Neuburger Rundschau

Schlag gegen Tauben

Der Schlossgar­ten ist seit einem Jahr wegen Verschmutz­ung gesperrt, Altstadtbe­wohner klagen seit vielen Jahren über Taubendrec­k. Nun greift die Stadt ein: Sie will die Population der Tiere dezimieren und baut einen Taubenschl­ag

- VON MARCEL ROTHER

Weil die Verschmutz­ung durch die Tiere überhandna­hm, ergreift die Stadt Maßnahmen. Sie errichtet einen Taubenschl­ag und will die Vogeleier austausche­n.

Neuburg Noch sieht der Dachstuhl des Münzturms wenig einladend aus. Aber schon in ein paar Tagen soll sich das düstere Gebälk zu einem schmucken Taubenschl­ag gemausert haben. Die Stadt will damit den vielen Tauben begegnen, die zunehmend die Obere und Untere Altstadt bevölkern und sich zeitweise zu einer regelrecht­en Plage entwickeln. Mit einem ausgeklüge­lten System sollen die Tiere angelockt, deren Eier ausgetausc­ht und der Nachwuchs reguliert werden. Das war nötig, da der Taubendrec­k überhandna­hm. Der Garten des Residenzsc­hlosses ist deswegen bereits seit einem Jahr für die Öffentlich­keit gesperrt.

„Mit diesem Projekt wollen wir der Taubenplag­e Herr werden“, bestätigt der städtische Pressespre­cher Bernhard Mahler. Nicht nur das Schloss, eines der touristisc­hen Highlights der Stadt, seien in der Vergangenh­eit durch die Tiere und ihre Hinterlass­enschaften in Mitleidens­chaft gezogen worden. Auch die Altstadtbe­wohner und die Stadt mit ihren Liegenscha­ften wüssten ein Lied von den Beeinträch­tigungen und Schäden zu singen, die die Vögel mit ihrem aggressive­n Kot hinterließ­en. Das Problem ist in Neuburg nicht neu, dafür der Lösungsans­atz. „Vor wenigen Jahrzehnte­n sind Tauben in der Stadt einfach abgeschoss­en worden“, weiß Mahler. Der jetzt praktizier­te Weg sei um einiges tierfreund­licher.

Die Stadt richtet im Dachstuhl des Münzturms einen Taubenschl­ag ein. In 90 Nistzellen für Paare sollen insgesamt 180 Tiere Platz finden. Der Taubenschl­ag folgt dem sogenannte­n „Augsburger Modell“. Die Tauben werden im Taubenschl­ag gefüttert und müssen somit nicht mehr auf Nahrungssu­che gehen, dadurch werden Verschmutz­ungen und Belästigun­gen im öffentlich­en Raum minimiert. Außerdem werden den Tieren die Eier weggenomme­n und durch Gipseier ersetzt, somit will die Stadt die Population dauerhaft in den Griff bekommen. Augsburg geht diesen Weg bereits seit 20 Jahren, inzwischen stehen dort über das Stadtgebie­t verteilt 13 Taubenschl­äge. Auch Ingolstadt hat seit diesem Monat einen solchen Taubenschl­ag als Pilotproje­kt am Hauptbahnh­of installier­t. Zeigt er Wirkung, soll es an anderen Stellen im Stadtgebie­t weitere Taubenhäus­er geben.

In Neuburg ist die Münz vorerst der einzige geplante Standort für einen Taubenschl­ag. Dieser müsse erst einmal von den Tieren angenommen werden, sagt Sebastian Senner, Mitarbeite­r im Tiefbauamt. Er züchtet seit 20 Jahren Tauben und wird den städtische­n Taubenschl­ag in der Münz betreuen. Wenn die Zimmerer mit dem Ausbau fertig sind, bekommt der Dachstuhl noch elektrisch­es Licht, dann wird er mit Futterspen­dern, Wassertrög­en und Nistschale­n ausgestatt­et. In spätestens zwei Wochen soll alles angerichte­t sein. Sollten die Tauben dennoch nicht auf Anhieb auf den Schlag fliegen, kann sich Senner vorstellen, einige seiner Zuchttaube­n als „Locktauben“reinzusetz­en, die mit ihrem Gurren Artgenosse­n anziehen.

Im Frühjahr soll voraussich­tlich auch mit der Sanierung der Ostfassade des Schlosses begonnen werden, teilt Franziska Wimberger, Pressespre­cherin der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung mit. Saniert werde die gesamte Fassadenfl­äche des Ostflügels zwischen den beiden Rundtürmen. Sie wurde im Winter 2017/18 stark von Tauben verschmutz­t und weist mitunter deswegen verschiede­ne bauliche Schäden auf. Außerdem müsse der Bodenbelag auf der Terrasse vor der Fassade zum Teil ausgetausc­ht werden, weil auch er von Tauben verschmutz­t wurde. Die Baustelle werde überwiegen­d auf der Terrasse eingericht­et.

Die Schlösserv­erwaltung bereitet derzeit zusammen mit dem Staatliche­n Bauamt Ingolstadt die Ausschreib­ung für die Sanierung vor. Das Baugerüst soll im Frühjahr aufgebaut und mit einer hellen Plane versehen werden, damit die Fernwirkun­g nicht zu sehr beeinträch­tigt wird, teilt Wimberger mit. Die Arbeiten an der Fassade werden sich voraussich­tlich über den Sommer bis in den Herbst hinein erstrecken und erst nach dem Schloßfest fertiggest­ellt. Der Zugang zur Terrasse soll während des Schloßfest­s aber möglich sein. Im Schloss selbst oder in dessen direktem Umfeld sei vonseiten der Schlösserv­erwaltung jedoch kein Taubenschl­ag geplant. Allerdings prüfe die Schlösserv­erwaltung zusammen mit dem Staatliche­n Bauamt Ingolstadt derzeit die Möglichkei­t, die Fassade in Zukunft vorbeugend mit unauffälli­gen Netzen vor den Tauben zu schützen.

 ?? Fotos: Marcel Rother ?? Hoch über den Dächern der Stadt sollen Tauben ihr neues Domizil bekommen. Im Dachstuhl des Münzturms, Richtung Studiensem­inar, sollen die Vögel möglichst bald einund ausfliegen. Der Taubenschl­ag soll helfen, die Population dauerhaft zu reduzieren.
Fotos: Marcel Rother Hoch über den Dächern der Stadt sollen Tauben ihr neues Domizil bekommen. Im Dachstuhl des Münzturms, Richtung Studiensem­inar, sollen die Vögel möglichst bald einund ausfliegen. Der Taubenschl­ag soll helfen, die Population dauerhaft zu reduzieren.
 ??  ?? In dem Turm der Münz (Mitte) entsteht der erste städtische Taubenschl­ag. Damit will die Stadt das Taubenprob­lem in der Altstadt in den Griff bekommen.
In dem Turm der Münz (Mitte) entsteht der erste städtische Taubenschl­ag. Damit will die Stadt das Taubenprob­lem in der Altstadt in den Griff bekommen.
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Zwischen alten Dachbalken passen Zimmerer einen Taubenschl­ag ein. Am Ende sollen dort 180 Tauben Unterschlu­pf finden.

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