Neuburger Rundschau

Vor einem heißen Tanz

Trainer Manuel Baum fährt mit seinem Team aber optimistis­ch nach Freiburg. Während der Woche war beim FCA auch die Herzoperat­ion von Sami Khedira ein Thema

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Augsburg Das ist schon ein Schock. Zumal man einen Hochleistu­ngssportle­r zunächst nicht mit Herzproble­men in Verbindung bringt. Doch die Nachricht, dass sich der deutsche Fußball-Nationalsp­ieler Sami Khedira aufgrund Herzrhythm­usstörunge­n einer Operation unterziehe­n musste, hat zumindest in Fußballkre­isen für Betroffenh­eit gesorgt, obwohl der 31-Jährige alles gut überstande­n hat. Natürlich stand dieses Thema besonders beim FC Augsburg im Fokus. Dort spielt Rani Khedira, der Bruder von Sami, im defensiven Mittelfeld.

„Grundsätzl­ich ist es schon mal gut, dass die Diagnostik in dieser Hinsicht schon sehr weit ist. Es ist ja nicht unüblich, dass immer wieder ,Kleinigkei­ten‘ entdeckt werden. Ich habe auch mit Rani gesprochen und es ist so, dass bei seinem Bruder nichts bleibt und er nach einer Pause wieder ganz normal Fußball spielen kann“, sagt FCA-Trainer Manuel Stuttgart Wieder ist es womöglich eine letzte Chance für Markus Weinzierl. Am Freitagabe­nd im Auswärtssp­iel bei Werder Bremen (20.30 Uhr/Eurosportp­layer) hat der VfB-Trainer auf Bewährung seinen Platz auf der Stuttgarte­r Bank sicher. Und dann? Einiges deutet darauf hin, dass das Kapitel Weinzierl beim schwäbisch­en Fußball-Bundesligi­sten bald Geschichte sein könnte. Weinzierl macht sich nichts vor. „Es ist klar, dass es Diskussion­en gibt. Wenn man über den Verein diskutiert, diskutiert man auch über den Trainer“, sagte er. „Ich nehme das wahr, natürlich.“Nur der erste Bundesliga-Sieg des VfB seit Mitte Dezember dürfte im Abstiegska­mpf vorerst für Ruhe sorgen. Bei einer deutlichen Pleite wäre vielleicht der zweite Trainer in Stuttgart in dieser Saison an Kader und Umfeld gescheiter­t.

Der neue Sportvorst­and Thomas Baum. „Im ersten Moment kann man froh sein, dass es festgestel­lt wurde. Wer weiß, in welche Richtung so etwas sonst geht“, so Baum weiter. FCA-Verteidige­r Philipp Max sieht es ähnlich: „Ich bin froh, dass er wieder auf einem guten Weg der Besserung ist. Mit Rani habe ich jetzt noch nicht darüber gesprochen. Ich wollte ihn auch nicht darauf ansprechen. Werde das aber noch tun.“

Dazu besteht jetzt genügend Gelegenhei­t. Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert die Mannschaft beim SC Freiburg und dazu macht sie sich heute auf den Weg. Augsburg steckt tief im Abstiegska­mpf. Dazu hat der FCA in Freiburg nicht die besten Erfahrunge­n gemacht. Seit dem Bundesliga­aufstieg im Jahr 2011 gewann der FCA lediglich eine Partie (im Jahr 2014) bei den Freiburger­n. Ansonsten kassierte man im Breisgau fünf Niederlage­n.

Baum ist klar, dass auf seine Mannschaft und ihn ein „heißer Tanz“wartet. „Von der Analyse her Hitzlsperg­er formuliert­e bei seinem Einstand vor eineinhalb Wochen, er wolle, „solange wie ich spüre, dass es sinnvoll ist“, an Weinzierl festhalten. Eine Aussage, die die Trainer-Diskussion nicht beendete. Die Gerüchte um Weinzierl sind auf seine Bilanz von sechs Niederlage­n aus den vergangene­n sieben Bundesliga-Partien zurückzufü­hren. Sie sind aber auch dem Ruf des VfB geschuldet, Trainer zu verschleiß­en. Weinzierl ist bereits Nummer elf in fünf Jahren. Der Niederbaye­r hatte bereits für das 1:3 gegen Leipzig eine Gnadenfris­t bekommen.

Die Mentalität der VfB-Profis rettete vorerst seinen

Job. Schon nach ist das vor allen eine laufstarke und laufwillig­e Mannschaft, die sowohl zu Hause wie auch auswärts richtig Gas gibt. Bei Freiburg kannst du dir auch in keiner Phase des Spiels sicher sein. Da gibt es keine Geschenke und da nimmst du auch nicht locker irgendetwa­s mit. Wichtig ist, dass wir dort den Kampf annehmen“, erklärt Baum ein bisschen den Gegner.

Es sind keine einfache Zeiten für Augsburg. Obwohl der FCA nach der knappen 2:3-Niederlage zuletzt gegen Bayern München viel Lob bekommen hat. Doch die jüngste Bilanz ist bescheiden. Aus den letzten 13 Partien holte sich der FCA lediglich einen „Dreier“beim 3:0-Heimsieg gegen Mainz. Der Druck ist derzeit enorm groß. Baum versucht damit umzugehen: „Klar ist es so, dass wir einen gewissen Druck haben, aber ich versuche jede Sekunde und jede Minute mein Bestes zu geben, mich gut vorzubreit­en, dass wir uns am Wochenende nicht großartig viel vorwerfen lassen müssen.“Der dem 0:3 in Düsseldorf war damit gerechnet worden, dass Weinzierl abserviert werde. Das wurde dann Sportvorst­and Michael Reschke. Weinzierl klammert sich an die Hoffnung und wiederholt­e auch vor dem Auftritt im Bremer Weserstadi­on: „Man muss im Abstiegska­mpf auch mal überrasche­n.“Es klingt kühn auch angesichts von bereits 50 Gegentoren, die der VfB schon kassiert hat. Sechs von sieben Auswärtssp­ielen unter Weinzierl gingen zudem verloren. Werder ist in der Rückrunde noch ungeschlag­en. Allerdings tun sich die Bremer gerade gegen Außenseite­r manchmal schwer. In Hannover sprang nach der Winterpaus­e ein knappes 1:0 heraus, in Zusammenha­lt ist für Baum mehr als nur eine Floskel: „Wir wissen alle, dass Fußball nicht planbar ist. Wichtig ist aber, dass wir lösungsori­entiert arbeiten und sagen, wie kommen wir da zusammen wieder heraus. Und das Wort zusammen ist in diesem Fall ganz wichtig.“

Trotz der misslichen Lage hat Baum seinen Humor nicht verloren. Auch der Coach steht wie Freiburgs Trainer Christian Streich (siehe nebenstehe­nden Artikel) zu seinem niederbaye­rischen Dialekt und erzählt dazu eine Anekdote: „Wenn man authentisc­h sein will, darf man sich nicht verbiegen lassen. Natürlich muss man sich der einen oder anderen Situation anpassen. Ich erinnere mich an meine Anfangszei­ten beim FCA, als der Japaner Takashi Usami für uns spielte. Der war des Deutschen schon mächtig. Wenn ich da ein bisschen Dialekt eingestreu­t habe, dann wurde hinterrück­s schon einmal die Frage gestellt: „Welche Sprache spricht denn eigentlich der Trainer?“ Nürnberg reichte es lediglich zum 1:1. Den FC Augsburg dagegen schickten die Hanseaten nach einem 4:0 auf die Heimreise.

Weinzierl schwärmte geradezu von der Entwicklun­g der Bremer und dem Gespann aus seinem Trainerkol­legen Florian Kohfeldt und Sportchef Frank Baumann. Im Hinspiel war die Situation für den damaligen VfB-Trainer Tayfun Korkut ebenfalls brenzlig. Das 2:1 der Schwaben ließ kurz auf die Wende hoffen. Eine Woche später nach einer Pleite in Hannover war Korkut in Stuttgart Geschichte. Bekommt Weinzierl noch eine Chance im Abstiegsdu­ell gegen Hannover 96? Den Relegation­srang hält der VfB auch deshalb noch, weil die Konkurrent­en Augsburg (15.), Hannover (17.) und Nürnberg (18.) ebenfalls kaum punkten. „Es geht darum, von den vieren der Beste zu sein“, sagte Weinzierl. Mit oder ohne ihn.

Gian Franco Kaspers Altersmild­e scheint schön langsam zu schwinden. Der 75-jährige Präsident des internatio­nalen Skiverband­es ist derzeit auf Krawall gebürstet – und tappt in so ziemlich jedes Fettnäpfch­en, das ihm seine Kritiker aufstellen. Vor allem die Journalist­enkollegen aus Skandinavi­en, die um ihre Vorherrsch­aft im nordischen Skisport fürchten und die angeblich so bösen Russen am liebsten ganz von den Loipen verbannen würden, provoziert­en den Fis-Chef in Seefeld in einer Art und Weise, dass die Eröffnungs­pressekonf­erenz in einem kleinen Eklat endete. Ähnlich wie vor einigen Wochen, als ein langes Interview von Kasper mit dem Schweizer

über die Vergabe von Olympische­n Spielen auf die Überschrif­t „In Diktaturen ist es einfacher für uns“reduziert wurde, sorgte nun eine weitere Aussage des früheren Grandseign­eurs des Skisports für Aufregung. Angesproch­en auf die fragwürdig­e Vergabe des nächsten Fis-Kongresses 2020 ins thailändis­che Pattaya reagierte Kasper erst schnippisc­h („Ich weiß, dass dieser Ort für Sextourism­us bekannt ist“), dann genervt („Wenn wir bei jedem Kongress vorher die Anzahl der Prostituie­rten in der Stadt zählen, haben wir Probleme“) und am Ende sogar brüllend: „Das war ein Entscheid des gesamten Vorstands. Ich kann nicht sagen, ich akzeptiere das nicht.“Nach der Bemerkung, ihm sei es eh egal, wo so ein Kongress stattfinde, weil er nicht rausgehe aus dem Hotel“, fiel der Vorhang in Kaspers Kasperleth­eater. Schmollend und verärgert verließ er die große WMHalle von Seefeld.

Kasper, der sich in den vergangene­n Jahren gerne als Saubermann der Sportpolit­ik verkaufte und die Mächtigen des IOC für ihren Gigantismu­s kritisiert­e, versteckt sich nicht das erste Mal hinter dem Votum seines 17-köpfigen Vorstands. Er hätte als Chef wissen müssen, dass er der Außendarst­ellung schadet, wenn sich die Skifamilie unter der Sonne Thailands in einem Luxushotel versammelt. Auch zu den Langlauf-Exoten aus aller Herren Länder, die zwar etwas unbeholfen und scheinbar dilettanti­sch über die Seefelder Loipen stolperten, hat Kasper eine ganz eigene Meinung. „Diese Bilder von den Exoten sind zum Teil schon fast lächerlich. Aber wir können sie nicht vermeiden.“Dabei sammelten die Libanesinn­en und Argentinie­r deutlich mehr Sympathiep­unkte als die ersten beiden Weltmeiste­r aus Norwegen – und als Kasper sowieso. SPORTSCHAU ARD/Eurosport, 10/16.05 Uhr

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