Sozialpädagoge macht Mittelschüler fit fürs Berufsleben
An der Mittelschule Neuburg vermittelt Jürgen Stickel, wie die Schüler sich richtig präsentieren können
Neuburg Wie schaffe ich es, meinen Traumberuf in meinem Wunschbetrieb erlernen zu dürfen? Das ist wohl die entscheidendste Frage, die sich viele Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren ihrer Schulzeit stellen. So auch die sieben Mädchen und elf Jungen der Praxisklasse der Mittelschule Neuburg, einer berufsvorbereitenden Abschlussklasse, die durch Mittel des Europäischen Sozialfonds mitfinanziert wird. Geholfen aus der Suche nach einer Antwort hat ihnen Jürgen Stickel, Sozialpädagoge und Leiter der Neuburger Bürgerhäuser im Ostend und im Schwalbanger.
„Gute Selbstdarstellung und richtiges Verhalten sind wichtig“, sagt Klassenleiterin Silvia Bauer. „Um eine Lehrstelle zu bekommen sind sie oft genauso entscheidend wie Fingergeschick und schulische Leistungen.“Genau hier setzte Jürgen Stickel an. In seinem zweitägigen Seminar fand kein klassisches Benimm-Training statt. Stattdessen wurden bereits erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten vertieft und ergänzt.
Im ersten Teil lagen die Schwerpunkte in der Selbstdarstellung rund um die ersten Schritte ins Berufsleben. Die Begrüßung des Chefs, eine telefonische Nachfrage einen Praktikumsplatz, die persönliche Vorstellung in einem Betrieb – all dies wird verlangt, klingt einfach und ist doch so schwer und oft von Misserfolgen geprägt. Denn, wie auch der Arbeitstitel des Seminars lautet: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Die Schulanfänger erfuhren theoretische Grundlagen, die sie sogleich in Rollenspielen umsetzten, erprobten und reflektierten. Immer wieder bestärkte sie Jürgen Stickel: „Ihr seid etwas wert. Zeigt es!“Er veranschaulichte dies, indem er einen Fünf-Euro-Schein zerknüllte und auf den Boden warf. Auch dieser hat immer noch den gleichen Wert, egal wie er aussieht.
Um den Selbstwert, Gefühle und Vertrauen ging es dann im zweiten Seminarteil, einem neuen Baustein in Stickels Programm. „Viele Probleme der jungen Menschen im täglichen Leben, privat wie auch in der Schule, der Freizeit oder im Praktikum, sind sehr von Gefühlen beeinflusst und geprägt. Die Jugendlichen reagieren oft sehr spontan und offensiv oder ziehen sich zurück.“berichtet die Klassenleiterin Silvia Bauer. Vielfältige Übungen ermunterten die Jugendlichen Angst, Trauer, Wut und Freude zu zeigen und dazu, es zuzulassen, von andeum ren geführt zu werden – also Vertrauen zu haben.
Wie richtig Jürgen Stickel mit diesem Thema und seinen Übungen lag, zeigte sich in der beeindruckend offenen und interessierten Mitarbeit der Jugendlichen, diesmal nach Jungen und Mädchen getrennt. Bereitwillig und motiviert brachten sie sich in szenische Darstellungen und Rollenspiele ein und bereicherten den Ablauf mit reflektierten Fragen und Beiträgen. Und auf einmal war der sonst oft schwierige Umgang mit Gefühlen ganz einfach, denn: Wer seine Gefühle kennt und zulässt, muss sie nicht spontan ausleben, sondern kann damit umgehen. Und: Wer seine Gefühle zulässt, kann Vertrauen aufbauen und Probleme meistern.
Jürgen Stickel sprach den jungen Menschen Mut zu: „Ihr werdet im Betrieb mit vielen Menschen umgehen. Habt Vertrauen! Lasst euch führen, habt ein Ziel vor Augen und geht euren Weg mit all seinen Problemen und Widerständen!“