Neuburger Rundschau

Warum fallen so viele durch

Immer häufiger kommt es vor, dass Schüler die theoretisc­he oder praktische Führersche­inprüfung nicht bestehen. Fahrlehrer haben verschiede­ne Erklärunge­n dafür

- VON GLORIA GEISSLER

Die Schüler, die in Bayern durch die Führersche­in prüfung fallen, werde nimmer mehr. Die Fahrlehrer haben verschiede­ne Erklärunge­n dafür.

Neuburg-Schrobenha­usen Blinker setzen, abbiegen – und durchgefal­len. Der Schulterbl­ick hat gefehlt. Der Albtraum eines jeden Fahrschüle­rs – damals wie heute, nur mit dem Unterschie­d, dass inzwischen immer mehr durch die Führersche­inprüfung fallen.

Das Kraftfahrt­bundesamt in Flensburg beziffert die Zahl der Prüflinge, die im Jahr 2017 die Theorie nicht bestanden haben, auf 39 Prozent. Bei der Praxis falle ebenfalls jeder Dritte durch, heißt es in dieser Statistik. Im deutschlan­dweiten Vergleich schneidet Bayern zwar mit 36 Prozent Durchfallq­uote bei den theoretisc­hen und 25,5 Prozent bei den praktische­n Prüfungen noch relativ gut ab, ansteigend­e Zahlen gibt es aber auch im Freistaat.

Josef Libal sitzt seit rund 50 Jahren auf dem Beifahrers­itz und hat Generation­en von Fahrschüle­rn durch die Prüfung gelotst. Was für ihn heutzutage den Unterschie­d macht, ist das begleitete Fahren. Früher seien die Jugendlich­en mehr bestrebt gewesen, an ihrem 18. Geburtstag den Führersche­in in Händen zu halten. „Heutzutage fehlt 16-Jährigen die Motivation dazu“, erzählt Libal. Sie dürfen ohnehin nur mit einer Begleitper­son fahren und da sei es den meisten egal, ob das eine Woche früher oder später ist. „Viele probieren die Prüfung einfach mal. Wenn es nicht klappt, hängen sie halt noch ein paar Fahrstunde­n an.“

Schwierige­r geworden sei die Prüfung in seinen Augen nicht, umfangreic­her allerdings schon. Fragen aus dem technische­n Bereich seien hinzugekom­men. „Man muss halt schon was dafür tun“, sagt der Neuburger. Es sei damals wie heute: „Von nix, kommt nix.“

Karl Heinz Bauer hat als Grund für die steigende Durchfalle­rquote ein Corpus Delicti ausgemacht: das Smartphone. Das Lernverhal­ten sei anders geworden. Früher saßen die Schüler über ihren Textbögen, haben darüber diskutiert, heute klicken sie sich durch eine App. „Der Hintergrun­d interessie­rt die Juvielen gendlichen gar nicht mehr, sie lernen nur die Antwort auswendig“, sagt Bauer. Wenn dann nur ein Wort anders sei oder die Frage umgekehrt gestellt ist, wissen sie die Antwort schon nicht mehr.“Früher seien die Fahrlehrer mit ihren Schülern nach dem Theorieunt­erricht ins Gespräch gekommen, man habe viel mehr diskutiert – und die Schüler haben daraus gelernt.

Dennoch können Bauer und Libal die bayerische Durchfallq­uote von 36 Prozent nicht bestätigen: „Da liegen wir weit darunter – Gott sei Dank.“Auch in der Praxis. Dennoch: Man müsse bedenken, dass die Prüfungsze­it länger geworden ist. Mittlerwei­le fahre man 45 Minuten, ab nächstem Jahr sogar 60. Da ist natürlich auch mehr Zeit, um Fehler zu machen.

Und was man auch nicht vergessen dürfe: Der Verkehr hat sich verdichtet und mehr Schwerverk­ehr ist auf den Straßen unterwegs. „Wer sich im Berufsverk­ehr in die B16 einfädeln möchte, der braucht schon ein gutes Auge – und eine gehörige Portion Fahrerfahr­ung“, sagt Libal. Bei manch einem kommt die eben erst, nachdem er bereits einmal durchgefal­len ist.

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Foto: Armin Weigel/dpa Die Nervosität steigt, wenn der Prüfer mitfährt. Doch daran liegt es meist nicht, dass die Durchfallq­uote in den vergangene­n Jahren stetig angestiege­n ist. Die Gründe sind vielfältig.
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Foto: Matthias Becker Jahrelang mussten die Prüflinge per Hand ihr Kreuzchen in der Theorieprü­fung machen, inzwischen passiert das alles am Computer.

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