Neuburger Rundschau

Sein zweiter Oscar-Triumph?

Große Namen begleiten seinen Weg: Steven Spielberg, James Bond, Kate Winslet… Jetzt könnte Sam Mendes mit einem besonderen Kriegsfilm selbst ganz groß werden

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Wenn es nach dem Gesetz der Serie geht, wird Sam Mendes am kommenden Wochenende seinen zweiten großen Oscar-Triumph feiern. Im Jahr 2000 hatte er beim wichtigste­n Filmpreis der Welt ja schon einmal groß abgeräumt. Damals, frisch von Steven Spielberg nach Hollywood geholt, gewann der Brite mit seinem ersten Kinofilm, der Komödie „American Beauty“, gleich fünf Preise, unter anderem die für „Bester Film“und „Beste Regie“. Und nun, 2020, gewann Mendes mit seinem bislang persönlich­sten Film den PGA-Preis der Hollywoodp­roduzenten – den in den letzten Jahren „Green Book“und „Shape Of Water“einheimste­n: die späteren Oscar-Sieger!

„1917“heißt sein aktueller Kandidat, der auf gleich doppelt besondere Art in die Schützengr­äben des Ersten Weltkriegs führt. Mendes hat ihn inhaltlich nämlich entlang den Erzählunge­n seines eigenen Großvaters entwickelt – und äußerlich hat er ihn gestaltet mit direktem Kamerablic­k auf zwei Soldaten, denen der Film quasi in Echtzeit bei ihrer Mission zu folgen vorgibt. Das entfaltet Sogwirkung, mit zehn Oscar-Nominierun­gen honoriert und eben auch sonst schon reichlich ausgezeich­net. Zum Beispiel bei den Golden Globes und gleich siebenfach in Mendes’ Heimat, bei den British Academy Film Awards.

Dabei ist seine künstleris­che Heimat gar nicht der Film. Sam Mendes kommt eher aus der Hochkultur, der Vater außer Hochschull­ehrer noch

– wie die Mutter und auch der Großvater schon – Schriftste­ller; Sam als einziger Sohn auf den Eliteschul­en in Oxford und Cambridge gebildet: So ein Mann macht Theater! Und er inszeniert­e dann nicht nur Stücke, sondern übernahm 1992, mit gerade mal 27, sogar gleich ein Theater im Londoner Westend. Und auch nach dem „American Beauty“-Triumph kehrte er auch wieder zum Theater zurück. Konnte nun aber natürlich immer wieder prominente Ausflüge ins Filmfach unternehme­n, drehte mit Tom Hanks „Road To Perdition“und „Zeiten des Aufruhrs“mit Leonardo DiCaprio, wiedervere­int mit „Titanic“-Partnerin Kate Winslet. Im wahren Leben aber war damals Sam Mendes mit Winslet ein Paar. Es war allerdings schon eher die Endphase ihrer von 2003 bis 2010 dauernden Ehe. Inzwischen ist der Regisseur, selbst übrigens mit fünf Jahren bereits zum Scheidungs­kind geworden, mit der englischen Trompeteri­n Alison Balsom verheirate­t. Kinder: keine.

Die bekanntest­en Zeugnisse seiner Existenz sind freilich bis heute die beiden letzten James-Bond-Filme, „Skyfall“und „Spectre“. Von denen er im Vergleich zu „1917“übrigens sagt: „Während dieser Film vom Krieg handelt, ist das Drehen eines 007-Films ein echter Krieg.“Blockbuste­r-Marken-Produktion­s-Wahnsinn jedenfalls. Das jetzige Werk des 54-Jährigen ist da also fast schon wie klassische­s Theater. Aber gerade dieses, nicht Bond, könnte ihm nun zu höchsten Filmweihen verhelfen. Viel Glück! Wolfgang Schütz

» Unsere Oscar-Favoriten stellen wir Ihnen morgen im Feuilleton vor.

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Foto: dpa

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