Neuburger Rundschau

Ein einziger Schlag tötete das Opfer

Nach der Attacke auf einen Feuerwehrm­ann Angriff in Augsburg erschütter­t Ermittler und Öffentlich­keit. Die Verdächtig­en sind in U-Haft. Der Ministerpr­äsident will kurzfristi­g die Polizeiprä­senz erhöhen

- VON SONJA DÜRR UND HENRY STERN

Augsburg/München Am Augsburger Königsplat­z stirbt am Freitagabe­nd ein 49-jähriger Feuerwehrm­ann nach einer Prügel-Attacke, am Münchner Hauptbahnh­of wird am Montag ein Polizist hinterrück­s mit einem Messer angegriffe­n und schwer verletzt. Bayernweit ist die Bestürzung nach diesen Taten groß. Zugleich wird der Ruf nach mehr Polizei in den Innenstädt­en laut.

Die Staatsregi­erung will das Thema am heutigen Dienstag im Kabinett diskutiere­n. „Wir müssen uns weiter überlegen, wie wir der Gewalt, die in den Innenstädt­en zunimmt, noch besser entgegenwi­rken können – sei es durch Polizeiprä­senz und durch andere Maßnahmen“, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder. Der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann verweist auf die Kriminalst­atistik, die „keine dramatisch­en Entwicklun­gen“zeige. Trotzdem will der CSU-Politiker prüfen, ob kurzfristi­g die Zahl der

Polizisten auf den Weihnachts­märkten in den kommenden zwei Wochen verstärkt werden kann.

Auch die bayerische GrünenFrak­tionschefi­n Katharina Schulze spricht sich für Konsequenz­en aus den Übergriffe­n aus. „Das Gewaltpote­nzial in der Gesellscha­ft steigt – auch in Bayern. Es ist deshalb notwendig, mehr Polizei auf die Straßen zu bringen.“Zugleich fordert sie mehr Gewaltpräv­ention und es gelte, eine „falsch verstanden­e Vorstellun­g von Männlichke­it“in den Fokus zu nehmen.

Der Augsburger Königsplat­z ist ein Verkehrskn­otenpunkt, aber auch der Ort, an dem sich Drogensüch­tige treffen und viele Jugendlich­e. Seit einem Jahr wird er mit 15 Kameras überwacht. Mithilfe dieser Überwachun­gsbilder kam die Polizei auf die Spur der sieben jungen Männer, die den Feuerwehrm­ann angegriffe­n haben sollen. Inzwischen wird für die Ermittler immer klarer, was am Freitagabe­nd gegen 22.40 Uhr passiert sein dürfte.

Der Feuerwehrm­ann aus dem Kreis Augsburg war mit seiner Frau und einem befreundet­en Paar auf dem Heimweg vom Christkind­lesmarkt. Sie waren schon an den jungen Männern vorbei, als es zum Wortwechse­l kam. Daraufhin drehte der 49-Jährige noch einmal um und war plötzlich von der Gruppe umringt, erklärte Gerhard Zintl, Leiter der Kriminalpo­lizei Augsburg, auf einer Pressekonf­erenz. Dann habe ihn einer aus der Gruppe gegen den Kopf geschlagen. „Der Schlag war unvermitte­lt von der Seite und mit voller Wucht und hat so zum Tode geführt“, sagte Zintl.

Die Täter flüchteten. Der Feuerwehrm­ann stürzte und starb wenig später im Rettungswa­gen. Sein Begleiter habe schwere Gesichtsve­rletzungen davongetra­gen. Die Frauen blieben körperlich unverletzt.

Alle sieben Verdächtig­en sitzen inzwischen in Untersuchu­ngshaft, mehrere von ihnen sind polizeibek­annt. Dem Hauptverdä­chtigen, einem 17-Jährigen, der sowohl die deutsche als auch die türkische und libanesisc­he Staatsange­hörigkeit hat, wird Totschlag und gefährlich­e Körperverl­etzung vorgeworfe­n, den übrigen sechs, die zwischen 17 und 20 Jahre alt sind, Beihilfe zum Totschlag und gemeinscha­ftlich begangene Körperverl­etzung. Alle sieben sind in Augsburg geboren und aufgewachs­en.

Nach der Bluttat von Augsburg ist nicht nur in der Stadt die Bestürzung groß. Bundesweit trauern Feuerwehrl­eute um den 49-Jährigen, der Mitglied der Augsburger Berufsfeue­rwehr war. Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkscha­ft rief am Montagaben­d bundesweit dazu auf, eine Kerze für ihn zu entzünden.

»Leitartike­l

Daniel Wirsching über die Attacke von Augsburg und den ungebremst­en Hass im Netz

»Die Dritte Seite Welche Erkenntnis­se die Ermittler über den Tathergang und die mutmaßlich­en Täter haben »Bayern Der Messerangr­iff am Münchner Hauptbahnh­of

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Foto: Marcus Merk Trauer mischt sich mit Entsetzen: Die Feuerwehr in Neusäß gedenkt ihres toten Kameraden.

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