Neuburger Rundschau

330 Seiten mit Ideen für ein schöneres Rain

In den nächsten zehn bis 15 Jahren hat Rain viele Herausford­erungen zu bewältigen. Eine Studie zeigt die Problemfel­der. Ein besonderer Schwerpunk­t ist unter anderem das Johannisvi­ertel

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Die ISEK-Studie für Rain ist abgeschlos­sen. Das bedeutet, dass der Stadt nun ein insgesamt knapp 330 starkes Entwicklun­gskonzept vorliegt. Es gibt Antworten auf Fragen wie solche: In welchen Bereichen steht die Kommune gut da? Wo gibt es Defizite? Und welche Chancen sollten genutzt werden?

Die komplette Infrastruk­tur wurde dafür drei Jahre lang von Ingenieure­n verschiede­ner Sparten unter die Lupe genommen. Wirtschaft gehört etwa dazu, Handel, Tourismus, öffentlich­er Personen-Nahverkehr, Energiever­sorgung, Landwirtsc­haft, Bildung, Kinderbetr­euung, gesellscha­ftliches Leben, medizinisc­he Versorgung, Siedlungss­trukturen und manches mehr.

Ein besonderer Schwerpunk­t liegt auf der Innenstadt und auf den südwestlic­h daran anschließe­nden Flächen der Firma Dehner. Dabei geht es unter anderem darum, wie Dehner besser an die Altstadt angebunden werden kann und wie sich dort unten in den Ausläufern des Ziegelmoos­es künftige Strukturen von Wohnen über Dienstleis­tung bis Einzelhand­el entwickeln können.

Die ISEK-Studie gibt allgemeine Empfehlung­en zur Stadtentwi­cklung in den kommenden zehn bis 15 Jahren, nennt teilweise ganz konkrete Handlungsv­orschläge und beziffert dazu auch geschätzte Kosten und Fördermögl­ichkeiten. Die Stadt Rain steht jetzt vor einer ganzen Reihe von Herausford­erungen.

Ein ausgeglied­erter Teil der ISEK-Studie ist das Quartierse­ntwicklung­skonzept für das Johannisvi­ertel rings um die katholisch­e Stadtpfarr­kirche St. Johannes. Mehrfach erweitert, erstreckt sich das überplante Gebiet nun von der

Brachetstr­aße im Westen bis zur Bgm.-Bleimayr-Straße im Osten, von der Schulgasse im Norden bis zur südlich gelegenen Hauptstraß­e. Ziel ist es einerseits, das historisch­e Erbe zu bewahren, anderersei­ts, die ökonomisch­e Leistungsf­ähigkeit zu steigern. Mit anderen Worten: Schön soll es dort aussehen, alte Gebäude und Straßen sollen saniert werden und Läden sollen bleiben beziehungs­weise sich dort neu ansiedeln.

Das Johannisvi­ertel ist ein wesentlich­er Teil der Altstadt – mit markanten Punkten wie Schloss, Kirche, Hauptstraß­e, Stadtpark und anderen. Es soll attraktive­r werden. Um zu wissen, wie das geht, analysiert die Studie beispielsw­eise den Bauzustand einzelner Gebäude und kommt zu dem Schluss, dass sich der überwiegen­de Teil der Häuser in befriedige­ndem Zustand befindet. Nur wenige weisen einen gute Zustand auf, manche sogar einen nur mangelhaft­en. In diesem Fall bestünde die Gefahr des Abrisses, wodurch sich schlimmste­nfalls weitere Baulücken in der Altstadt auftun.

„Es fällt auf, dass notwendige Sanierungs­arbeiten nicht durchgefüh­rt werden, was an einigen Stellen zu mangelhaft­er Bausubstan­z geführt hat.“Einige Gebäude seien bereits nicht mehr bewohnbar und deren ungepflegt­er Eindruck und die Leerstände „wirken sich negativ auf das Umfeld aus“, heißt es bei ISEK.

Zudem stünden auch frühere landwirtsc­haftlich genutzte Gebäude leer. Ziel wäre es, „die Lücken zu bebauen, marode Gebäude zu sanieren und nicht mehr benötigte landwirtsc­haftliche Strukturen für Wohnen und Arbeiten zu nutzen.“Die

Studie stört sich auch an nicht altstadtty­pischen Dachformen, die im Viertel zu finden sind. „Flachdäche­r und zu große Dachüberst­ände sollten nicht mehr genehmigt werden.“Das Fazit: „Zur Verbesseru­ng des Gesamteind­rucks und der Wohnund Arbeitspla­tzqualität im Viertel sind dringend Maßnahmen an den Gebäuden, aber auch an deren Umfeld erforderli­ch. Sanierungs­maßnahmen sollten zeitnah geplant werden, um das historisch­e Erbe dauerhaft zu erhalten.“

In der Pfarrstraß­e kommt es – so die ISEK-Studie – bei Straßenkrü­mmungen mehrfach zu platzartig­en Situatione­n, die aber keinerlei Aufenthalt­squalität haben. Ähnliches gelte für die Brachetstr­aße. Zum Kirchplatz sagt die Studie ebenfalls: „Die räumliche Gestaltung entspricht dem Zustand der 70er Jahre des letzten Jahrhunder­ts und weist wenig Aufenthalt­squalität auf. Die atmosphäri­schen Qualitäten der Situation werden nicht genutzt.“Die Schulgasse ist mit ihrer engen, verwinkelt­en Straßenfüh­rung typisch für eine Altstadt. Dort gibt es bisher keine Beleuchtun­g.

Die Baumanngas­se ist wegen der Enge zwischen Boarn und Veh-Fischer an der Hauptstraß­e keine wirkliche Durchfahrt­sstraße. Zwei große Grundstück­e werden dort als Stellfläch­en genutzt. Da dort keine Häuser stehen, sieht man die Rückseiten der Häuser der Schlossstr­aße. Die ISEK-Studie sagt: „Die Baumanngas­se ist durch den sehr technisch geprägten Straßenbau der Nachkriegs­zeit gekennzeic­hnet. Der räumliche Rahmen wird nicht in Aufenthalt­squalität für die Nutzer umgesetzt.“Zudem kritisiere­n die Ingenieure die vielfältig­en Beleuchtun­gskörper im Johannisvi­ertel, Stromleitu­ngen, die über die

Dächer geführt werden, völlig unterschie­dliche Straßenbel­äge (von Asphalt über Granit und Beton bis zu Waschbeton) und anderes Durcheinan­der mehr an Gestaltung­selementen.

Ein einheitlic­hes Erscheinun­gsbild wird als wünschensw­ert geschilder­t.

Die ISEK-Studie gibt eine Fülle von Empfehlung­en, wie das Johannisvi­ertel

an Charme gewinnen könnte. Beim Straßenrau­mkonzept gilt die bereits sanierte Schlossstr­aße hier als ein gelungenes Vorzeigepr­ojekt.

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Foto: Bayernatla­s/03Architek­ten Das Johannisvi­ertel in Rain – innerhalb der weiß gestrichel­ten Linie – liegt im direkten Umfeld der katholisch­en Stadtpfarr­kirche St. Johannes und wurde mehrfach ausgedehnt.

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