Katastrophenhelfer
Krönungsball Die Burgfunken eröffnen im ausverkauften Kolpingsaal die Faschingssaison und besinnen sich auf traditionelle Werte der Faschingsunterhaltung. Warum das die richtige Wahl ist und wer die heimlichen Stars sind
121 Einsatzkräfte aus dem Landkreis sind aktuell im Raum Traunstein. Der Hilfseinsatz sollte bis Sonntag gehen, jetzt wurde er bis Dienstag verlängert.
Wie oft saß man schon bei Auftritten von Faschingsgarden mit schweißnassen Händen im Publikum und traute sich kaum hinzuschauen. Irgendwann mussten die immer höher in den Himmel wachsenden Menschenpyramiden aus Laiensportlern zusammenbrechen wie Kartenhäuser. In manchen Fällen taten sie das dann auch. Halsbrecherische Hebeeinlagen wie man sie von professionellen Turnern oder Artisten erwartet, wurden von Laien einstudiert, die aus Freude an der Bewegung in einen Faschingsverein eingetreten sind. Noch dazu trugen sie nicht selten so knappe Outfits, dass man als Zuschauer zwangsläufig peinlich berührt sein musste. Die Burgfunken haben bewiesen, dass es auch anders geht und sich mit ihrem neuen Programm auf die traditionellen Werte der Faschingsunterhaltung besonnen: Musik, Tanz, Kostüme und Freude an der fünften Jahreszeit. Wie gut das ankommen kann, hat der ausverkaufte Krönungsball im Kolpingsaal bewiesen. 320 Zuschauer warteten im festlich geschmückten Kolpingsaal gespannt auf den Startschuss der Neuburger Faschingssaison und das diesjährige Motto der Burgfunken. An den Wänden hingen große schwarzweiße Banner, die jeweils ein Jahrzehnt der Burgfunken in Bildern Revue passieren ließen. Die Tische waren geschmückt mit weißen Tischtüchern, Kristallgläsern und im Zentrum des Saals stand die feuerrote Bühne mit samt-goldenen Thronsesseln für die Prinzenpaare. Und die liefen gleich mit einer Überraschung ein: Unter Trommelwirbel, begleitet von Fanfaren, zogen Prinz Jeremias 1. Bartsch und Prinzessin Laura 1. Wagner in den Saal. Der Fanfarenzug lieferte zu Ehren des Prinzen – eines ihrer Mitglieder – von der Empore aus die feierliche Melodie. Den kleinen Hofstaat regieren in diesem Jahr Prinz Christoph 1. Niedermeier und Prinzessin Julia 2. Moosheimer. Sie avancierten im Laufe des Abends zu den heimlichen Stars. Nachdem der Stadtschlüssel offiziell von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling an die Narren übergeben wurde, startete das Tanzprogramm des Kinderhofstaats unter den Augen der Gäste – darunter der Patenverein Stuttgarter Rößle, die Eggspatzen aus Egweil, die Fidelitas aus Rennertshofen, Stadträte sowie Bundestagsmitglied Reinhard Brandl. Sie alle sahen einen bezaubernden Auftritt des kleinen Prinzenpaares, bei dem er seine Angebetete nicht nur wörtlich auf Händen trug, sondern den beiden förmlich anzusehen war, wie viel Freude ihnen der Auftritt bereitete. Auch die Garde in blau-weiß mit Federhüten, Funkenmariechen Emely Viertbauer in einem lila-silber Dress und die Piccolos mit ihrem „Chickendance“und den lustigen Hühnchenkostümen samt Schnabelmützen machten einfach Spaß. Die bayerische Boygroup „Bergbauernbuam“hatte den Hit „Teenage Dirtbag“der US-Band Wheatus charmant adaptiert und mit viel Lokalkolorit vom Hudson River in New York an die Donau verpflanzt. Und die Sunshines machten endgültig klar, dass Neuburg kein urbanes Zentrum ist: „Ich will einen Bauer als Mann“hieß das Lied, zu dem sie tanzten. Im Tanzprogramm des großen Hofstaats zog das Tempo noch einmal deutlich an, Funkenmariechen Madlin Bauer wirbelte über das Parkett, Dominik Weiss und die Gardemädels vertanzten eine Technoversion von Beethovens 9. Sinfonie mit dem Text „Freude schöner Götterfunken“– im Fasching ist so was erlaubt. Höhepunkt war der Prinzenwalzer, bei dem Prinzessin Laura mit ihrem Prachtkleid beinahe das Geschirr von den Tischen fegte, und Prinz Jeremias seine Sportlichkeit unter Beweis stellte. Der Showteil entführte die Gäste unter dem Motto „Aladin“in ein Reich aus 1001 Nacht – samt Bauchtanz, Flaschengeist und Hofmarschall Michael Wittmann als moderierendem Sultan. Bei alldem ist es den Burgfunken gelungen zu unterhalten, ohne unnötige Risiken einzugehen oder auf zu viel Stoff zu verzichten – auch wenn Fasching traditionell nicht nur aus Ver-, sondern zu einem angebrachten Teil auch aus Entkleiden besteht. Für die passende Musik sorgte die Band Cornelius&Friends. So unterhaltsam der Abend, so lang war die Rede des neuen Ritters von der Hutzeldörre, Thomas Köstler. Dennoch Applaus.