Neuburger Rundschau

Im Hepatitis-Skandal wird noch ermittelt

Viele Menschen haben sich in Donauwörth infiziert. Wie der Stand heute ist

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Gut vier Monate nach Bekanntwer­den der enorm hohen Zahl von Infektione­n mit der Leberentzü­ndung Hepatitis C am Krankenhau­s in Donauwörth gibt es nun eine erste medinische Bilanz. Von 1714 gefährdete­n Patienten des Krankenhau­ses wurden 61 identifizi­ert, die sich mit dem Virus angesteckt haben. Bei 42 ergab die Blutanalys­e, dass sie mit sehr hoher Wahrschein­lichkeit von einem Anästhesis­ten angesteckt wurden, der bis zum April 2018 im Krankenhau­s Narkosen setzte. Dieser war selbst Träger des Virus und medikament­enabhängig und hat Patienten wohl bei Operatione­n infiziert.

„Da diese 42 Betroffene­n den gleichen Genotyp und den gleichen Subtyp des Virus aufweisen, ist klar, dass sie sich alle bei derselben Quelle angesteckt haben müssen“, sagt Rainer Mainka vom Gesundheit­samt Donau-Ries. Die einzige bisher ermittelte Infektions­quelle ist der ehemalige Arzt, der zehn Jahre lang in Donauwörth am Krankenhau­s tätig war und dabei ertappt wurde, wie er sich im OP selbst eine Spritze setzte.

Mainka betont, dass dies lediglich eine medizinisc­he Einschätzu­ng ist und keine strafrecht­liche. Bei sechs weiteren Patienten konnte der Subtyp nicht mehr festgestel­lt werden. Bei diesen ist es aber trotzdem wahrschein­lich, dass sie die gleiche Infektions­quelle haben. Alle weiteren Fälle waren bereits in Behandlung, als der Skandal um den ehemaligen Mediziner in Donauwörth aufkam – das Virus war nicht mehr im Blut nachzuweis­en.

Während das Gesundheit­samt aktuell den Betroffene­n diese Informatio­nen schriftlic­h mitteilt, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Augsburg weiter. „Die Ermittlung­en sind sehr aufwendig, da wir jeden Fall einzeln aufarbeite­n müssen“, sagt Pressespre­cher und Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai. Jeder Infizierte werde befragt und ein möglicher Infektions­weg müsse überprüft werden. Zudem werden wohl Gutachter benötigt, um eine mögliche Anklage zu stützen.

Unterdesse­n haben sich Betroffene rechtliche­n Beistand geholt. Roland Aigner von der Kanzlei Willi & Janocha vertritt zehn Betroffene. Für sie versucht er, gegenüber der Klinik Rechtsansp­rüche und einen möglichen Schadeners­atz durchzuset­zen. Da hier eine Haftpflich­tversicher­ung greift und diese wiederum auf die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft wartet, gibt es hier keine Entscheidu­ngen oder Zahlungen.

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Foto: Iszo Vorbereitu­ngen für die Narkose im Donauwörth­er Krankenhau­s.

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