Neuburger Rundschau

Spannender als gewünscht

Das Pokalspiel gegen Hoffenheim dominiert der FC Bayern lange, zittert sich dann aber mit 4:3 weiter. Trainer Flick hofft vor dem Topspiel gegen Leipzig auf einen Weckruf

- VON FLORIAN EISELE

München Direkt nach Spielende deutete die Miene von Bayern-Trainer Hansi Flick nicht zwingend darauf hin, dass die Münchner gerade ins Viertelfin­ale des Pokals eingezogen waren. Die Ausführung­en von TSG-Coach Alfred Schreuder (Kurzfassun­g: schlechter Start, dann gut verkauft, alles o.k.) verfolgte Flick mit versteiner­ter Miene. Beim 4:3-Sieg der Bayern hatte es lange Zeit so ausgesehen, als ob sich für die Hoffenheim­er ein Debakel zusammenbr­auen würde: Bayern hatte in der ersten Halbzeit eine der besten Leistungen der Saison gezeigt. Dass am Ende aber beinahe noch eine 4:1-Führung verspielt wurde und sich der FCB in die nächste Runde zittern musste – „darüber müssen wir reden“, kündigte Flick mit sichtbarem Unmut an. Zumal der Rekordmeis­ter auch im jüngsten Bundesliga­spiel gegen Mainz im zweiten Durchgang sichtlich abgebaut hatte. Die BeinaheBla­mage gegen Hoffenheim „war ein Weckruf für uns“, hoffte Flick.

Ein Weckruf, der vor allem hinsichtli­ch des nächsten Pflichtspi­els der Bayern wichtig sein wird. Am Sonntag um 18 Uhr steht das Spitzenspi­el an: Tabellenfü­hrer FC Bayern empfängt den Herbstmeis­ter RB

Leipzig. Dass die Partie im Hinterkopf einiger Spieler eine größere Rolle spielte, als sie im Vorfeld zugeben wollten, offenbarte die Aussage von Joshua Kimmich nach Spielende. Der hätte sich einen deutlicher­en Sieg gegen Hoffenheim erwartet: „Es wäre ein super Zeichen gewesen, wenn wir vor Leipzig wieder 4:1 oder 5:1 gewonnen hätten.“Der Spielverla­uf gegen die TSG zeige aber, dass es schnell in die andere Richtung gehe, wenn die Bayern nicht am Limit spielen. Fazit: „Vielleicht war es ganz gut vor dem Leipzig-Spiel, dass wir merken, dass es nicht von alleine geht.“Auch Kapitän Manuel Neuer mahnte: „Die letzten 20 oder 30 Minuten haben wir schleifen lassen und das wurde bestraft. So was darf uns natürlich nicht passieren.“

Flick, der immer wieder betonte, im Vorfeld des Pokalspiel­s keinen Gedanken an Leipzig verschwend­et zu haben, hatte aber schon bei der Mannschaft­saufstellu­ng das nächste Ligaspiel im Blick: Die zuletzt überragend­en Mittelfeld­spieler Leon Goretzka und Thiago bekamen beide eine Pause verordnet und sahen sich die Partie von der Bank aus an – eine taktische Überlegung oder doch Schonung für Leipzig? Flick ließ durchblick­en, dass Letzteres den Ausschlag gegeben hatte: „Klar ist, dass beide am Sonntag frisch sind.“Den beiden Bayern-Torschütze­n Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i hätte der Trainer gerne ebenfalls eine längere Auszeit verordnet, wie er zugab: „Eigentlich wollte ich Thomas und Lewy früher auswechsel­n.“Zehn Minuten vor dem Ende war der Arbeitstag aber dennoch für die beiden beendet – und prompt drohte das Spiel noch zu kippen. Damit trat der hervorrage­nde Eindruck aus dem ersten Durchgang etwas in den Hintergrun­d – ebenso wie die Randnotiz, dass Robert Lewandowsk­i mit nunmehr 36 Toren aktuell der zweitbeste Torjäger in der Geschichte des DFB-Pokals ist. Besser ist nur der obligatori­sche Gerd Müller mit 75 Treffern.

Ob Jérôme Boateng gegen die Sachsen mithelfen kann, ist nicht zu 100 Prozent sicher. Der aktuell einzig fitte gelernte Innenverte­idiger erlebte gegen Hoffenheim nicht nur wegen seines Eigentores einen unglücklic­hen Abend. Nach einem Luftkampf kam der Ex-Nationalsp­ieler hart auf den Boden auf und wurde für Alvaro Odrizola ausgewechs­elt. Noch in der Kabine wurde Boateng am Rücken behandelt, die Vereinsärz­te gaben anschließe­nd dezente Entwarnung. Als Favorit dürften die Bayern dennoch ins

Spitzenspi­el gehen – dafür spricht nicht nur die aktuelle Formschwäc­he der Leipziger, die nur eines der vier Pflichtspi­ele seit der Winterpaus­e gewannen und in Frankfurt auch noch aus dem Pokal flogen. Die Bayern sind bestens in Form, gewannen alle Pflichtspi­ele im neuen Jahr souverän.

Vor allem die Offensive ist brandgefäh­rlich: Seit der Amtsüberna­hme von Hansi Flick schossen die Münchner durchschni­ttlich 3,4 Tore pro Spiel – das ist der Höchstwert aller Mannschaft­en in den europäisch­en Top-Fünf-Ligen. Zudem spricht auch die Statistik der bisherigen Leipzig-Auftritte in München für die Bayern: Es setzte ein 0:3, dann ein 0:2 und ein 0:1.

 ?? Foto: Peter Schatz ?? Gibt’s doch nicht: In der Schlusspha­se hätte der FC Bayern gegen Hoffenheim trotz einer zwischenze­itlichen 4:1-Führung beinahe noch den Ausgleich kassiert. Auf der Bank fieberten die ausgewechs­elten Jérôme Boateng, Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i (von links) mit Leon Goretzka (Zweiter von links) mit.
Foto: Peter Schatz Gibt’s doch nicht: In der Schlusspha­se hätte der FC Bayern gegen Hoffenheim trotz einer zwischenze­itlichen 4:1-Führung beinahe noch den Ausgleich kassiert. Auf der Bank fieberten die ausgewechs­elten Jérôme Boateng, Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i (von links) mit Leon Goretzka (Zweiter von links) mit.

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