Schlag gegen Tauben
Der Schlossgarten ist seit einem Jahr wegen Verschmutzung gesperrt, Altstadtbewohner klagen seit vielen Jahren über Taubendreck. Nun greift die Stadt ein: Sie will die Population der Tiere dezimieren und baut einen Taubenschlag
Weil die Verschmutzung durch die Tiere überhandnahm, ergreift die Stadt Maßnahmen. Sie errichtet einen Taubenschlag und will die Vogeleier austauschen.
Neuburg Noch sieht der Dachstuhl des Münzturms wenig einladend aus. Aber schon in ein paar Tagen soll sich das düstere Gebälk zu einem schmucken Taubenschlag gemausert haben. Die Stadt will damit den vielen Tauben begegnen, die zunehmend die Obere und Untere Altstadt bevölkern und sich zeitweise zu einer regelrechten Plage entwickeln. Mit einem ausgeklügelten System sollen die Tiere angelockt, deren Eier ausgetauscht und der Nachwuchs reguliert werden. Das war nötig, da der Taubendreck überhandnahm. Der Garten des Residenzschlosses ist deswegen bereits seit einem Jahr für die Öffentlichkeit gesperrt.
„Mit diesem Projekt wollen wir der Taubenplage Herr werden“, bestätigt der städtische Pressesprecher Bernhard Mahler. Nicht nur das Schloss, eines der touristischen Highlights der Stadt, seien in der Vergangenheit durch die Tiere und ihre Hinterlassenschaften in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die Altstadtbewohner und die Stadt mit ihren Liegenschaften wüssten ein Lied von den Beeinträchtigungen und Schäden zu singen, die die Vögel mit ihrem aggressiven Kot hinterließen. Das Problem ist in Neuburg nicht neu, dafür der Lösungsansatz. „Vor wenigen Jahrzehnten sind Tauben in der Stadt einfach abgeschossen worden“, weiß Mahler. Der jetzt praktizierte Weg sei um einiges tierfreundlicher.
Die Stadt richtet im Dachstuhl des Münzturms einen Taubenschlag ein. In 90 Nistzellen für Paare sollen insgesamt 180 Tiere Platz finden. Der Taubenschlag folgt dem sogenannten „Augsburger Modell“. Die Tauben werden im Taubenschlag gefüttert und müssen somit nicht mehr auf Nahrungssuche gehen, dadurch werden Verschmutzungen und Belästigungen im öffentlichen Raum minimiert. Außerdem werden den Tieren die Eier weggenommen und durch Gipseier ersetzt, somit will die Stadt die Population dauerhaft in den Griff bekommen. Augsburg geht diesen Weg bereits seit 20 Jahren, inzwischen stehen dort über das Stadtgebiet verteilt 13 Taubenschläge. Auch Ingolstadt hat seit diesem Monat einen solchen Taubenschlag als Pilotprojekt am Hauptbahnhof installiert. Zeigt er Wirkung, soll es an anderen Stellen im Stadtgebiet weitere Taubenhäuser geben.
In Neuburg ist die Münz vorerst der einzige geplante Standort für einen Taubenschlag. Dieser müsse erst einmal von den Tieren angenommen werden, sagt Sebastian Senner, Mitarbeiter im Tiefbauamt. Er züchtet seit 20 Jahren Tauben und wird den städtischen Taubenschlag in der Münz betreuen. Wenn die Zimmerer mit dem Ausbau fertig sind, bekommt der Dachstuhl noch elektrisches Licht, dann wird er mit Futterspendern, Wassertrögen und Nistschalen ausgestattet. In spätestens zwei Wochen soll alles angerichtet sein. Sollten die Tauben dennoch nicht auf Anhieb auf den Schlag fliegen, kann sich Senner vorstellen, einige seiner Zuchttauben als „Locktauben“reinzusetzen, die mit ihrem Gurren Artgenossen anziehen.
Im Frühjahr soll voraussichtlich auch mit der Sanierung der Ostfassade des Schlosses begonnen werden, teilt Franziska Wimberger, Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung mit. Saniert werde die gesamte Fassadenfläche des Ostflügels zwischen den beiden Rundtürmen. Sie wurde im Winter 2017/18 stark von Tauben verschmutzt und weist mitunter deswegen verschiedene bauliche Schäden auf. Außerdem müsse der Bodenbelag auf der Terrasse vor der Fassade zum Teil ausgetauscht werden, weil auch er von Tauben verschmutzt wurde. Die Baustelle werde überwiegend auf der Terrasse eingerichtet.
Die Schlösserverwaltung bereitet derzeit zusammen mit dem Staatlichen Bauamt Ingolstadt die Ausschreibung für die Sanierung vor. Das Baugerüst soll im Frühjahr aufgebaut und mit einer hellen Plane versehen werden, damit die Fernwirkung nicht zu sehr beeinträchtigt wird, teilt Wimberger mit. Die Arbeiten an der Fassade werden sich voraussichtlich über den Sommer bis in den Herbst hinein erstrecken und erst nach dem Schloßfest fertiggestellt. Der Zugang zur Terrasse soll während des Schloßfests aber möglich sein. Im Schloss selbst oder in dessen direktem Umfeld sei vonseiten der Schlösserverwaltung jedoch kein Taubenschlag geplant. Allerdings prüfe die Schlösserverwaltung zusammen mit dem Staatlichen Bauamt Ingolstadt derzeit die Möglichkeit, die Fassade in Zukunft vorbeugend mit unauffälligen Netzen vor den Tauben zu schützen.