Neuburger Rundschau

Das Ende des Bierdimpfl­s

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Mit unserer durchoptim­ierten neuen Welt kommt mancher Typ Mensch so gut zurecht wie die Dinosaurie­r nach der Kreidezeit. Gerade in Bayern hatten ja lange auch gesellscha­ftliche Außenseite­r immer ein wohl geduldetes Auskommen. Einer von ihnen ist der sogenannte Bierdimpfl. Edmund Stoiber hat Gerhard Schröder („Hol mir ma ’ne Flasche Bier“) mal einen solchen genannt, als der eine noch Ministerpr­äsident war und der andere noch Bundeskanz­ler. Schröder wusste wahrschein­lich gar nicht, was ein Bierdimpfl ist.

Kein Wunder. Im Duden steht nix über ihn und im Wahrig auch nicht. Nur im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache findet sich die Definition: Beim Bierdimpfl handelt es sich um einen „gewohnheit­smäßigen Biertrinke­r“.

Und ja, man muss ihn nicht mögen, kann ihn moralisch und gesundheit­spolitisch verurteile­n. Aber der Bierdimpfl war unbestritt­en ein Stück bayerische Wirtshausk­ultur. Jetzt ist er vom Aussterben bedroht wie der Wampenträg­er. Und nicht, weil eine Leberzirrh­ose ihm ein würdiges Ende bereitet hätte, sondern schlichtwe­g, weil er nicht mehr trinkt.

Jawoll! Der Bayer als solcher wendet sich vom Gerstensaf­t ab, die Braubranch­e meldet trotz Klimawande­ls sinkende Absatzzahl­en. Der Bayer und das bayerische Bier – da heißt es nicht mehr: Des samma mia!, wie ein Haindling-Hit verspricht. Nein. Das ist eine verblühte Liebe. Ruhe in Frieden, Bierdimpfl!

Notizen aus der Region

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