Neuburger Rundschau

Bald sollen hier Babys geboren werden

Hebammen wollen in Aichach bald ein neues Entbindung­sangebot starten

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Aichach In Aichach sollen ab nächstem Jahr wieder Babys auf die Welt kommen – nicht nur bei Hausgeburt­en. Selbststän­dige Hebammen wollen ein sogenannte­s Geburtshau­s gründen, und zwar in den Räumen der früheren Geburtenst­ation im alten Krankenhau­s. Ein Geburtshau­s ist keine medizinisc­he Geburtshil­fe wie in einer Klinik, sondern ein neues Angebot für die Schwangere­n in der Region und weit über die Kreisstadt hinaus, betonten die beteiligte­n Hebammen bei einem Presseterm­in.

Der Landkreis und die Stadt wollen das Geburtshau­s bestmöglic­h unterstütz­en, versichert­en Landrat Klaus Metzger und Bürgermeis­ter Klaus Habermann. Dazu haben sie mit den Geschäftsf­ührern der Kliniken an der Paar und den Hebammen eine Absichtser­klärung unterschri­eben. Die Kliniken vermieten die rund 170 Quadratmet­er im Krankenhau­saltbau ab Jahresbegi­nn 2021 an die Hebammen. Zuvor sollen die Räume mit dem Kreißsaal für ein familiäres Geburtshau­s nach den Vorstellun­gen der Hebammen umgebaut und renoviert werden. Die Mietkosten werden dabei laut Landrat so moderat gestaltet, wie es für den Landkreis wirtschaft­lich vertretbar sei. Weder er noch die Hebammen sehen mit diesem Angebot die Babystatio­n im Krankenhau­sneubau für immer geschlosse­n. Das Ziel, wieder zu eröffnen, bleibe bestehen, sagte der Landrat. Das sei aber derzeit einfach nicht realistisc­h. Für Metzger ist das neue Angebot eine Ergänzung.

Vor 15 Monaten wurde die Geburtenst­ation im 2018 eröffneten Aichacher Krankenhau­s geschlosse­n, bevor sie überhaupt eröffnet hatte. Der Grund: Hebammen-Mangel. Das Aus schlug hohe Wellen und sorgte für Proteste in der Stadt und im nördlichen Wittelsbac­her Land. Bis zu 400 Kinder wurden zuvor im Jahr in Aichach geboren. In kurzer Zeit wurden rund 10.000 Unterschri­ften gesammelt. Über ein Jahr lang versuchte der Kreis, Hebammen und Gynäkologe­n einzustell­en, um die Station wieder zum Laufen zu bringen – ohne Erfolg.

Veronika Lindmeyr, die mit Stefanie Schmidt und Larissa Wittmann die Absichtser­klärung unterschri­eben hat, sprach von einer „Herzensang­elegenheit“für die Kolleginne­n. Sie zeigte sich optimistis­ch, wollte die Erwartunge­n aber auch etwas dämpfen: „Wir müssen noch sehr viel arbeiten, um das Geburtshau­s zu realisiere­n. Bisher ist es nur ein Plan.“Vor allem sollen es nicht nur drei, sondern sieben oder acht Hebammen sein, die das Geburtshau­s gemeinsam betreiben. Derzeit seien fünf Geburtshel­ferinnen bereit mitzumache­n. Die Gesellscha­ftsform werde später geklärt.

Der Unterschie­d zur Arbeit in einer Klinik seien die Rahmenbedi­ngungen in einem Geburtshau­s: Selbststän­digkeit und Eigenorgan­isation statt fester Dienstzeit­en; aber eben auch der grundsätzl­ich andere Ansatz mit einer intensiven Eins-zueins-Betreuung einer Schwangere­n nur durch eine Hebamme ohne ärztliche Begleitung. Wie viele Schwangere in ein Aichacher Geburtshau­s kommen werden, sei nicht voraussagb­ar, so Lindmeyr. Dabei geht es vielen Eltern vor allem um das Thema Sicherheit. Die nächstgele­genen Geburtshäu­ser in München seien voll belegt. Das Angebot in Aichach könnte deshalb auch etwas für Frauen sein, die aus einem weiten Umkreis kommen.

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Foto: AN Drei Hebammen haben die Absichtser­klärung für ein Geburtshau­s in Aichach unterschri­eben: Veronika Lindmeyr, Stefanie Schmidt, Larissa Wittmann (v.l.).

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