Sagen wir es doch auf Latein
Franciscus Josephinum Strutionum, besser bekannt unter seinem deutschen Namen Franz Josef Strauß, wurde nachgesagt, ein großer Lateiner zu sein. Sogar die linke tageszeitung kam einmal nicht umhin, ihm ihren Respekt zu bezeugen: „Er konnte fließend Latein sprechen und steuerte sogar seine Flugzeuge selbst.“
Derart von seinen schärfsten Kritikern gewürdigt zu werden, wünscht sich offenbar auch sein erklärtermaßen größter Fan Markus Söder. Er hatte bekanntlich schon als junger Mann ein Strauß-Poster über dem Bett hängen. Mehr als 30 Jahre später – mittlerweile selbst CSU-Chef und Ministerpräsident – eifert er seinem großen Vorbild auch als Lateiner nach und schleudert den unentwegt am Koalitionsvertrag herumnörgelnden Sozis in Berlin den alten Rechtsgrundsatz „pacta sunt servanda“(Verträge sind zu halten) entgegen. Ob das zu einer Renaissance des Lateinischen im politischen Diskurs führt?
Von Strauß immerhin sind eine Reihe weiterer wuchtiger lateinischer Zitate überliefert, die zwar nicht alle einwandfrei belegt, aber zumindest ausgesprochen erheiternd sind. So soll er das Parlament einmal als „theatrum hypocriticum“(Theater der Heuchelei) gegeißelt haben. Und auch zum heute wieder topaktuellen Thema Populismus hatte der große Lateiner Strauß etwas zu sagen, was sich heute wohl kein Politiker mehr zu sagen traut: „Vox populi, vox Rindvieh.“
Der Satz ist eine Abwandlung des Spruchs „Vox populi, vox dei“(Die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes). Und schon das Original ist ironisch gemeint.
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