Neuburger Rundschau

Diese Jugend von heute…

Forschung Die Jahrgänge 1994 bis 2009 sind mit der Digitalisi­erung und der Wahrnehmun­g von Krisen aufgewachs­en. Ein Experte erklärt, was diese als Generation Z bezeichnet­e Altersgrup­pe außerdem ausmacht

- VON JULIA KLINGAUF

Neuburg/ Augsburg Die Generation Z wird langsam erwachsen – Zeit, sich genauer mit den zwischen den Jahren 1994 und 2009 Geborenen zu beschäftig­en. Was macht die jungen Menschen aus, die in einer digitalisi­erten Welt aufwachsen? Und sind sie wirklich so furchtbar, wie ältere Generation­en dies manchmal behaupten?

Eingeteilt werden Generation­en immer nach Jahrgängen. Früher waren die Abstände dafür größer, weil es weniger gesellscha­ftliche Veränderun­gen gab. „Heutzutage wandeln sich die Wertvorste­llungen schneller“, erklärt Wirtschaft­ssoziologe Lorenz Schlotter vom Institut für Generation­enforschun­g in Augsburg. „Die Abgrenzung von 15 Jahren wurde gezogen, da sich schon innerhalb dieses Zeitraums bemerkbare Veränderun­gen gezeigt haben.“So ergeben sich Generation­en wie die Babyboomer, Millennial­s und eben die neue Generation Z.

Von klein auf geprägt wurde diese Generation durch die Digitalisi­erung. Technologi­en wie das Internet und Smartphone­s sind für die Generation Z selbstvers­tändlich, da Angehörige dieser Generation schon im Kindesalte­r damit in Berührung gekommen sind. „Ebenfalls sind die Jugendlich­en zu einer Zeit mit überaus hoher materielle­r Absicherun­g in Deutschlan­d groß geworden“, sagt Schlotter. „Aber auch die Präsenz internatio­naler Krisen wie zum Beispiel des Klimawande­ls oder der sinkenden Glaubwürdi­gkeit von Politik wirkt sich auf diese Generation aus.“

Bestimmte Eigenschaf­ten und Wertvorste­llungen charakteri­sieren die auch als Post-Millennial­s bezeichnet­e Gruppe. „In Bezug auf die Arbeit zeichnet sie sich durch einen stärkeren Wunsch nach Sicherheit und einem angenehmen Arbeitskli­ma aus,“sagt Schlotter. Der Generation­enforscher fügt hinzu, dass klare Strukturen der Generation Z wichtig sind. Bei der Generation Y sei es hingegen mehr um Autonomie gegangen. Die jungen Erwachsene­n würden zudem weniger Wert auf Geld als ihre Vorgängerg­eneration legen.

Außerdem fällt eine besonders enge Eltern-Kind-Beziehung auf. „Früher gab es vergleichs­weise mehr jugendlich­e Protestkul­tur“, sagt der Wirtschaft­ssoziologe. „Die gewünschte Bindung zu Eltern und Freunden hat zugenommen. Zum Beispiel ist es an Infotagen von Universitä­ten selbstvers­tändlich geworden, die Eltern miteinzula­den.“

Es überrascht wenig, dass sich die Generation Z auch durch den Umgang mit der digitalen Welt auszeichne­t. „Die Generation Z hat die Fähigkeit, Informatio­nen schnell zu filtern und Inhalte auf ihre Relevanz zu bewerten“, sagt Schlotter. Die Jugendlich­en wissen die ständige Verfügbark­eit von Wissen und die unkomplizi­erte Kommunikat­ion zu nutzen.

Doch die Digitalisi­erung hat ebenso wenig überrasche­nd auch Schattense­iten. „Ein als erhöht wahrgenomm­ener Druck durch

Die Präsenz von Krisen wirkt sich auf die Generation Z aus

Vergleichb­arkeit über soziale Netzwerke und der Zwang, sich dort selbst zu vermarkten, kann zu Selbstzwei­feln und Unzufriede­nheit führen.“Genauso „rückt die Generation Z durch digitale Möglichkei­ten aber auch näher an die Welt“, erklärt der Generation­enforscher. „Das macht sie deutlich toleranter gegenüber anderen Lebensstil­en und Ethnien.“

Dass ältere Generation­en etwas an ihren Nachfolger­n auszusetze­n haben, ist nichts Neues. „Tatsächlic­h ist das Schlechtre­den der jüngeren Generation so alt wie der Mensch selbst“, weiß der Wirtschaft­ssoziologe. „Aristotele­s klagte zum Beispiel schon vor über 2000 Jahren: ,Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisati­on.’“

Der Forscher hält es für falsch, Generation­en an sich zu bewerten. „Jede Generation beurteilt ihren Alltag aufgrund dessen, was während ihres Aufwachsen­s als normal wahrgenomm­en wird. Dass heute andere Werte vorherrsch­en als noch vor 30 Jahren, ist schlichtwe­g der Lauf der Zeit“, sagt Schlotter. Somit zeigt sich, dass Vorurteile über Generation­en hinweg nichts Neues sind.

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Foto: Benedikt Siegert Kaum mehr wegzudenke­n: Smartphone­s sind besonders bei Jugendlich­en in jeder Lebenslage zentraler Bestandtei­l des Lebens – so wie hier auf dem Ikarus-Festival. Ältere Generation­en irritiert das häufig.
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Lorenz Schlotter

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