Rettet die Bienen! Rettet Momo!
Am Ende einer wieder mal wirren Woche bleibt trotz aller im Netz mal wieder weltumwälzend erscheinenden Geschehnisse ein hübscher Satz von deren Beginn. Es mokierte sich nämlich ein Bienen-Fachmann im Radio darüber, dass, wer heute im Internet nach dem Stichwort „Drohnen“suche, „zuerst mal nur noch Fotos von militärischen Flugmaschinen zu sehen“bekomme, mit den Worten:
„Aus imkerischer Sicht ist das Rufschädigung.“Gut gebrüllt, Löwe, äh, nein, gesummt, natürlich viel mehr: gestochen, Biene!
„Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. / Sie sprechen alles so deutlich aus: / Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, / und hier ist Beginn und das Ende ist dort.“So schrieb dereinst Rilke. Ach, wäre es doch immer noch nur das. Aber inzwischen mag man sich ja schon nach ganz festen Worten sehnen angesichts dessen, was die schnöde, neue Welt aus den schönen, alten Begriffen macht.
Da kann ein freudvoll Erziehender schon sein blassblaues Wunder erleben, wenn er den Nachwuchs mit einem einstigen Zauberwort zum Lesen locken will: Momo. Denn der Name verweist im aktuellen Sprachgebrauch nicht mehr auf Michael Ende – sondern auf rätselhafte Absender von plötzlich in Chats ploppenden Nachrichten in WhatsApp, die nach alter Kettenbriefmethode Weiterleitung verlangen oder sogar Befehle zur Selbstverletzung erteilen – ansonsten drohte der Familie und Freunden Schlimmes. Der alte Scheiß in neuen Schläuchen. Und dazu Momo, die Psychofratze, statt Momo, das Märchenmädchen. „OMG“könnte man heute kommentieren oder „WTF“. Aber schöner wäre doch Rilke, bei dessen Ende man so ja doch wieder landet: Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. / Die Dinge singen hör ich so gern. / Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. / Ihr bringt mir alle die Dinge um.“(ws)