Neuburger Rundschau

„Nach Hollywood wollte ich eher nicht“

Das Interview am Montag Interview Elmar Wepper hat privat die Welt bereist, ist aber ansonsten München treu geblieben. Am Dienstag wird der Schauspiel­er 75. Er erzählt von seiner Karriere, was er von seinem Bruder Fritz hält und warum er so gerne gartelt

- Interview: Josef Karg

„Der 70. Geburtstag ist der letzte Geburtstag, den man noch mit dem Blick nach vorne feiern kann, beim 80. wird das bestimmt schwerer.“Das haben Sie vor fünf Jahren gesagt. Wie ist es denn mit dem 75. Geburtstag?

Elmar Wepper: Der liegt mittendrin. Jedenfalls natürlich habe ich mir eine gewisse Neugier bewahrt und schaue noch ein bisserl nach vorne. Auf der anderen Seite weiß man, statistisc­h gesehen wird es etwas enger. Man kommt so langsam auf die Zielgerade. Aber wenn man im letzten Streckenab­schnitt nicht zu viel Gas gibt, kann das, wenn man Glück hat, auch noch eine sehr schöne Zeit werden. Also, ich freue mich auf die Jahre, die da noch kommen.

Wie und wo gedenken Sie zu feiern? Wepper: Diesmal wird’s kein großes Fest. Die letzten runden und halbrunden Geburtstag­e, also den 60., 65. und 70. habe ich im erweiterte­n Freundeskr­eis gefeiert. Diesmal haben meine Frau und ich gesagt: Wir machen das nur zweit. Wir fahren nach Portugal an einem Ort, wo wir gerne sind, und machen uns ein paar schöne Tage. Das heißt: Golf spielen, guten Wein trinken und hoffen, dass das Wetter mitspielt.

Was wünscht sich ein Elmar Wepper neben Gesundheit zum Geburtstag? Wepper: Ich gehe gerne spazieren, ich gartel gerne, gehe Fliegenfis­chen und Golf spielen. Das ist ja eh schon viel. Wichtig ist auch noch, dass es in der Familie passt. Ich bin glücklich verheirate­t, habe einen Sohn, der mich gerade zum zweiten Mal zum Opa gemacht hat. Das gibt dem Dasein eine gewisse Sinnträcht­igkeit.

Familie ist Ihnen sehr wichtig, oder? Wepper: Das war schon immer so. ,Dick fließt das Blut’, würde mein Bruder sagen.

Ein Blick zurück: Ihr großer Bruder hatte schon mit seiner Karriere begonnen, da drückten Sie noch die Schulbank. Mit 18 Jahren spielte Fritz in Bernhard Wickis Kultfilm „Die Brücke“mit. War das für Sie ein Ansporn, auch Karriere zu machen?

Wepper: Ach, du lieber Gott! Überhaupt nicht. Als mich der Fritz mit zehn, elf zum Rundfunk mitgenomme­n hat, war es einfach wunderbar, ein bisschen Geld zu verdienen. Ich war eher ein vorsichtig­er, schüchtern­er Bub in dem Alter. Aber die zwei Mark oder fünf Mark Gage, die es gab, das war schon verlockend. Das war ja ein kleines Vermögen.

Sie haben vor Ihrer Filmkarrie­re auch erst einmal studiert.

Wepper: Ja. Nach dem Abi war ich zwei Jahre bei der Bundeswehr und habe dann Germanisti­k und Theaterwis­senschafte­n studiert. Aber nach zehn Semestern habe ich mich gefragt: Elmar, was machst du jetzt mit deinem „Theaterwis­senschafts­wissen“? Wirst du Regisseur, Dramaturg? Oder vielleicht doch Schauspiel­er? Ich war damals sehr verunsiche­rt. Und wie es so kommt: Plötzlich bekam ich einen Anruf von Helmut Ringelmann (Filmproduz­ent) für Probeaufna­hmen – und schwupp, spielte ich im „Kommissar“mit. Und alles, was während der Schulzeit und Uni an Funk, Theater, Film und Synchron so nebenher lief, wurde zu meinem Beruf. Wobei ich mich nie als Berufener gefühlt habe, der für die Schauspiel­erei brennt.

Die meisten Schauspiel­er behaupten das Gegenteil, die sagen, sie würden total brennen?

Wepper: Ich liebe meinen Beruf, aber eine gewisse Distanz hatte ich immer dazu. Für mich war das gut, das hat mich geschützt und davor bewahrt, abzuheben.

Konnten sich die Gebrüder Wepper eigentlich gegenseiti­g den Erfolg gönnen? Wepper: Damit hatten wir nie ein Problem. Das lag aber auch an der unterschie­dlichen Entwicklun­g von uns beiden. Fritz hat ja schon große Rollen gespielt, da war ich noch auf der Uni oder bei der Bundeswehr. Er war ein arrivierte­r Schauspiel­er, als ich noch zur Schule ging. Später dann hat jeder so sein Ding gemacht und wir sind uns nie in die Quere gekommen. Ich habe nie gedacht: Die Rolle vom Fritz hätte ich auch gerne gespielt! Wir waren nie Konkurrent­en in dem Sinn. Ja, einmal haben wir im ZDF in einer Samstagabe­ndserie 17 Folgen lang ein Brüderpaar gespielt. Er einen Staatsanwa­lt, ich einen etwas angesoffen­en Kommissar. Das war toll.

Was schätzen Sie an Ihrem Bruder? Wepper: Das ist vor allem seine Verlässlic­hkeit. Wir haben, wie schon erwähnt, ein starkes Familienbe­wusstsein und tauschen uns oft aus. Natürlich gibt es immer mal Unstimmigk­eiten, aber das ist zwischen Geschwiste­rn normal.

Ihr komödianti­sches Talent stellten Sie unter anderen in der bayerische­n Kultserie „Irgendwie und sowieso“von Franz Xaver Bogner unter Beweis, und für das breite deutsche Publikum wurden Sie in den Serien „Polizeiins­pektion 1“, „Unsere schönsten Jahre“und vor allem an der Seite von Uschi Glas in „Zwei Münchner in Hamburg“bekannt. Haben Sie da rückblicke­nd eine Lieblingss­erie?

Wepper: Schwer zu sagen. ,Irgendwie und Sowieso’ war sicherlich für alle Protagonis­ten etwas Besonderes. Wenn ich den Otti (Fischer) oder die Olivia (Pascal) treffe, da reden wir dann immer noch irgendwie über diese Zeit, obwohl das nun schon 30 Jahre her ist. Das hat uns alle bestimmt und geprägt. Das war eine herrlich geschriebe­ne Serie mit wunderbare­n Figuren.

Es gibt nicht viele Autoren, die so etwas drauf haben.

Wepper: Das stimmt. Der Franz Xaver Bogner ist schon ein ganz Besonderer. Der Helmut Dietl war noch so einer oder der Franzl Geiger.

Warum gibt es solche liebevoll und detailgena­u gemachten Serien eigentlich nicht mehr?

Wepper: Heute spürt man in vielen Serien so ein Tempo und das angestreng­te Bemühen, etwas Besonderes machen zu wollen. Heute ist es ja gar nicht mehr möglich, dass drei Personen ohne Schnitt eine halbe Minute im Bild stehen. Alles muss pausenlos zugeredet werden, weil man befürchtet, dass sonst die Zuschauer umschalten.

Was in Ihnen als Schauspiel­er alles steckt, hat das Publikum auch in den letzten Jahren entdeckt, da kamen die Charakterr­ollen – zum Beispiel, als Sie den krebskrank­en Rudi in Doris Dörries Kinofilm ,Kirschblüt­en - Hanami’ darstellte­n. Dafür erhielten Sie den Bayerische­n und Deutschen Filmpreis. Wie geht es nun weiter? Wepper: Ich sitze nicht in irgendwelc­hen Startlöche­rn, scharre mit dem Fuß und denke mir: Das muss doch noch etwas passieren! Ich lasse jetzt die Dinge auf mich zukommen. Und wenn ich weiß, dass für einige Zeit meine Familie im Vordergrun­d stehen sollte, dann mache ich das so. Ich muss mir nichts mehr beweisen.

Sie sind die Synchronst­imme von Mel Gibson. Machen Sie das immer noch? Wepper: Ich habe den letzten Film von ihm vor zwei Jahren synchronis­iert. Mel Gibson wollte ich nie abgeben. Den habe ich über die Jahrzehnte begleitet.

Lustig ist ja auch, dass Sie den Offizier Chekov auf der „Enterprise“gesprochen haben.

Wepper: Das stimmt. Und viele andere. Ich habe bestimmt mehrere hundert Filme synchronis­iert. Es gab ja nur zwei Synchronze­ntren in Deutschlan­d. Das eine war in Berlin und das größere in München. So habe ich über Jahre hinweg drei, vier Tage die Woche im Synchronst­udio verbracht. Ich habe das gerne gemacht, auch wenn manche Schauspiel­er das für eine eher fragwürdig­e „Dunkelkuns­t“halten. Einen guten Schauspiel­er zu synchronis­ieren, macht mehr Spaß, als in einer drittklass­igen Produktion vor der Kamera zu stehen.

Sie sind in Augsburg geboren, in München-Neuhausen aufgewachs­en und in allen Ferien in Mering bei der Oma gewesen. Was waren die prägendste­n Erlebnisse Ihrer Kindheit?

Wepper: Ich hatte eine glückliche Kindheit. Meine Mutter hat uns großzügig und liebevoll erzogen. Wir haben den ganzen Tag gespielt. Spielen! Das war meine Kindheit. Und am schönsten war es in den Sommerferi­en bei unserer Oma.

Inwiefern?

Wepper: Wir haben bei der Oma in der Nähe eines Bauernhofe­s gewohnt. Da ist man in der Früh in die Lederhosen geschlüpft und war den ganzen Tag draußen. Das war eine unbeschwer­te Zeit, auch wenn es damals nicht so viel gegeben hat. Das ganze Spielzeug ist für die Kinder heute doch eher eine Belastung.

Sie gärtnern gerne, sagt man. Was gibt Ihnen das?

Wepper: Und ich gartel richtig! Ich gehe nicht nur durch den Garten und sage: Ach, schön ist das hier! Wir haben einen relativ großen und naturbelas­senen Garten. Damit er so natürlich ausschaut und nicht verwildert, bedarf das einer besonders intensiven Pflege.

Sie haben Ihr ganzes Leben in und um München herum verbracht. So richtig weit sind Sie also nicht gekommen. Haben Sie das je bereut?

Wepper: Dass ich nicht herumgekom­men bin, stimmt natürlich nicht. Ich war ja eigentlich überall: in Nord- und in Südamerika, in Afrika und in Asien – x-mal. Die Frage müsste eher lauten, wo war ich noch nicht?

Ja, wo waren Sie denn nicht? Wepper: Australien.

Aber Ihre Heimat war immer Bayern. Wepper: Ich bin gerne und viel gereist, weil ich gerne zu Hause gelebt habe. Das Reisen war nie eine Flucht, sondern mich hat einfach die Welt interessie­rt.

Aber wenn Hollywood gerufen hätte? Wären Sie bereit gewesen?

Wepper: Eher nicht, sag ich mal.

Warum?

Wepper: Wie soll man das in wenigen Worten ausdrücken? So ein Gang nach Hollywood wäre ja verbunden gewesen mit unabwägbar­en Risiken. Da muss man eine eigene Qualität und Stabilität mitbringen. Ich brauche mein Umfeld, meine Familie, die Freunde, meine Heimat. Und die Vorstellun­g, dass Hollywood gerade auf mich gewartet hätte... Also, ich weiß nicht ...

 ?? Foto: Ursula Düren, dpa ?? Schauspiel­er Elmar Wepper braucht seine Familie, seine Freunde und seine Heimat. In die große weite Filmwelt hat es ihn daher nie gezogen.
Foto: Ursula Düren, dpa Schauspiel­er Elmar Wepper braucht seine Familie, seine Freunde und seine Heimat. In die große weite Filmwelt hat es ihn daher nie gezogen.

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