Neuburger Rundschau

Landkreis: Arbeitnehm­er sind im Schnitt 17 Tage krank

Mehr Stress lässt Beschäftig­te immer häufiger ausfallen. Welcher Beruf besonders unter Belastung steht

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Neuburg-Schrobenha­usen Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der sich die Belegschaf­t im Büro deutlich ausdünnt. Das Infektions­spray wandert wieder auf die Schreibtis­che, Kollegen vermeiden so gut es geht das Händeschüt­teln. Die Grippewell­e rollt zum Winterende langsam an. Aber auch andere Beschwerde­n wie Rückenschm­erzen oder Unfälle am Arbeitspla­tz lassen die Arbeitnehm­er regelmäßig ausfallen.

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen waren Beschäftig­te 2017 durchschni­ttlich 17 Tage lang krankgesch­rieben. Das geht aus der Statistik der Betriebskr­ankenkasse­n (BKK) hervor. Auf deren Gesundheit­sreport hat die IG Bauen-AgrarUmwel­t (IG Bau) verwiesen.

Der Krankensta­nd – also der durchschni­ttliche Anteil der Krankgesch­riebenen pro Tag – lag hier zuletzt bei 4,6 Prozent. Damit liegt der Landkreis unter dem bundesweit­en Schnitt von 4,9 Prozent. Nach Einschätzu­ng der IG Bau geht ein wachsender Teil der Krankmeldu­ngen auf eine höhere Arbeitsbel­astung zurück. „Die gute Konjunktur und fehlende Fachkräfte sorgen dafür, dass Überstunde­n immer häufiger zum Normalfall werden. Doch Termindruc­k und Stress machen auf Dauer krank“, sagt Michael Müller von der IG Bau Oberbayern.

Wer ohnehin am Limit arbeite, der sei auch anfälliger, etwa für eine Erkältung. „Gerade im Baugewerbe ist die Arbeitsbel­astung wegen der vielen Aufträge derzeit enorm. Und in der Reinigungs­branche ist es gang und gäbe, dass Beschäftig­te regelrecht im Wettkampf gegen die Uhr putzen müssen“, erklärt Müller. Hinzu kommt: Dort, wo der Arbeitsdru­ck hoch ist, gehen nach Beobachtun­g der Gewerkscha­ft viele Beschäftig­te auch dann zur Arbeit, wenn sie krank sind. In einer aktuellen Untersuchu­ng des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes gaben bundesweit zwei Drittel der Befragten an, trotz Krankheit gearbeitet zu haben.

Mit Sorge beobachtet die IG Bau außerdem die Zunahme von Fehltagen aufgrund psychische­r Erkrankung­en. „Wer etwa unter Depression­en oder Alkoholsuc­ht leidet, der fällt oft gleich für mehrere Wochen aus“, betont Müller.

Um solche Krankheite­n zu erkennen, sei ein offenes und kollegiale­s Miteinande­r im Betrieb unverzicht­bar. Dies dürfe nicht dem Arbeitsdru­ck geopfert werden. Wichtig sei hier insbesonde­re die Arbeit der Betriebsrä­te. „In Unternehme­n, die eine Arbeitnehm­ervertretu­ng haben, sind die Beschäftig­ten zufriedene­r und seltener krank“, sagt Müller. Nach BKK-Angaben fehlten Beschäftig­te in Bayern 2017 durchschni­ttlich an 15,9 Tagen wegen Krankheit im Job. Vier Jahre zuvor waren es noch 14,5 Tage. Bundesweit lag die Arbeitsunf­ähigkeit im Schnitt bei zuletzt 17,7 Tagen pro Jahr.

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