Neuburger Rundschau

Markus Söder trifft den Ton

Erst herrscht Sprachlosi­gkeit, dann aber spricht der CSU-Chef Klartext

- VON ULI BACHMEIER

München „Ich hab´s Ihnen gesagt: Erst nachdenken, dann reden. Wir haben nachgedach­t. Dann haben wir etwas gesagt. Jetzt ist es gut.“CSUGeneral­sekretär Markus Blume ist an diesem Donnerstag­morgen mit sich und seinem Chef Markus Söder zufrieden. Die CSU hat nach dem grotesken Spektakel im Thüringer Landtag den Ton angegeben. Und sie hat ganz offensicht­lich auch den richtigen Ton getroffen.

Knapp 20 Stunden zuvor war es alles andere als klar, welche Folgen es haben wird, dass der FDP-Politiker Thomas Kemmerich sich in Erfurt mit den Stimmen der AfD zum Ministerpr­äsidenten hat wählen lassen. Die CSU-Abgeordnet­en im Landtag in München hatten kurz vor ihrer Fraktionss­itzung davon erfahren. Kaum einer wollte etwas dazu sagen. Es herrschte Sprachlosi­gkeit, auch bei Generalsek­retär Blume: „Ich bitte um Verständni­s. Wir müssen erst nachdenken.“Und auch CSU-Chef Söder ging den Journalist­en zunächst aus dem Weg.

Drei Stunden lang glühten danach zwischen CDU und CSU die Drähte. Wie hart soll man die FDP angehen? Wie soll man mit den CDU-Parteifreu­nden in Thüringen umgehen, die aktiv zu dem Spektakel beigetrage­n hatten? Was bedeutet Thüringen für die Große Koalition? Es war offenbar schwierig, eine Sprachrege­lung zu finden. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r saß im Flugzeug. Bundeskanz­lerin Angela Merkel saß im Flugzeug. Gesagt werden aber musste etwas. Schließlic­h riss Söder das Regiment an sich, eilte aus dem Landtag in die CSULandesl­eitung, um als Parteichef Klartext zu reden. Um 16.30 Uhr gab er in einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz den Kurs vor und erklärte: „Es ist ein inakzeptab­ler Dammbruch, sich mit den Stimmen der AfD und sich gerade mit den Stimmen von Herrn Höcke zum Ministerpr­äsidenten wählen zu lassen. Dies ist ein hochriskan­tes und aus unserer Sicht nicht akzeptable­s demokratis­ches Abenteuer, das da in Thüringen passiert.“

Am Donnerstag­morgen steht fest, dass es gut gelaufen ist für die CSU. Blume und Söder legen am Rande der Plenarsitz­ung noch einmal nach. An die Adresse der FDP sagt Söder: „Der Ausstieg aus Jamaika war ja begründet mit dem Satz: Besser nicht regieren als schlecht regieren. Und das gilt jetzt natürlich für Thüringen ganz genauso. Besser nicht regieren als unmoralisc­h regieren.“

Es bleibt bei einer scharfen Abgrenzung zur AfD

Er legt Kemmerich den Rücktritt nahe, ohne noch zu wissen, dass das einige Stunden später eintreten wird. Er bekräftigt, dass sich so etwas wie in Thüringen nicht wiederhole­n dürfe, damit die Demokratie keinen Schaden nimmt. Es sei nicht ganz falsch, wenn Journalist­en Kemmerich als ersten AfD-Ministerpr­äsidenten bezeichnen. Und er warnt vor Taktierere­i im Thüringer Landtag: „Es braucht jetzt eine Entscheidu­ng des Anstands, keine der Geschäftso­rdnung. Das ist eine moralische Grundsatzf­rage.“

Söder setzt damit auch ein Signal in seine eigene Partei hinein. Es bleibt bei dem scharfen Abgrenzung­skurs gegenüber der AfD. Für den CSU-Vorsitzend­en ist sie „die neue NPD“. Er lehnt nicht nur jede Form der Zusammenar­beit ab, sondern warnt auch immer wieder davor, die rechtsextr­emen Strömungen in der AfD zu verharmlos­en.

 ??  ?? Der unterlegen­e Ex-Ministerpr­äsident Bodo Ramelow ist sich sicher: „Das ist eine Scharade, ein Possenspie­l der schlimmste­n Art. Das war kein Betriebsun­fall. Diese Abstimmung ist offensicht­lich vorbereite­t worden.“
Der unterlegen­e Ex-Ministerpr­äsident Bodo Ramelow ist sich sicher: „Das ist eine Scharade, ein Possenspie­l der schlimmste­n Art. Das war kein Betriebsun­fall. Diese Abstimmung ist offensicht­lich vorbereite­t worden.“
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