So geht es mit den Corona-Infizierten weiter
Es gibt neue Erkenntnisse über das Virus. Und die Patienten könnten bald entlassen werden
Augsburg Das Prozedere wird wohl noch ein paar Tage so weitergehen: Die Corona-Infizierten werden täglich durchgecheckt, die Ärzte suchen nach den winzigen Erregern, die derzeit so eine große Aufregung verursachen. Mit Abstrichen im Mund, Untersuchungen im Urin, Stuhl und Blut wird die Virenbelastung gemessen – und momentan können nach Angaben der München Klinik Schwabing, wo sieben Corona-Erkrankte behandelt werden, weiterhin Erreger bei den Patienten nachgewiesen werden.
Dennoch ist man in der Klinik optimistisch, dass die Entlassung der Menschen näher rückt. Demnächst sollen Kriterien dafür bekannt gegeben werden. Denn wann und ob die Patienten das Krankenhaus verlassen dürfen, das liegt nicht nur im Ermessen der behandelnden Ärzte vor Ort. „Wir entscheiden das nicht alleine, die Kriterien werden von den Behörden definiert“, sagt ein Sprecher der München Klinik. „Wir hoffen, dass es noch in dieser Woche eine Definition gibt.“
Wann die Patienten entlassen werden können, sei nicht so einfach zu sagen, teilt das Robert-Koch-Institut mit. „Die Informationen, wie lange und worüber die Virusausscheidung erfolgt, gibt es bislang nicht, daher kann das derzeit niemand sagen“, erklärt Sprecherin Susanne Glasmacher. Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) kann noch nichts Konkretes sagen. „Das Ende der infektiösen Periode ist momentan nicht sicher anzugeben“, teilt Sprecherin Katrin Grimmer mit. Am LGL habe zur Frage der Entlassung eine ärztliche Expertenkommission getagt. „Die Kommission analysiert derzeit sämtliche dazu vorliegenden Daten und wird in Kürze eine Empfehlung geben.“
Der Zustand der Patienten in der München Klinik ist nach wie vor stabil. Fast alle sind dem Krankenhaus zufolge inzwischen weitestgehend symptomfrei. Auch ein Patient mit Fieber, bei dem eine Entzündung
der Atemwege diagnostiziert wurde, sei in keinem kritischen Zustand.
Chefarzt Clemens Wendtner von der Klinik für Infektiologie an der München Klinik warnt davor, in Panik zu verfallen. Er macht deutlich: „Corona ist auf keinen Fall gefährlicher als Influenza.“Die Sterblichkeit werde zwar in China mit zwei bis drei Prozent angegeben, fährt er fort. Aber: „Das halten wir für überschätzt. Wir gehen davon aus, dass die Sterblichkeit deutlich unter einem Prozent liegt, eher sogar im Promillebereich.“Das sei eine ähnliche Größe wie bei der Influenza. „Mit einer sehr, sehr gefährlichen Erkrankung hat das nicht viel zu tun“, sagt Wendtner.
Der Mediziner ist auch Teil eines Forscherteams, das neue Details über das Coronavirus herausgefunden hat: Bereits mit schwachen Symptomen ist wohl eine Ansteckung möglich. Untersuchungen der Berliner Charité, des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr und der München Klinik Schwabing belegen, dass bei einigen der Patienten auch mit einer milden Symptomatik – wie bei einer harmlosen Erkältung – infektiöse Viren im Nasen-Rachen-Raum nachgewiesen werden konnten. Außerdem habe man Hinweise dafür gefunden, dass sich die neuartigen Coronaviren wohl auch im Verdauungstrakt vermehren können.
Während die Patienten in der Schwabinger Klinik auf ihre Entlassung warten, hatte eine Frau in Salzburg weniger Geduld. Die 31-Jährige floh aus einem Krankenhaus, wo sie als Corona-Verdachtsfall behandelt wurde. In der Nacht auf Mittwoch verschwand sie von der Isolierstation – die Polizei brachte sie einige Stunden später wieder in die Klinik zurück. Mittlerweile gibt es Entwarnung: Die Frau ist nicht mit dem Virus infiziert.