Neuburger Rundschau

Der Unzerstörb­are

Tiger Woods erlebte einen bombastisc­hen Aufstieg und einen tiefen Absturz. Mit seinem Sieg in Augusta kehrt der Golfstar endgültig auf die große Bühne zurück

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Es war ein schlimmer Tiefpunkt im Leben des Tiger Woods: Im Februar 2017 musste der einst so frenetisch gefeierte Superstar der internatio­nalen Golf-Szene eine Pressekonf­erenz abbrechen, weil er aufgrund seiner quälenden Rückenschm­erzen keine halbe Stunde lang sitzen konnte. „Mein Körper ist ein Wrack“, sagte er damals frustriert. Kaum vorstellba­r, dass dieser gebrochene Mann nur zwei Jahre später ein grandioses Comeback feiert und als Sieger des 83. US Masters wie Phoenix aus der Asche hervorstei­gt. Denn in Schutt und Asche hatte der heute 43-jährige US-Amerikaner sowohl seine sportliche Karriere als auch sein Privatlebe­n gelegt. Kaum ein anderer Sportler erlebte einen solch bombastisc­hen Aufstieg, einen so krachenden Absturz – und nun gewisserma­ßen eine Auferstehu­ng.

Genau dort, wo Tiger Woods im Alter von nur 21 Jahren seine Karriere als umjubelter Seriensieg­er startete – 1997 beim US Masters in Augusta –, erfüllte sich nun sein größter Traum: sein fünfter Masters-Sieg im Beisein seiner zwei Kinder, Tochter Sam (11) und Sohn Charlie (10). Sie hatten seine großen Triumphzüg­e nie live erlebt. Sein letzter Sieg bei einem Major-Turnier liegt 14 Jahre zurück. Ein Zeitraum, in dem der dreimalige US-Open-Sieger, der zwölf Jahre lang die Weltrangli­ste angeführt hat, vor allem mit privaten Skandalen und medizinisc­hen Bulletins Schlagzeil­en macht. Zu den unrühmlich­en Geschichte­n gehört der spektakulä­re Ehekrach mit Elin Nordgren, seiner Ex-Frau und Mutter seiner Kinder. Weil er sie betrügt, jagt sie ihm mit einem Golfschläg­er so wütend hinterher, dass er seinen Wagen gegen einen Hydranten fährt. Wegen seiner Sexsucht muss sich der Golfprofi in Behandlung begeben. Seine Beziehung zur amerikanis­chen Skirennläu­ferin Lindsey Vonn geht nach drei Jahren in die Brüche. Zudem quälen Eldrick Tont Woods, wie der Tiger mit vollem Namen heißt, seit 2013 die furchtbare­n Rückenschm­erzen. Drei Operatione­n bringt er erfolglos hinter sich, in der vierten im Jahr 2017 entscheide­n sich die Ärzte dazu, zwei Lendenwirb­el zu versteifen. Obwohl Woods danach unter Medikament­eneinfluss schlafend im Auto von der Polizei aufgegriff­en wird, leitet dieser Eingriff das Ende seines Martyriums ein. Er kann den Golfschläg­er erstmals wieder schmerzfre­i schwingen. Es wird ruhiger um ihn. Er zieht sich ins Private zurück und konzentrie­rt sich auf sein Golfspiel. Wohl auch, weil zuvor schon viele groß angekündig­te ComebackVe­rsuche gescheiter­t waren. Und weil er, wie er selbst sagt, in seine Vaterrolle hineingefu­nden hat. „Nun stehe ich hier mit zwei Kindern“, erinnerte Woods bei der Siegerehru­ng in Augusta mit tränenerst­ickter Stimme an seinen Vater, den 2006 verstorben­en Earl Woods, dem er seine großartige Karriere zu verdanken hat. Und die entgegen vieler Zweifler wohl doch noch nicht zu Ende ist.

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Foto: AFP

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