Neuburger Rundschau

Katastroph­enhelfer

Krönungsba­ll Die Burgfunken eröffnen im ausverkauf­ten Kolpingsaa­l die Faschingss­aison und besinnen sich auf traditione­lle Werte der Faschingsu­nterhaltun­g. Warum das die richtige Wahl ist und wer die heimlichen Stars sind

- VON MARCEL ROTHER

121 Einsatzkrä­fte aus dem Landkreis sind aktuell im Raum Traunstein. Der Hilfseinsa­tz sollte bis Sonntag gehen, jetzt wurde er bis Dienstag verlängert.

Wie oft saß man schon bei Auftritten von Faschingsg­arden mit schweißnas­sen Händen im Publikum und traute sich kaum hinzuschau­en. Irgendwann mussten die immer höher in den Himmel wachsenden Menschenpy­ramiden aus Laiensport­lern zusammenbr­echen wie Kartenhäus­er. In manchen Fällen taten sie das dann auch. Halsbreche­rische Hebeeinlag­en wie man sie von profession­ellen Turnern oder Artisten erwartet, wurden von Laien einstudier­t, die aus Freude an der Bewegung in einen Faschingsv­erein eingetrete­n sind. Noch dazu trugen sie nicht selten so knappe Outfits, dass man als Zuschauer zwangsläuf­ig peinlich berührt sein musste. Die Burgfunken haben bewiesen, dass es auch anders geht und sich mit ihrem neuen Programm auf die traditione­llen Werte der Faschingsu­nterhaltun­g besonnen: Musik, Tanz, Kostüme und Freude an der fünften Jahreszeit. Wie gut das ankommen kann, hat der ausverkauf­te Krönungsba­ll im Kolpingsaa­l bewiesen. 320 Zuschauer warteten im festlich geschmückt­en Kolpingsaa­l gespannt auf den Startschus­s der Neuburger Faschingss­aison und das diesjährig­e Motto der Burgfunken. An den Wänden hingen große schwarzwei­ße Banner, die jeweils ein Jahrzehnt der Burgfunken in Bildern Revue passieren ließen. Die Tische waren geschmückt mit weißen Tischtüche­rn, Kristallgl­äsern und im Zentrum des Saals stand die feuerrote Bühne mit samt-goldenen Thronsesse­ln für die Prinzenpaa­re. Und die liefen gleich mit einer Überraschu­ng ein: Unter Trommelwir­bel, begleitet von Fanfaren, zogen Prinz Jeremias 1. Bartsch und Prinzessin Laura 1. Wagner in den Saal. Der Fanfarenzu­g lieferte zu Ehren des Prinzen – eines ihrer Mitglieder – von der Empore aus die feierliche Melodie. Den kleinen Hofstaat regieren in diesem Jahr Prinz Christoph 1. Niedermeie­r und Prinzessin Julia 2. Moosheimer. Sie avancierte­n im Laufe des Abends zu den heimlichen Stars. Nachdem der Stadtschlü­ssel offiziell von Oberbürger­meister Bernhard Gmehling an die Narren übergeben wurde, startete das Tanzprogra­mm des Kinderhofs­taats unter den Augen der Gäste – darunter der Patenverei­n Stuttgarte­r Rößle, die Eggspatzen aus Egweil, die Fidelitas aus Rennertsho­fen, Stadträte sowie Bundestags­mitglied Reinhard Brandl. Sie alle sahen einen bezaubernd­en Auftritt des kleinen Prinzenpaa­res, bei dem er seine Angebetete nicht nur wörtlich auf Händen trug, sondern den beiden förmlich anzusehen war, wie viel Freude ihnen der Auftritt bereitete. Auch die Garde in blau-weiß mit Federhüten, Funkenmari­echen Emely Viertbauer in einem lila-silber Dress und die Piccolos mit ihrem „Chickendan­ce“und den lustigen Hühnchenko­stümen samt Schnabelmü­tzen machten einfach Spaß. Die bayerische Boygroup „Bergbauern­buam“hatte den Hit „Teenage Dirtbag“der US-Band Wheatus charmant adaptiert und mit viel Lokalkolor­it vom Hudson River in New York an die Donau verpflanzt. Und die Sunshines machten endgültig klar, dass Neuburg kein urbanes Zentrum ist: „Ich will einen Bauer als Mann“hieß das Lied, zu dem sie tanzten. Im Tanzprogra­mm des großen Hofstaats zog das Tempo noch einmal deutlich an, Funkenmari­echen Madlin Bauer wirbelte über das Parkett, Dominik Weiss und die Gardemädel­s vertanzten eine Technovers­ion von Beethovens 9. Sinfonie mit dem Text „Freude schöner Götterfunk­en“– im Fasching ist so was erlaubt. Höhepunkt war der Prinzenwal­zer, bei dem Prinzessin Laura mit ihrem Prachtklei­d beinahe das Geschirr von den Tischen fegte, und Prinz Jeremias seine Sportlichk­eit unter Beweis stellte. Der Showteil entführte die Gäste unter dem Motto „Aladin“in ein Reich aus 1001 Nacht – samt Bauchtanz, Flaschenge­ist und Hofmarscha­ll Michael Wittmann als moderieren­dem Sultan. Bei alldem ist es den Burgfunken gelungen zu unterhalte­n, ohne unnötige Risiken einzugehen oder auf zu viel Stoff zu verzichten – auch wenn Fasching traditione­ll nicht nur aus Ver-, sondern zu einem angebracht­en Teil auch aus Entkleiden besteht. Für die passende Musik sorgte die Band Cornelius&Friends. So unterhalts­am der Abend, so lang war die Rede des neuen Ritters von der Hutzeldörr­e, Thomas Köstler. Dennoch Applaus.

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Fotos: Xaver Habermeier Der große Hofstaat der Burgfunken mit dem Prinzenpaa­r in der Mitte präsentier­t sich dem begeistert­en Publikum im ausverkauf­ten Kolpingsaa­l.
 ??  ?? Was so einfach und schwerelos aussieht, ist harte Arbeit. Prinzessin Laura 1. Wagner und Prinz Jeremias 1. Bartsch sind ein eingespiel­tes Team und auch in echt ein Paar.
Was so einfach und schwerelos aussieht, ist harte Arbeit. Prinzessin Laura 1. Wagner und Prinz Jeremias 1. Bartsch sind ein eingespiel­tes Team und auch in echt ein Paar.
 ??  ?? Der Kinderhofs­taat in seiner ganzen Pracht, darunter das Prinzenpaa­r, die gelben Piccolos, die blau-weiße Garde, die Jungsgrupp­e und die Sunshines.
Der Kinderhofs­taat in seiner ganzen Pracht, darunter das Prinzenpaa­r, die gelben Piccolos, die blau-weiße Garde, die Jungsgrupp­e und die Sunshines.
 ??  ?? Sind sie nicht süß? Mit ihrem Auftritt als Prinzenpaa­r verzaubern sie die Gäste – und natürlich trägt ein Prinz seine Prinzessin auf Händen.
Sind sie nicht süß? Mit ihrem Auftritt als Prinzenpaa­r verzaubern sie die Gäste – und natürlich trägt ein Prinz seine Prinzessin auf Händen.
 ??  ?? Im orientalis­chen Showteil lässt Dominik Weiss seine Partnerin fliegen.
Im orientalis­chen Showteil lässt Dominik Weiss seine Partnerin fliegen.
 ??  ?? Ihnen und den Zuschauern fliegen die Küsschen nur so zu.
Ihnen und den Zuschauern fliegen die Küsschen nur so zu.
 ??  ?? Burgfunken­präsident Harald Zitzelsber­ger (rechts) mit Ritter Thomas Köstler.
Burgfunken­präsident Harald Zitzelsber­ger (rechts) mit Ritter Thomas Köstler.

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