Achtung Überdiagnostik
Zu „Wenn schon Schüler an Depressionen leiden“(Bayern) vom 11. April:
Es ist sicher gut, wenn die Schule psychische Erkrankungen thematisiert, sodass Schüler bspw. eine Depression leichter für sich zu erkennen in der Lage sind. Aber gerade bei der Aufklärung zu dieser angeblich neuen „Volkskrankheit“lauern Gefahren. Einmal, dass Depressionen biologisch statt in ihrer psychosozialen Komplexität erklärt werden. Zum anderen daraus, dass die Depressionsdiagnose heute oftmals zu schnell ausgesprochen bzw. angenommen wird. Überdiagnostik führt aber zu nicht notwendigen bzw. falschen Therapien, wobei der Griff zu Antidepressiva oft einen Teufelskreis eröffnet, aus dem man nur schwer wieder herausfindet. Auch den genannten Zahlen (bis zu zehn Prozent betroffene Schüler?) ist zu misstrauen, dienen sie doch oftmals lediglich zur Rechtfertigung höchst zweifelhafter medikamentöser Behandlungen. Dipl.-Psych. Jürgen Karres, Landsberg