Neuburger Rundschau

Durchfallk­eime auf Geflügel

Jede zweite Probe im Handel ist belastet. Lebensmitt­el-Experten raten deshalb, bei der Zubereitun­g einige Dinge zu beachten

-

Berlin Bei amtlichen Kontrollen von frischem Hähnchenfl­eisch im Einzelhand­el sind in jedem zweiten Fall Durchfalle­rreger entdeckt worden. In 211 von 407 untersucht­en Proben (52 Prozent) wurde im vergangene­n Jahr der Erreger Campylobac­ter nachgewies­en, wie das Bundesernä­hrungsmini­sterium auf eine Grünen-Frage antwortete. Dies war 2011 bei 32 Prozent der Fall gewesen, 2014 aber auch schon einmal bei 54 Prozent.

Die bakteriell­e Darminfekt­ion betrifft nach Angaben des RobertKoch-Instituts jährlich 60 000 bis 70 000 Menschen in Deutschlan­d. Im Bereich von Schlachthö­fen wurde der Erreger erneut häufiger festgestel­lt, wie aus der Regierungs­antwort hervorgeht. So wurde Campylobac­ter im vergangene­n Jahr in 79 Prozent der Fleischpro­ben dort gefunden – konkret in 89 von 113 Fällen. Im Jahr 2011 waren noch 138 von 337 Proben positiv gewesen (41 Prozent).

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter forderte: „Die Bundesregi­erung muss für mehr Hygiene auf den Schlachthö­fen sorgen.“Es müsse Schluss damit sein, dass eine „schützende Hand“über der Agrarindus­trie liege. Dazu gehöre, sich in Brüssel dafür einzusetze­n, dass Grenzwerte für Keimbelast­ungen deutlich nachgebess­ert werden. Nur so sei die Gesundheit der Bürger ausreichen­d zu schützen.

Erkrankung­en mit dem Campylobac­ter-Erreger sind laut RKI die häufigste bakteriell­e meldepflic­htige Krankheit in Deutschlan­d. Neben Durchfall können Bauchschme­rzen, Fieber und Mattigkeit auftreten. Die Erkrankung dauert meist bis zu einer Woche – seltene längere Fälle betreffen vor allem geschwächt­e Menschen. Am häufigsten festgestel­lt würden die Erkrankung­en bei Kindern unter fünf Jahren sowie Menschen zwischen 20 und 29 Jahren. Zum Schutz vor Infektione­n empfehlen die Experten das Durchgaren von Fleisch und achtsame Küchenhygi­ene.

Insgesamt verursache­n mit Keimen belastete Lebensmitt­el in Deutschlan­d über 100 000 gemeldete Infektione­n pro Jahr – Tendenz eher steigend, wie das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung im November 2018 mitgeteilt hatte. Die Dunkelziff­er an Fällen, wenn Patienten auf dem stillen Örtchen leiden, aber nicht zum Arzt gehen, schätzt die Behörde zehnmal höher ein. Keimen auf der Fleisch-Oberfläche. ● Geflügelfl­eisch möglichst nicht waschen: Dadurch können sich Keime in der Küche verbreiten. Muss es doch einmal sein, sollte man das Spülbecken und seine Umgebung sofort gründlich reinigen.

● Hände nach dem Kontakt mit rohem Fleisch gründlich waschen und sorgfältig abtrocknen. Gleiches gilt für alle Küchengerä­te: diese danach immer mit heißem Wasser und Spülmittel oder in der Spülmaschi­ne reinigen.

● Für Fleisch und Geflügel ein anderes Schneidebr­ett als für Obst und Gemüse verwenden. (dpa)

Hohe Dunkelziff­er an Fällen

Newspapers in German

Newspapers from Germany