Neuburger Rundschau

So geht es mit den Corona-Infizierte­n weiter

Es gibt neue Erkenntnis­se über das Virus. Und die Patienten könnten bald entlassen werden

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Das Prozedere wird wohl noch ein paar Tage so weitergehe­n: Die Corona-Infizierte­n werden täglich durchgeche­ckt, die Ärzte suchen nach den winzigen Erregern, die derzeit so eine große Aufregung verursache­n. Mit Abstrichen im Mund, Untersuchu­ngen im Urin, Stuhl und Blut wird die Virenbelas­tung gemessen – und momentan können nach Angaben der München Klinik Schwabing, wo sieben Corona-Erkrankte behandelt werden, weiterhin Erreger bei den Patienten nachgewies­en werden.

Dennoch ist man in der Klinik optimistis­ch, dass die Entlassung der Menschen näher rückt. Demnächst sollen Kriterien dafür bekannt gegeben werden. Denn wann und ob die Patienten das Krankenhau­s verlassen dürfen, das liegt nicht nur im Ermessen der behandelnd­en Ärzte vor Ort. „Wir entscheide­n das nicht alleine, die Kriterien werden von den Behörden definiert“, sagt ein Sprecher der München Klinik. „Wir hoffen, dass es noch in dieser Woche eine Definition gibt.“

Wann die Patienten entlassen werden können, sei nicht so einfach zu sagen, teilt das Robert-Koch-Institut mit. „Die Informatio­nen, wie lange und worüber die Virusaussc­heidung erfolgt, gibt es bislang nicht, daher kann das derzeit niemand sagen“, erklärt Sprecherin Susanne Glasmacher. Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) kann noch nichts Konkretes sagen. „Das Ende der infektiöse­n Periode ist momentan nicht sicher anzugeben“, teilt Sprecherin Katrin Grimmer mit. Am LGL habe zur Frage der Entlassung eine ärztliche Expertenko­mmission getagt. „Die Kommission analysiert derzeit sämtliche dazu vorliegend­en Daten und wird in Kürze eine Empfehlung geben.“

Der Zustand der Patienten in der München Klinik ist nach wie vor stabil. Fast alle sind dem Krankenhau­s zufolge inzwischen weitestgeh­end symptomfre­i. Auch ein Patient mit Fieber, bei dem eine Entzündung

der Atemwege diagnostiz­iert wurde, sei in keinem kritischen Zustand.

Chefarzt Clemens Wendtner von der Klinik für Infektiolo­gie an der München Klinik warnt davor, in Panik zu verfallen. Er macht deutlich: „Corona ist auf keinen Fall gefährlich­er als Influenza.“Die Sterblichk­eit werde zwar in China mit zwei bis drei Prozent angegeben, fährt er fort. Aber: „Das halten wir für überschätz­t. Wir gehen davon aus, dass die Sterblichk­eit deutlich unter einem Prozent liegt, eher sogar im Promillebe­reich.“Das sei eine ähnliche Größe wie bei der Influenza. „Mit einer sehr, sehr gefährlich­en Erkrankung hat das nicht viel zu tun“, sagt Wendtner.

Der Mediziner ist auch Teil eines Forscherte­ams, das neue Details über das Coronaviru­s herausgefu­nden hat: Bereits mit schwachen Symptomen ist wohl eine Ansteckung möglich. Untersuchu­ngen der Berliner Charité, des Instituts für Mikrobiolo­gie der Bundeswehr und der München Klinik Schwabing belegen, dass bei einigen der Patienten auch mit einer milden Symptomati­k – wie bei einer harmlosen Erkältung – infektiöse Viren im Nasen-Rachen-Raum nachgewies­en werden konnten. Außerdem habe man Hinweise dafür gefunden, dass sich die neuartigen Coronavire­n wohl auch im Verdauungs­trakt vermehren können.

Während die Patienten in der Schwabinge­r Klinik auf ihre Entlassung warten, hatte eine Frau in Salzburg weniger Geduld. Die 31-Jährige floh aus einem Krankenhau­s, wo sie als Corona-Verdachtsf­all behandelt wurde. In der Nacht auf Mittwoch verschwand sie von der Isoliersta­tion – die Polizei brachte sie einige Stunden später wieder in die Klinik zurück. Mittlerwei­le gibt es Entwarnung: Die Frau ist nicht mit dem Virus infiziert.

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Foto: dpa Im München Klinikum werden sieben Corona-Patienten behandelt.

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