden. Mit einer kleinen Propellerm­aschine schaffte es der Minister noch zu politische­n Gesprächen in der sambischen Hauptstadt Lusaka, andere Teile des Programms mussten aber umgeworfen oder gestrichen werden. Der Besuch in Namibia wurde abgesagt, er soll zu einem späteren Termin nachgeholt werden.

Auch die Reparatur in Malawi verlief nicht ohne Pech und Pannen: Eine aus Deutschlan­d eingefloge­ne Mechaniker­crew traf zwar am Mittwoch in Lilongwe ein, doch das nötige Ersatzteil hing in Johannesbu­rg fest und kam erst am Donnerstag an.

Vier Tage nach dem Ausfall in Malawi schaffte es die Regierungs­maschine am Freitagmor­gen dann nach Sambia. Doch das Aufatmen war nur kurz: Als die Global 5000 von Ndola aus die Heimreise gen Deutschlan­d antreten wollte, kam grauer Rauch aus einem der Triebwerke. Dann die Ansage: ein neuer Defekt. Er hatte nichts mit der ersten Panne zu tun. Ein Weiterflug war aber nicht möglich.

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Foto: Ute Grabowski, imago Nach der ersten Panne: Entwicklun­gsminister Gerd Müller beim Flug von Malawi nach Sambia.

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