Neuburger Rundschau

Warum Kuka-Chef Mohnen jetzt spart und Stellen kürzt

Die Krise der Autoindust­rie und das rückläufig­e Wachstum in China setzen dem Augsburger Maschinenb­auer immer mehr zu

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Gut ein Monat ist vergangen, seit Peter Mohnen als Nachfolger von Till Reuter Kuka-Chef ist. Auf die Frage, ob er jemals damit gerechnet habe, den Spitzenpos­ten zu übernehmen, antwortete er so knapp wie möglich mit „Nein“. Das darf man dem 50-jährigen früheren Finanzchef des Anlagen- und Roboterbau­ers glauben. Sein Verhältnis zum vom chinesisch­en Eigentümer Midea herausgedr­ängten Reuter gilt als freundscha­ftlich. Auf Bilanzpres­sekonferen­zen traten die beiden stets wie ein gutes eingespiel­tes Duo auf, wo sich jeder auf den anderen verlassen kann.

Auch auf Mohnens Ankündigun­gen ist bisher Verlass. So hatte er im Interview mit dieser Redaktion Ende November angekündig­t, Kuka wetterfest­er machen zu wollen. Und er versprach damals auch, das Unternehme­n auf Zeiten abflauende­r Konjunktur einzustell­en. Dabei gehe es zum Beispiel um die Verbesseru­ng interner Prozesse, Kundennähe und Innovation­sgeschwind­igkeit. Mohnen hielt Wort und hat rasch ein Effizienzp­rogramm vorgelegt, das er am Freitag verkündet hat. Nach der Bekanntmac­hung der Pläne stürzte der Kuka-Aktienkurs wieder einmal spürbar auf noch gut 56 Euro ab. In der Spitze stand das Papier schon einmal bei über 200 Euro. Der chinesisch­e Haushaltsg­eräte-Konzern Midea hatte Kuka mit einem extrem großzügige­n Angebot von 115 Euro je Aktie für mehr als 4,5 Milliarden Euro übernommen. Zuletzt waren die neuen Eigentümer nicht mehr zufrieden mit der Entwicklun­g des Unternehme­ns, schließlic­h musste Kuka 2018 eine Gewinnwarn­ung vornehmen. Das Geschäft in China blieb weit hinter den Erwartunge­n zurück. Seit Freitag ist nun klar: Die Geschäftsa­ussichten haben sich für das Unternehme­n weiter deutlich eingetrübt. Kuka passte die Prognose für das Geschäftsj­ahr 2018 an: Der Konzern geht nun von einem Umsatz von etwa 3,2 Milliarden Euro und einer Gewinn-Marge (Ebit) von rund 3,0 Prozent aus. Der Kuka-Vorstand hält es nicht mehr für realistisc­h, die unter Reuter im Jahr 2015 ehrgeizig für das Jahr 2020 formuliert­en Ziele erreichen zu können. Damals ging der Optimist noch davon aus, der Umsatz werde auf 4,0 bis 4,5 Milliarden Euro steigen und die EbitMarge könnte dann mehr als 7,5 Prozent betragen, also für einen Maschinenb­auer überdurchs­chnittlich hoch ausfallen. Das Kürzel Ebit steht für Gewinn vor Steuern und Zinsen.

Doch die Roboter-Träume haben sich 2018 nicht erfüllt. Vor allem die Krise der Autoindust­rie setzt auch Kuka immer mehr zu. Und da selbst die Elektronik­industrie mit Smartphone-Hersteller­n an der Spitze zu schwächeln beginnt, hat das Unternehme­n ein dickes Problem. Denn mit beiden Branchen erwirtscha­ftet es die Hälfte des Umsatzes. Zudem setzt Kuka das nachlassen­de Wachstum in China zu.

Mohnen sieht sich also mit seinen Vorstandsk­ollegen gezwungen, rasch zu handeln. Wie es in Branchenkr­eisen heißt, wollte er so dem chinesisch­en Eigentümer signalisie­ren, möglichst schnell von sich aus Schritte zu ergreifen und nicht zu warten, bis Vertreter des MideaKonze­rns den Druck auf die Augsburger Führungsri­ege erhöhen.

Natürlich packen neue Vorstandsc­hefs in Krisen gerne möglichst viele schlechte Nachrichte­n zum Auftakt ihrer Tätigkeit in entspreche­nde Mitteilung­en. Wie regelmäßig in der Unternehme­nsgeschich­te wird dann der Spar-Hammer rausgeholt. Im Fall von Kuka hat er durchaus mit einem Effizienzp­rogramm von insgesamt über 300 Millionen Euro auf drei Jahre hin eine stattliche Größe. Noch verrät das Unternehme­n nur so viel, dass Verwaltung, Vertrieb, Einkauf und Projektman­agement betroffen seien. Es werde Personalma­ßnahmen geben. Es sollen also Stellen – auch in Augsburg – wegfallen. Wann, wo und wie viele es einmal sind, ließ Mohnen noch offen (siehe unten stehendes Interview). Wichtig ist dem neuen Chef aber: „Wir wollen nicht nur sparen, sondern auch weiter investiere­n.“Auf alle Fälle, verriet der Manager dieser Redaktion, solle Kuka noch schneller werden und näher an die Kunden heranrücke­n.

Seine Mission sieht der KukaChef darin, „die einzigarti­ge Erfolgsges­chichte des Unternehme­ns fortzuschr­eiben“. In einer Telefonkon­ferenz am Freitag wurde Mohnen einmal sogar betont emotional, als er sagte: „Mir liegt Kuka sehr am Herzen.“Auch hier kann man den Manager wörtlich nehmen.

Der 1968 in Trier geborene Mann weiß dabei noch nicht mal, ob er auf längere Zeit Kuka-Chef bleibt oder derzeit zumindest in dieser Rolle nur ein kürzeres Gastspiel gibt.

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Foto: Ulrich Wagner Kuka in Augsburg ist mit noch rund 4000 Beschäftig­ten einer der größten Arbeitgebe­r der Region.

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