Neuburger Rundschau

So echt wie möglich

Ein Naturkunde­museum, in dem nur Fotos und Schilder an den Wänden hängen? Das wäre langweilig. Es werden daher Präparate gezeigt. Wie die entstehen, erfährst du hier

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Noch stecken lauter Nadeln im Federkleid. So kann nichts an den mächtigen Schwingen des Greifvogel­s verrutsche­n, bis die Arbeit von Robert Stein getrocknet ist. Robert Stein ist Präparator. Das heißt, er macht Tiere für ein Museum haltbar. Gerade arbeitet er an einem Gaukler. Das ist ein Vogel, der eigentlich in Afrika lebt. Der Vogel in Robert Steins Werkstatt hat tatsächlic­h mal gelebt, und zwar im Berliner Tierpark. Als der Gaukler starb, wurde entschiede­n: Wir wollen das Tier erhalten.

Das, was ein Präparator tut, nennen manche Leute auch einfach Ausstopfen. Das hört Robert Stein aber nicht gern. Schließlic­h stopft der Fachmann nicht ein bisschen Stroh und Watte in den Gaukler und fertig ist der Vogel. „Die Arbeit bringt sehr viel mehr mit sich“, erklärt Experte Robert Stein. „Man braucht ein Verständni­s für den Körperbau und die Bewegung eines Tiers. Außerdem muss man mit vielen verschiede­nen Materialie­n und Werkzeugen umgehen können.“

Wenn ein totes Tier präpariert wird, braucht man oft nur die oberste Hautschich­t des Tierkörper­s. Darauf sitzt etwa das Fell oder das Gefieder. Manchmal bleiben auch die echten Krallen, Hufe oder der Schädel erhalten. Alles andere – also heute zum Glück nicht mehr. Die meisten Tiere, die für das Naturkunde­museum in Berlin präpariert werden, sind in einem Zoo oder Tierpark gestorben. Schon alle möglichen Tiere sind aus dem Zoo ins Museum gekommen. Die Präparator­en haben vom Fisch über Vögel bis hin zu Eisbären und Bisons schon kleine und große Tiere haltbar gemacht. Etwas von dem Tier bleibt in einem Präparat immer erhalten. Bei einem präpariert­en Vogel bleiben das Gefieder, der Schädel und manche Knochen erhalten. Bei einem Fisch bleibt dagegen nur der lebensecht­e Abdruck aus Kunststoff. Der echte Fisch würde austrockne­n, sich verformen und irgendwann fürchterli­ch aussehen. (dpa) die Organe, Muskeln, und so weiter – würden mit der Zeit verrotten. Der Präparator baut den Tierkörper deshalb künstlich nach, um das Tier haltbar zu machen. „Wenn ich die Natur nachahmen will, muss ich jede Kleinigkei­t beachten“, sagt Robert Stein. „Vor allem der Gesichtsau­sdruck muss perfekt sein. Darauf achten die Menschen am meisten.“

Einen Tierkörper baut der Experte mit unterschie­dlichen Mitteln nach. Mal verwendet er ein Gestell aus Draht und Holzwolle, mal ganze Körperteil­e aus Kunststoff. An so einem Modell muss Robert Stein etwa Ton auftragen oder entfernen. Er fräst und schnitzt und raspelt, bis alles passt. Schließlic­h kommt die Haut, das Fell oder das Gefieder ins Spiel. Es wurde vorher von einem gestorbene­n Tier abgenommen, gegerbt und haltbar gemacht. Ganz ähnlich, wie man auch Leder für Schuhe oder Taschen herstellt.

Nun muss es der Präparator über den Kunstkörpe­r ziehen und befestigen. „Ich mache dabei eigentlich die Arbeit eines Schneiders, nur andersheru­m“, erklärt Robert Stein. „Ein Schneider beschert einer Form einen passenden Anzug. Ich muss einem Anzug, also dem Tierfell, die passende Form geben.“Ein Präparator ist also vieles gleichzeit­ig: etwa Naturforsc­her, Bildhauer, Schneider und Maler.

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Fotos: Philipp Brandstädt­er, dpa An diesem Vogel arbeitet Robert Stein gerade. Rechts siehst du das Gefieder des toten Tieres.
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