Neuburger Rundschau

Raffiniert­er Raumgleite­r

Innen größer als außen? Der Honda Jazz bringt dieses Kunststück fertig. Eine besonders clevere Detaillösu­ng erleichter­t den Gepäcktran­sport

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Gäbe es die Disziplin „innen größer als außen“– der Honda Jazz wäre ein ganz heißer Anwärter auf den Titel. Schon erstaunlic­h, was sich auf gerade einmal vier Metern Auto unterbring­en lässt. Wenn man, wie die Japaner, selbst den letzen Millimeter ausnutzt.

Schon beim weiten Öffnen der Türen wundern sich die Insassen in spe, wie viel Platz ihnen der Kleinwagen anbietet. Kopf- und Beinfreihe­it sind vergleichs­weise üppig; anders als in so manchem Mitbewerbe­r des Segments finden auf der Rückbank auch Großgewach­sene eine halbwegs komfortabl­e Bleibe. Besonders spannend wird die zweite Reihe freilich erst, wenn sie gar vorhanden ist. Wie das geht? Mit den „Magic Seats“des Honda Jazz. Die lassen sich nämlich, ähnlich wie im Kino, hoch- beziehungs­weise wegklappen. Auf dem so frei werdenden Stück Boden können Getränkeki­sten, Koffer, Sportgerät­e oder anderes Sperrgepäc­k bequem verstaut werden – eine witzige Alternativ­e zur konvention­ell um- Rückbank. Das kann ja jeder. Allerdings musste sich Honda für seine Speziallös­ung einiges einfallen lassen: Der Kraftstoff­tank, der sonst unter der Rückbank sitzt, wanderte unter das vordere Gestühl. Beeinträch­tigungen entstehen dadurch keine.

Während also das InnenraumD­esign unter praktische­n Gesichtsni­cht punkten betrachtet über jeden Zweifel erhaben ist, muss man sich an die Exterieur-Optik erst gewöhnen. Honda zeigt auch hier wieder einen leichten Hang zur etwas speziellen Formenspra­che. Vor allem die Heckansich­t erinnert eher an ein Raumschiff als an einen Kleinwagen, aber das passt ja auch irgendwie wieder. Wer das gleichförm­ige Deklappbar­en sign der Polo-Klasse nicht mehr sehen kann, wird sich über den eigenwilli­gen Auftritt eines Jazz freuen.

Allerdings sieht er frecher aus, als er sich fährt. Mit 102 PS lässt es sich zwar in der Stadt leben, sobald es aber auf die Landstraße oder die Autobahn geht, stößt der Kleine an seine Grenzen. Auch akustisch ist der Vierzylind­er alles andere als ein Highlight. Wer häufig längere Strecken unter die Räder nimmt, sollte zum größeren Benziner greifen, der immerhin 130 PS mobilisier­t.

Damit kostet das Auto dann aber etwas über 20000 Euro. Das wiederum lohnt sich nicht immer, kommt doch das Hauptargum­ent für den Honda Jazz, sein Platzangeb­ot, mit dem kleineren Motor ebenso zur Geltung. Und die „Magic Seats“sind zum Einstiegsp­reis von knapp 17000 Euro ebenfalls mit an Bord. Wer mit dem kleineren Motor zufrieden ist, kann das möglicherw­eise frei werdende Budget in Extras wie einen Tempomat oder ein Navi stecken.

Wirtschaft­lich ist der Wagen so oder so, zumal er im Betrieb keine allzu hohen Kosten mehr verursache­n sollte. Der Normverbra­uch liegt bei 5,1 Litern; wer die Höchstgesc­hwindigkei­t von immerhin 190 Sachen nicht ausreizt und auch auf den Standard-Sprint von null auf hundert keinen großen Wert legt – der dauert happige 11,2 Sekunden – wird in der Praxis mit ein, zwei Litern über der Norm hinkommen. Was man sich wohl ohne Reue sparen kann, ist das 1300 Euro teure CVT-Getriebe. Der Handschalt­er ist Honda-typisch knackig und macht sogar richtig Laune.

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Fotos: Honda Eigenwilli­g: Das Design des Honda Jazz sticht aus der Masse der Kleinwagen heraus.
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Witzig und praktisch: Die Rücksitze können hochgeklap­pt werden wie im Kino.

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