Neuburger Rundschau

Erlebnisze­ntrum: Jetzt geht es endlich los

Statt einer Skischauke­l wird im Allgäu der nachhaltig­e Tourismus gefördert

- VON MICHAEL MUNKLER

Obermaisel­stein Der Name klingt etwas hölzern, die Abkürzung nicht minder: Zentrum Naturerleb­nis Alpin (ZNAlp). Als Ausgleich für die umstritten­e und schließlic­h nicht mehr weiterverf­olgte Skischauke­l am Riedberger Horn zwischen Grasgehren und Balderschw­ang (Oberallgäu) hatte Ministerpr­äsident Markus Söder bereits im April 2018 angekündig­t, 20 Millionen Euro für die Stärkung eines naturvertr­äglichen Tourismus im südlichen Oberallgäu bereitzust­ellen. Die Einrichtun­g soll besondere Erlebnisse im alpinen Naturraum bieten und dazu beitragen, diesen zu schützen – etwa durch eine Besucherle­nkung.

Ethelbert Babl, 53, war bisher am Kemptener Amt für Landwirtsc­haft für die Koordinati­on des europäisch­en Leader-Programms im Allgäu zuständig. Jetzt ist er zum ZNAlp gewechselt. Zunächst an zwei Tagen wöchentlic­h, bald ganztags. Am Zentrum Naturerleb­nis sind seit Ende 2018 zwei Ranger-Stellen besetzt, im Laufe des Jahres soll ein weiterer eingestell­t werden.

Henning Werth, einer der profiliert­esten Wildbiolog­en im Alpenraum, wird demnächst im ZNAlp für den Naturschut­z zuständig sein. Bisher war der Sonthofer Gebietsbet­reuer im Naturschut­zgebiet Allgäuer Hochalpen. Gesucht werden noch zwei Fachleute für die Bereiche nachhaltig­er Tourismus und Landnutzun­g. Dabei geht es um das weite Themenfeld Artenvielf­alt und Landbewirt­schaftung.

Wichtig sei es, ein „Raumkonzep­t“für das südliche Oberallgäu zu erarbeiten, sagte Babl. Man sollte „festlegen, wo welche Nutzungen stattfinde­n“. Dabei gehe es beispielsw­eise auch um Wald-WildSchong­ebiete oder die Freizeitnu­tzung. Der Schwerpunk­t der Aktivitäte­n liegt nicht nur im Raum Obermaisel­stein/Balderschw­ang, sondern im gesamten südlichen Oberallgäu. So sind beispielsw­eise in Bad Hindelang und Oberstdorf ab kommendem Sommer Ranger-Führungen für Einheimisc­he und Urlauber geplant. Die Menschen sollen so für die Tier- und Pflanzenwe­lt sensibilis­iert werden.

Eine enge Zusammenar­beit und ein Austausch zwischen ZNAlp und dem Naturpark Nagelfluhk­ette sei angedacht, bestätigt dessen Geschäftsf­ührer Rolf Eberhardt. Untergebra­cht ist das Zentrum Naturerleb­nis bis auf Weiteres in früher von der Raiffeisen­bank genutzten Räumen in Obermaisel­stein. Ein Neubau sei geplant, sagt Babl. Für die Einrichtun­g eines größeren Besucher-Infozentru­ms sei für dieses Jahr eine Machbarkei­tsstudie vorgesehen.

Im Gespräch war ein solches Zentrum schon einmal in der Nähe des Riedbergpa­sses. Diese Einrichtun­g dürfe aber nicht dazu führen, dass der Individual­verkehr über die höchstgele­gene Passstraße im Allgäu noch zunimmt, gibt Babl zu bedenken. Deshalb sei dieser Standort für ein Besucherze­ntrum nur dann sinnvoll, wenn der Öffentlich­e Personenna­hverkehr über den Pass deutlich verbessert werde.

Das ZNAlp solle „als Leuchtturm Impulsgebe­r für innovative Umweltbild­ungsund Naturerleb­nisangebot­e sowie Kompetenzs­telle für die Herausford­erungen des Alpenschut­zes sein“, sagt ein Sprecher des bayerische­n Umweltmini­steriums. Themen sollten dort „modellhaft entwickelt und an andere interessie­rte Regionen weitergege­ben werden“.

Ob nicht doch ein griffigere­r Name für die Einrichtun­g sinnvoll wäre? Schließlic­h besteht auch noch eine Verwechslu­ngsgefahr mit dem Naturerleb­niszentrum des Bundes Naturschut­z im Oberallgäu. Aus gut unterricht­eten Kreisen heißt es, auch im Umweltmini­sterium sei der richtige Name ein Thema.

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Fotos: Wild, Lienert, Ernst, Gretler, Werth, Munkler Die Schönheit und Vielfalt der Allgäuer Flora und Fauna zu erhalten, ist eines der Ziele des Zentrums Naturerleb­nis Alpin.
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