Im Hepatitis-Skandal wird noch ermittelt
Viele Menschen haben sich in Donauwörth infiziert. Wie der Stand heute ist
Donauwörth Gut vier Monate nach Bekanntwerden der enorm hohen Zahl von Infektionen mit der Leberentzündung Hepatitis C am Krankenhaus in Donauwörth gibt es nun eine erste medinische Bilanz. Von 1714 gefährdeten Patienten des Krankenhauses wurden 61 identifiziert, die sich mit dem Virus angesteckt haben. Bei 42 ergab die Blutanalyse, dass sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von einem Anästhesisten angesteckt wurden, der bis zum April 2018 im Krankenhaus Narkosen setzte. Dieser war selbst Träger des Virus und medikamentenabhängig und hat Patienten wohl bei Operationen infiziert.
„Da diese 42 Betroffenen den gleichen Genotyp und den gleichen Subtyp des Virus aufweisen, ist klar, dass sie sich alle bei derselben Quelle angesteckt haben müssen“, sagt Rainer Mainka vom Gesundheitsamt Donau-Ries. Die einzige bisher ermittelte Infektionsquelle ist der ehemalige Arzt, der zehn Jahre lang in Donauwörth am Krankenhaus tätig war und dabei ertappt wurde, wie er sich im OP selbst eine Spritze setzte.
Mainka betont, dass dies lediglich eine medizinische Einschätzung ist und keine strafrechtliche. Bei sechs weiteren Patienten konnte der Subtyp nicht mehr festgestellt werden. Bei diesen ist es aber trotzdem wahrscheinlich, dass sie die gleiche Infektionsquelle haben. Alle weiteren Fälle waren bereits in Behandlung, als der Skandal um den ehemaligen Mediziner in Donauwörth aufkam – das Virus war nicht mehr im Blut nachzuweisen.
Während das Gesundheitsamt aktuell den Betroffenen diese Informationen schriftlich mitteilt, ermittelt die Staatsanwaltschaft Augsburg weiter. „Die Ermittlungen sind sehr aufwendig, da wir jeden Fall einzeln aufarbeiten müssen“, sagt Pressesprecher und Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Jeder Infizierte werde befragt und ein möglicher Infektionsweg müsse überprüft werden. Zudem werden wohl Gutachter benötigt, um eine mögliche Anklage zu stützen.
Unterdessen haben sich Betroffene rechtlichen Beistand geholt. Roland Aigner von der Kanzlei Willi & Janocha vertritt zehn Betroffene. Für sie versucht er, gegenüber der Klinik Rechtsansprüche und einen möglichen Schadenersatz durchzusetzen. Da hier eine Haftpflichtversicherung greift und diese wiederum auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wartet, gibt es hier keine Entscheidungen oder Zahlungen.