Im Home-Office arbeiten?
Vorsicht vor dem doch ach so Praktischen! Denn genau darin lauert die Falle der völligen Vereinnahmung und allzeitigen Verfügbarkeit. Wer ehrlich zu sich ist, kennt das Phänomen etwa vom Smartphone: das man auch auf einen Ausflug mal mitnimmt, nur für den Fall, dass man noch etwas nachschauen muss. Beim wirklich Notwendigen aber bleibt es dann doch – nie!
Es geht hier nicht um das Denkmodell der völligen Lebensbereichstrennung, hier Arbeit, also Work, und dort Leben, also Life, und dann quasi harmonisierendes Austarieren der Gegensätze, also Work-Life-Balance. Nein, die Bereiche berühren sich im wünschenswerten Fall einer auch erfüllenden Tätigkeit ja ohnehin, Interessen und Leidenschaften liefen hoffentlich in beidem. Es geht hier um eine andere, wirklich sehr notwendige Grenzziehung und um die Bewahrung einer bedrohten Kultur.
Es ist ja kein Zufall, dass es bei Freischaffenden längst schon den Trend gibt, sich in Bürogemeinschaften zusammenzutun oder in hippen Co-Working-Spaces einzumieten. Denn zum einen sorgt eine räumliche Veränderung zwischen Freiund Arbeitszeit für Bewegung und eine andere Farbe des Denkens. Zum anderen bringt das Zusammensein mit anderen im Büro Möglichkeiten des fruchtbaren und klärenden Austauschs – und weil die Menschen ja auch nicht alle immer die sind, die man sich persönlich aussuchen würde, hat das auch noch eine soziale, für die Gesellschaft wichtige Funktion der Begegnungen. Man achtet übrigens auch aufeinander: Siehst krank aus? Warst gestern wieder bis spät am Abend?… Und das alles gilt es, bei Angestellten im Zeitalter der Digitalisierung gegen alle Entgrenzungsund Flexibilisierungstendenzen zu verteidigen! Darum: klares Nein!