Der schnellste Schnauzbart der Welt Porträt
1972 gewann Mark Spitz siebenmal olympisches Gold. Beeindruckend sind auch sein geschicktes Selbstmarketing und später sein Händchen für Immobilien
Es gibt die Geschichte über Michael Phelps, der vor ein paar Jahren die Ispo in München besuchte. Natürlich wollte er sehen, wo sein Idol Mark Spitz einst sieben olympische Goldmedaillen gewann. Also kaufte sich Phelps ein Ticket für das Olympiabad und fragte einen verdutzten Bademeister, wo denn dieser Spitz damals geschwommen sei. „Ich habe mir sagen lassen auf Bahn vier“, erzählte Phelps später. Und natürlich sei er auf genau dieser Bahn selbst geschwommen.
Phelps war es auch, der seinem Landsmann Spitz jenen Rekord wegschnappte, der als ewig galt.
Siebenmal hatte Spitz bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in der bayerischen Landeshauptstadt triumphiert, siebenmal war er dabei auch noch Weltrekord geschwommen. Die Bestmarke hielt 36 Jahre, dann kam Phelps und gewann 2008 in Peking achtmal Gold. Spitz nahm es gelassen hin: „Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden“, sagte er. Von seiner Strahlkraft hat der Mann, der mit markantem Schnauzbart ins Becken hechtete, nichts verloren.
Der Frauenschwarm einer ganzen Generation beendete nach München mit 22 Jahren seine Karriere und widmete sich der Vermarktung seiner Erfolge, „ich wollte lieber Geld verdienen“. Mit ihm habe die Kommerzialisierung des Sports begonnen, sagte er später. Spitz investierte in Immobilien, gründete dann in Los Angeles eine Immobiliengesellschaft, ehe er in den 1990er Jahren eine Werbefilm-Firma ins Leben rief. Inzwischen hält er gut dotierte Vorträge als Motivationscoach.
Ein letzter Akt der Selbstvermarktung war die Ankündigung, sich mit dann 41 Jahren noch einmal für die Sommerspiele 1992 in Barcelona qualifizieren zu wollen. Ein Filmemacher hatte ihm eine Million Dollar geboten, sollte er es schaffen. „Gott gab mir einen Schwimmkörper. Wieso soll mir nicht noch ein letzter Versuch gelingen?“, sagte er. Die deutsche SchwimmIkone Michael Groß kommentierte das etwas kritischer: „Ihre Pläne sind ein Witz, Herr Spitz.“Der Gescholtene investierte dennoch fast zwei Jahre Training – und scheiterte knapp.
Spitz dürfte es verschmerzt haben, denn nebst einer geschickten Selbstvermarktung heiratete er 1973 mit Suzie Weiner die Tochter eines vermögenden Immobilienhändlers. Das Paar hat die Söhne Matthew und Justin, die allerdings nicht in die sportlichen Fußstapfen ihres Vaters traten. Ob sie wenigstens Schnauzbart tragen, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass sich Mark Spitz selbigen 1988 abrasierte. Ohnehin habe er ihn nur getragen, da es ihm sein Trainer einst verbot. „Es war meine Form des Protests.“Heute feiert Spitz seinen 70. Geburtstag. Andreas Kornes