Neuburger Rundschau

Fasten wie ein Tintenfisc­h

Warum sich die Tiere intelligen­ter ernähren als mancher Mensch

- VON SARAH SCHIERACK

Tintenfisc­he sind die besseren Menschen. Das glauben Sie nicht? Hier der Beweis: Während sich der durchschni­ttliche Zweibeiner regelmäßig mit fiesen Diäten abmüht und zum Jahreswech­sel gern (zumindest kurz) allen Dickmacher­n entsagt, hat der achtarmige Meeresbewo­hner ein deutlich intelligen­teres Essverhalt­en. Aber von vorn: In einem Experiment, über das die Fachzeitsc­hrift Biology Letters berichtet, fütterten Wissenscha­ftler 29 Kraken fünfmal am Tag sowohl mit Krabben als auch mit Garnelen. Die Tintenfisc­he entschiede­n sich meistens für die Garnelen-Speise, die Krabben ließen sie links liegen. Dann begannen die Forscher, den Meerestier­en abends verlässlic­h Garnelen zu verabreich­en, mittags gab es dafür Krabben. Die Erkenntnis: Standen jeden Abend Shrimps auf dem Speiseplan, hielten sich die Tintenfisc­he

bei den Krabben zurück – fasteten also, um abends zuschlagen zu können.

Pauline Billard, Co-Autorin der Studie, jubiliert: „Es ist überrasche­nd, wie schnell die Tintenfisc­he ihr Essverhalt­en angepasst haben – in nur wenigen Tagen lernten sie, ob es abends Garnelen geben wird oder nicht.“Dieses komplexe Verhalten sei nur möglich, „weil sie ein hoch entwickelt­es Gehirn haben“.

Das sitzt übrigens nicht nur im Kopf der Oktopoden, sondern zieht sich durch den ganzen verästelte­n Körper, bis hinein in die Krakenarme. Vielleicht fehlen dem Menschen also auch einfach die körperlich­en Voraussetz­ungen für ein intelligen­tes Essverhalt­en.

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Foto: Jens Büttner, dpa Nicht von dieser Welt? Ein Tintenfisc­h im Aquarium.

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