Sinn Fein vor Wahlsieg
Kopf-an-Kopf-Rennen in Irland
Dublin Bei der Parlamentswahl in Irland hat sich am Wochenende ein deutlicher Umbruch in der politischen Landschaft abgezeichnet. Einer Nachwahlbefragung zufolge konnte sich dabei die linksgerichtete Partei Sinn Fein neben den beiden bürgerlichen Parteien Fine Gael und Fianna Fail als führende politische Kraft etablieren. Sinn Fein kam auf 24, die anderen beiden Gruppierungen auf jeweils 22 Prozent der Stimmen bei der Wahl am Samstag.
Der Wahlerfolg von Sinn Fein wurde von Beobachtern bereits mit einem politischen Orkan verglichen, der ähnlich wie das Sturmtief „Ciara“– in Deutschland „Sabine“genannt – am Wochenende über Irland hinwegfegte. Bislang hatten sich in der Geschichte des Landes seit der vollständigen Unabhängigkeit von Großbritannien stets Fine Gael und Fianna Fail an der Macht abgewechselt. Damit könnte es nun zu Ende sein. Ob Premierminister Leo Varadkar im Amt bleiben kann, galt als zweifelhaft.
Kaum Chancen auf das Amt der Regierungschefin hat die Sinn-FeinPräsidentin Mary Lou McDonald. Die 50-Jährige, die als Mitglied des Europäischen Parlaments internationale Erfahrung gesammelt hatte, ist seit genau zwei Jahren als Nachfolgerin von Gerry Adams Chefin der Partei. Doch der aktuelle Erfolg kommt auch für Sinn Fein überraschend. Trotzdem galt McDonald noch vor der Auszählung der Stimmen als strahlende Siegerin. Ihre Partei, die einst als politischer Arm der Untergrundorganisation IRA (Irisch-Republikanische Armee) galt, hatte bei der Wahl 2016 lediglich rund 14 Prozent der Stimmen erreicht. Sie fordert eine Wiedervereinigung des britischen Landesteils Nordirland mit der zur Europäischen Union zählenden Republik Irland. Als einzige Partei tritt sie in beiden Teilen Irlands an.