Das sind die derzeit aussichtsreichsten Bewerber bei den amerikanischen Demokraten
● Joe Biden Tritt er an, oder tritt er nicht an? Joe Biden, der Alt-Star im Rennen ums Weiße Haus, macht es spannend. Seit 45 Jahren ist der Sohn eines Autoverkäufers in der Politik aktiv. Ex-Präsident Barack Obama diente er als Stellvertreter, verzichtete nach dem Krebstod seines Sohnes aber auf eine Bewerbung um die Nachfolge. Der 76-jährige Mann der Mitte kommt bei der Arbeiterschaft gut an. Sein kumpeliger Stil mit Umarmungen und Küssen bereitet ihm allerdings Probleme, nachdem sich mehrere Frauen darüber beschwert haben. Trotzdem wäre er wohl Spitzenreiter. Die Auguren erwarten, dass er nach Ostern seine Kandidatur ankündigt.
● Bernie Sanders Seine Anhänger feiern ihn als Vorkämpfer der Gerechtigkeit. Seine Gegner dagegen sehen in dem 77-jährigen parteilosen Senator aus dem Bundesstaat Vermont einen wütenden Sozialisten. Bernie Sanders polarisierte schon im Jahr 2016, als er im Vorwahlkampf gegen Hillary Clinton unterlag. Inzwischen sind die Demokraten nach links gerückt, und seine Forderungen nach einer steuerfinanzierten allgemeinen Krankenversicherung, kostenlosem Studium und höheren Steuern auf Erbschaften klingen nicht mehr so exotisch. Doch Sanders hat Konkurrenz von jüngeren Linken bekommen, und bei den schwarzen Wählern kommt er nicht so gut an.
● Pete Buttigieg „Er ist dieselbe Person im Privatleben wie im Wahlkampf“, hat Ehemann Chasten über Pete Buttigieg gesagt. Der 37-Jährige wäre bei einer Wahl nicht nur der jüngste, sondern auch der erste offen schwule US-Präsident. Weil sein Vater zudem aus Malta einwanderte und Buttigieg sich nicht vor dem Militärdienst drückte, sondern in Afghanistan diente, verkörpert der Bürgermeister von South Bend in vielerlei Hinsicht das Gegenbild zu Donald Trump. Seine natürliche, moderne Art und Internetpräsenz haben ihm viele Sympathien eingebracht. Kritiker halten ihn gleichwohl politisch für zu unerfahren.
● Elizabeth Warren Wer mit Elizabeth Warren diskutiert, sollte die Fakten präsent haben. Von allen Bewerbern fährt die Professorin und Senatorin von Massachusetts die substanziellste Kampagne. Die 69-jährige Frau steuert auf linkem Kurs, aber ihre Vorschläge zur Bankenregulierung, Zerschlagung von Internet-Giganten oder einer siebenprozentigen Unternehmenssteuer sind bis ins Detail durchdacht. Trotzdem hatte Warren einen
schwachen Start und konnte nur ein Drittel der Spenden von Sanders einsammeln. Ihr missglückter Versuch, eine Abstammung von den Cherokee-Ureinwohnern nachzuweisen, hat ihr viel Spott eingebracht.
● Kamala Harris „Wenn sie eine Aktie wäre, würde ich sie kaufen“, hat Jim Messina, der Ex-Kampagnen-Manager von Barack Obama, über Kamala Harris gesagt: „Sie ist die Antithese zu Trump.“Tatsächlich bringt die Senatorin von Kalifornien gute Voraussetzungen mit, um in den kommenden Monaten noch mehr Unterstützung zu sammeln. Sie ist als Tochter eines Wirtschaftsprofessors aus Jamaika und einer indischstämmigen Ärztin attraktiv für weibliche und migrantische Wähler, mit 54 Jahren deut
lich jünger als viele Mitbewerber und entzieht sich einer ideologischen Zuordnung. Außerdem ist sie eine brillante Rhetorikerin.
● Beto O’Rourke Noch immer kreuzt er überraschend in Coffeeshops auf, steigt auf einen Stuhl und begeistert die Zuhörer mit einer Stegreifrede. Beto O’Rourke, der im Herbst knapp einen Sensationserfolg bei den Senatorenwahlen in Texas verpasste, hat sein Charisma nicht verloren. Allerdings ist der 46-Jährige nicht mehr das einzige frische Gesicht in der Bewerberschar. Seine auf die eigene Geschichte zugeschnittene Kampagne mit einer Personality-Story in „Vanity Fair“macht ihn menschlich sympathisch, nährt aber Zweifel an seiner politischen Substanz. Auch dass er Ölbohrungen im Golf von Mexiko nicht verbieten wollte, hat ihm Kritik eingebracht. (doe)