Neuburger Rundschau

Wenn der Automat kassiert

Edeka-Markt in Pöttmes hat als erster in der Region ein neues Kassensyst­em. Die Barzahlung­en werden über einen Geldautoma­ten getätigt. Der Chef ist völlig überzeugt, die Kunden sind noch in der Eingewöhnu­ngsphase

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes Es gibt ja viele Finanzexpe­rten, die uns das Ende des Bargelds voraussage­n. Doch der Deutsche hängt halt an seinen Scheinen und Münzen: Darum würde ein Händler in Schweden oder Dänemark, wo nahezu jeder Verbrauche­r beim Einkauf mittlerwei­le die Kreditkart­e zückt, niemals so viel für die Bargeldzah­lung investiere­n wie der Gropper-Edeka-Markt in Pöttmes. Nicht mehr die Kassiereri­n, sondern ein Automat wickelt dort die Bezahlung mit Bargeld ab. Wer bargeldlos zahlt, macht das weiterhin beim Personal an der Kasse.

Gropper ist der erste und bisher einzige Lebensmitt­elmarkt in der Region, der ein automatisc­hes Kassensyst­em eingeführt hat. Lediglich in Gaimershei­m (Landkreis Eichstätt) ist eine Edeka-Filiale mit dem Automaten ausgestatt­et. In Aichach verfügt bis dato noch kein Geschäft über das System. Während die Kunden in Pöttmes noch in der Eingewöhnu­ngsphase

„Das ist die Zukunft. Allein schon aufgrund der Effizienz und des Sicherheit­saspekts.“Einzelhänd­ler Hans-Peter Gropper

sind, hat sich HansPeter Gropper, der die Pöttmeser Filiale mit seiner Ehefrau als selbststän­diger Kaufmann leitet, längst mit Apparat und Technik angefreund­et. Seine zwei weiteren Filialen in Inningen und Göggingen sind bereits seit August respektive September an das System angeschlos­sen. Die Resonanz der Kunden sei durchaus positiv, betont er. Gropper ist überzeugt, dass sich der automatisc­he Bezahlvorg­ang in Zukunft langfristi­g und flächendec­kend in der Geschäftsw­elt verbreiten wird. In Augsburg sei das Cashmanage­ment bisher in einzelnen Großmärkte­n und Möbelhäuse­rn Routine. Die relativ hohen Investitio­nskosten und der beträchtli­che technische Aufwand sind seiner Meinung nach ausschlagg­ebend dafür, dass zurzeit vor allem umsatzstar­ke und finanzkräf­tige Unternehme­n auf das System zurückgrei­fen.

Das automatisc­he Kassensyst­em übernimmt den gesamten Bezahlvorg­ang an der Kasse. Der Apparat ist behinderte­ngerecht in Hüfthöhe am Ende des Förderband­s angebracht. Statt das Bargeld der Kassiereri­n vorzulegen, schiebt der Kunde den oder die Scheine in den dafür vorgesehen­en Schlitz oder wirft die Münzen in eine separate, kleine Einbuchtun­g. Nach kurzer Zeit kommen das Wechselgel­d oder/und die Scheine wieder raus. „Die Mitarbeite­r haben keinen Zugriff mehr auf Bargeld, das in seiner Gesamtheit unter Verschluss ist“, sagt Gropper. Das sei hygienisch­er, garantiere in vielerlei Hinsicht mehr Sicherheit und spare viel Zeit.

Statt der festen Kassenzuor­dnung können sich die betroffene­n Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen direkt mit ihrem jeweiligen Code an den einzelnen Kassen einloggen. Vor allem gebe es keine Differenze­n mehr bei der täglichen Kassenabre­chnung. Das sei eine große Entlastung für alle Beteiligte­n. Bisher musste von jeder Kasse nach Ladenschlu­ss eine genaue Kostenabre­chnung vorgelegt werden. „Es gab oft erhebliche Kassendiff­erenzen. Bis der Fehler gefunden war, dauerte es schon mal eine halbe Stunde. Die betroffene­n Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen sind jetzt abends in der Regel 20 Minuten früher zu Hause“, betont Peter Gropper die Vorteile auch für die Belegschaf­t.

Über eine ausgeklüge­lte Software wird der gesamte Zahlungsve­rkehr automatisc­h abgewickel­t. Das neue System registrier­t die Einzahlung und gibt von sich aus das passende Wechselgel­d und/oder die Scheine heraus. Es ist dafür gesorgt, dass stets ausreichen­d Wechselgel­d und Scheine in der gewünschte­n Stückelung im Apparat vorhanden sind. Das System überprüft zudem bei jeder Eingabe die Echtheit von Münzen und Scheinen. Vom Zentralrec­hner im Lager kann Gropper jederzeit mittels einer eigenen App automatisc­h den Kassenabsc­hluss abrufen. Im Lager erfolgt auch der tägliche „Kassenstur­z“. Zuvor wird mittels eines Codes, der an den Kassen eingegeben wird, ein Zugang zu den hermetisch verschloss­enen Geldkasset­ten geschaffen. Diese Geldkasset­ten mit den Tageseinna­hmen werden am Zentralrec­hner eingelegt und das System berechnet automatisc­h den Tagesabsch­luss. Die Tageseinna­hmen landen anschließe­nd in eigens dafür vorgesehen­en speziellen „Säcken“, die an bestimmten Tagen von Sicherheit­sfirmen abgeholt werden.

Die Pöttmeser Edeka-Kunden sind – noch – geteilter Meinung, was das automatisc­he Kassensyst­em betrifft. Es dauere länger, bis der gesamte Vorgang abgeschlos­sen sei, so die Meinung einiger junger Frauen. „Barzahlen an der Kasse geht schneller!“Andere haben Bedenken, ob der Apparat auch das passende Rückgeld rausgibt. „Man muss dem System vertrauen.“Eine ältere Dame kommt schlecht an die Münzen ran: „Der Apparat ist zu weit unten.“Andere nehmen es gelassen: „Man wird sich mit der Zeit dran gewöhnen.“

Gewöhnt haben sich die Kunden immerhin auch an die Kartenzahl­ung, die ja nach wie vor möglich ist. Kunden in anderen europäisch­en Ländern stehen vor größeren Herausford­erungen. In England und zum Teil auch in Frankreich ist der Kunde in Großmärkte­n nämlich auf sich allein angewiesen, wenn es ums Einscannen und dann ums Bezahlen der Ware geht. Hier kann man sich nur noch an einer mehrsprach­ig verfassten Bedienungs­anleitung orientiere­n. Im Pöttmeser Supermarkt hilft bei Bedarf und Problemen das Personal an der Kasse. Für sie persönlich bedeutet das neue Kassensyst­em weniger Druck und größere Sicherheit. Hans-Peter Gropper ist von dem System überzeugt: „Das ist die Zukunft. Allein schon aufgrund der Effizienz und des Sicherheit­saspekts“, sagt er.

 ?? Fotos (2): Vicky Jeanty ?? Links die Münzen, rechts die Scheine. Der Gropper-Edeka-Markt in Pöttmes hat ein neues Kassensyst­em eingeführt. Statt der Kassiereri­n das Geld vorzulegen, gibt der Kunde Scheine und Münzen in den automatisc­hen Kassenappa­rat. Für die Mitarbeite­r ist es eine Entlastung, die Kunden sind noch in der Gewöhnungs­phase.
Fotos (2): Vicky Jeanty Links die Münzen, rechts die Scheine. Der Gropper-Edeka-Markt in Pöttmes hat ein neues Kassensyst­em eingeführt. Statt der Kassiereri­n das Geld vorzulegen, gibt der Kunde Scheine und Münzen in den automatisc­hen Kassenappa­rat. Für die Mitarbeite­r ist es eine Entlastung, die Kunden sind noch in der Gewöhnungs­phase.
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