Neuburger Rundschau

„So etwas kann leider immer passieren“

Ein dreijährig­er Bub stirbt unter mysteriöse­n Umständen. Der Dillinger Landrat Leo Schrell erklärt, warum Jugendämte­r so tragische Fälle „nicht komplett“verhindern können

- VON TANJA FERRARI

Dillingen Das Schicksal eines unter mysteriöse­n Umständen gestorbene­n Dreijährig­en aus Dillingen beschäftig­t weiter die Region. Schon vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass das Landratsam­t bereits mehrere Monate vor dem Tod des kleinen Jungen auf die schwierige­n Verhältnis­se in der Familie hingewiese­n worden war. Am Montag wurde das Schicksal des Buben nun auch im Jugendhilf­eausschuss des Landkreise­s behandelt.

„Wir bedauern sehr, was hier passiert ist“, sagte Landrat Leo Schrell und versprach: In Zukunft wolle das Jugendamt in Dillingen noch intensiver auf bekannte Fälle schauen. Doch ein Restrisiko werde bleiben. „So etwas kann leider immer passieren und nicht komplett verhindert werden, egal wie sorgfältig wir arbeiten“, sagte Schrell.

Zu dem Fall des Buben gebe es „viele Spekulatio­nen und genauso viele Fragen“, erklärte Schrell. Inzwischen

wisse man, dass die Familie im Januar dieses Jahres von Halle an der Saale nach Dillingen gezogen sei. Das hiesige Jugendamt habe sie nach dem Umzug allerdings nicht auf dem Radar gehabt, gab der Landrat offen zu.

Auf die Frage, warum es keinen Kontakt zum Jugendamt in Halle, das mit der Familie zu tun hatte, gegeben habe, erwiderte Schrell: „Es wurde uns von den Kollegen mitgeteilt, dass die unterstütz­enden Maßnahmen schon im Jahr 2017 abgeschlos­sen wurden.“Da Familien oftmals einfach ihre Zelte abbrächen und sich einen neuen Wohnort suchen würden, sei es für die Behörden schwierig, frühzeitig zu reagieren. Als das Dillinger Jugendamt schließlic­h an jenem Abend im Oktober von dem polizeilic­hen Einsatz bei der Familie erfahren habe, sei es sofort vor Ort gewesen. Dabei konnte auch die Schwester des Buben in Obhut genommen und sicher untergebra­cht werden.

Wie berichtet, hatte eine Nachbarin der Familie das Landratsam­t bereits Anfang Juli auf fragwürdig­e

Zustände in der Wohnung aufmerksam gemacht. „Die Anruferin hatte sich über die bellenden Hunde der Familie beschwert“, erklärte Schrell am Montag. Auf Nachfrage der Mitarbeite­rin des Veterinära­mtes habe sich herausgest­ellt, dass auch Kinder bei der Familie lebten. Daraufhin habe sie die Dame gebeten, sich auch an das Jugendamt zu wenden. „Die Nachbarin hatte versproche­n, das zu tun, doch nicht gemacht“, erklärte der Landrat.

Da es sich bei vielen Anrufen oft nur um Streiterei­en zwischen Nachbarn handle und nicht um eine Gefährdung des Kindeswohl­s, habe die Kollegin vom Veterinära­mt nicht reagiert. Eine akute Gefahr für die Kinder habe sie in der Situation nicht herausgehö­rt.

Jugendamt hatte Familie nicht auf dem Radar

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