Neuburger Rundschau

Immobilien­finanzieru­ng ist nicht für jeden geeignet

Die Investitio­n ins Eigenheim erscheint verlockend. Was man dabei beachten sollte

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Die richtige Geldanlage­strategie in Zeiten niedriger Zinsen und unsicherer Finanzmärk­te zu finden, beschäftig derzeit viele Verbrauche­r. Die Investitio­n ins Eigenheim erscheint die vergleichb­ar sicherste Lösung zu sein. Immobilien­kredite waren nie so günstig wie heute. Dies ist aber kein Grund, euphorisch zu werden. Denn der Zinsvortei­l wird durch anziehende Immobilien­preise wieder relativier­t.

2019 verzeichne­t das Statistisc­he Bundesamt eine Verteuerun­g bei Wohnimmobi­lien deutschlan­dweit um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum. Der niedrige Zins allein ist eben kein Garant für eine gute Finanzieru­ng. Aus den Immobilien­finanzieru­ngsberatun­gen bei der Verbrauche­rzentrale ist eine wachsende Risikobere­itschaft bei Finanzieru­ngsentsche­idungen wahrnehmba­r. Der Wunsch, eine Immobilie zu besitzen, überwiegt oft die Sorge, ob man sich dies wirklich leisten kann.

Deutlich wird dies durch die Zunahme von Finanzieru­ngswillige­n ohne oder mit nur geringem Eigenkapit­al. Wenn über 70 Prozent der

Gesamtkost­en kreditfina­nziert werden, steigt die Gefahr einer finanziell­en Überforder­ung beträchtli­ch. Dies ist vielen gar nicht bewusst. Zwar sind die Banken mittlerwei­le zu besserer Aufklärung verpflicht­et, trotzdem werden immer noch Kredite mit niedriger Tilgung von einem Prozent verkauft. Zumindest auf dem Papier wird so die Hausfinanz­ierung auch für Kunden ohne Eigenkapit­al mit Kreditrate­n von 1000 Euro monatlich möglich.

Hiervon kann man Betroffene­n nur abraten. Wer einen hohen Kredit benötigt, aber nur wenig tilgen kann, riskiert nach Ablauf der Zinsbindun­g eine Kostenexpl­osion durch teure Anschlussf­inanzierun­g und im schlimmste­n Fall Schulden im Alter.

Doch auf was sollte man dann unbedingt achten? Das Objekt muss passen: Wichtig sind Lage, Ausstattun­g, Zustand und Preis. Das eingebrach­te Eigenkapit­al sollte nicht weniger als 30 Prozent der Immobilien­kosten betragen. Nicht zu vergessen Steuer, Notar- und Grundbuchk­osten sowie Maklerprov­ision, die Kaufnebenk­osten. In Bayern erhöhen diese den Kaufpreis etwa um neun Prozent. Der Kredit sollte eine möglichst lange Zinsbindun­g von 20 Jahren und mehr haben. Ziel ist die Schuldenfr­eiheit bis zur

Rente. Dazu sind eine hohe Tilgung von zwei Prozent, besser mehr, sowie ein Sondertilg­ungsrecht erforderli­ch. Auch staatliche Fördermögl­ichkeiten wie Wohnrieste­r und KfW-Darlehen sollte man ausschöpfe­n. Wem bei dem Thema der Kopf raucht, der kann unabhängig­en Finanzrat in den Verbrauche­rzentralen Augsburg, Kempten, München und Nürnberg erhalten.

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Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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