330 Seiten mit Ideen für ein schöneres Rain
In den nächsten zehn bis 15 Jahren hat Rain viele Herausforderungen zu bewältigen. Eine Studie zeigt die Problemfelder. Ein besonderer Schwerpunkt ist unter anderem das Johannisviertel
Die ISEK-Studie für Rain ist abgeschlossen. Das bedeutet, dass der Stadt nun ein insgesamt knapp 330 starkes Entwicklungskonzept vorliegt. Es gibt Antworten auf Fragen wie solche: In welchen Bereichen steht die Kommune gut da? Wo gibt es Defizite? Und welche Chancen sollten genutzt werden?
Die komplette Infrastruktur wurde dafür drei Jahre lang von Ingenieuren verschiedener Sparten unter die Lupe genommen. Wirtschaft gehört etwa dazu, Handel, Tourismus, öffentlicher Personen-Nahverkehr, Energieversorgung, Landwirtschaft, Bildung, Kinderbetreuung, gesellschaftliches Leben, medizinische Versorgung, Siedlungsstrukturen und manches mehr.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Innenstadt und auf den südwestlich daran anschließenden Flächen der Firma Dehner. Dabei geht es unter anderem darum, wie Dehner besser an die Altstadt angebunden werden kann und wie sich dort unten in den Ausläufern des Ziegelmooses künftige Strukturen von Wohnen über Dienstleistung bis Einzelhandel entwickeln können.
Die ISEK-Studie gibt allgemeine Empfehlungen zur Stadtentwicklung in den kommenden zehn bis 15 Jahren, nennt teilweise ganz konkrete Handlungsvorschläge und beziffert dazu auch geschätzte Kosten und Fördermöglichkeiten. Die Stadt Rain steht jetzt vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen.
Ein ausgegliederter Teil der ISEK-Studie ist das Quartiersentwicklungskonzept für das Johannisviertel rings um die katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes. Mehrfach erweitert, erstreckt sich das überplante Gebiet nun von der
Brachetstraße im Westen bis zur Bgm.-Bleimayr-Straße im Osten, von der Schulgasse im Norden bis zur südlich gelegenen Hauptstraße. Ziel ist es einerseits, das historische Erbe zu bewahren, andererseits, die ökonomische Leistungsfähigkeit zu steigern. Mit anderen Worten: Schön soll es dort aussehen, alte Gebäude und Straßen sollen saniert werden und Läden sollen bleiben beziehungsweise sich dort neu ansiedeln.
Das Johannisviertel ist ein wesentlicher Teil der Altstadt – mit markanten Punkten wie Schloss, Kirche, Hauptstraße, Stadtpark und anderen. Es soll attraktiver werden. Um zu wissen, wie das geht, analysiert die Studie beispielsweise den Bauzustand einzelner Gebäude und kommt zu dem Schluss, dass sich der überwiegende Teil der Häuser in befriedigendem Zustand befindet. Nur wenige weisen einen gute Zustand auf, manche sogar einen nur mangelhaften. In diesem Fall bestünde die Gefahr des Abrisses, wodurch sich schlimmstenfalls weitere Baulücken in der Altstadt auftun.
„Es fällt auf, dass notwendige Sanierungsarbeiten nicht durchgeführt werden, was an einigen Stellen zu mangelhafter Bausubstanz geführt hat.“Einige Gebäude seien bereits nicht mehr bewohnbar und deren ungepflegter Eindruck und die Leerstände „wirken sich negativ auf das Umfeld aus“, heißt es bei ISEK.
Zudem stünden auch frühere landwirtschaftlich genutzte Gebäude leer. Ziel wäre es, „die Lücken zu bebauen, marode Gebäude zu sanieren und nicht mehr benötigte landwirtschaftliche Strukturen für Wohnen und Arbeiten zu nutzen.“Die
Studie stört sich auch an nicht altstadttypischen Dachformen, die im Viertel zu finden sind. „Flachdächer und zu große Dachüberstände sollten nicht mehr genehmigt werden.“Das Fazit: „Zur Verbesserung des Gesamteindrucks und der Wohnund Arbeitsplatzqualität im Viertel sind dringend Maßnahmen an den Gebäuden, aber auch an deren Umfeld erforderlich. Sanierungsmaßnahmen sollten zeitnah geplant werden, um das historische Erbe dauerhaft zu erhalten.“
In der Pfarrstraße kommt es – so die ISEK-Studie – bei Straßenkrümmungen mehrfach zu platzartigen Situationen, die aber keinerlei Aufenthaltsqualität haben. Ähnliches gelte für die Brachetstraße. Zum Kirchplatz sagt die Studie ebenfalls: „Die räumliche Gestaltung entspricht dem Zustand der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts und weist wenig Aufenthaltsqualität auf. Die atmosphärischen Qualitäten der Situation werden nicht genutzt.“Die Schulgasse ist mit ihrer engen, verwinkelten Straßenführung typisch für eine Altstadt. Dort gibt es bisher keine Beleuchtung.
Die Baumanngasse ist wegen der Enge zwischen Boarn und Veh-Fischer an der Hauptstraße keine wirkliche Durchfahrtsstraße. Zwei große Grundstücke werden dort als Stellflächen genutzt. Da dort keine Häuser stehen, sieht man die Rückseiten der Häuser der Schlossstraße. Die ISEK-Studie sagt: „Die Baumanngasse ist durch den sehr technisch geprägten Straßenbau der Nachkriegszeit gekennzeichnet. Der räumliche Rahmen wird nicht in Aufenthaltsqualität für die Nutzer umgesetzt.“Zudem kritisieren die Ingenieure die vielfältigen Beleuchtungskörper im Johannisviertel, Stromleitungen, die über die
Dächer geführt werden, völlig unterschiedliche Straßenbeläge (von Asphalt über Granit und Beton bis zu Waschbeton) und anderes Durcheinander mehr an Gestaltungselementen.
Ein einheitliches Erscheinungsbild wird als wünschenswert geschildert.
Die ISEK-Studie gibt eine Fülle von Empfehlungen, wie das Johannisviertel
an Charme gewinnen könnte. Beim Straßenraumkonzept gilt die bereits sanierte Schlossstraße hier als ein gelungenes Vorzeigeprojekt.