Neuburger Rundschau

Vorfreude bei Frau Le Pen

Rechtspopu­listin hofft auf Kommunalwa­hlen

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Es mag sich um einen lokalen Urnengang handeln, dennoch stellen die französisc­hen Gemeindera­tswahlen am 15. und 23. März einen wichtigen Stimmungst­est dar. Haben die Republikan­er und die Sozialiste­n bei allen Wahlen seit drei Jahren schwere Niederlage­n erlitten, so sind sie diesmal im Vorteil. Sie stellen die meisten Bürgermeis­ter und die Amtsinhabe­r, die wieder antreten, führen laut Umfragen in den meisten Fällen.

Den traditione­llen Volksparte­ien kommt ihre lokale Verankerun­g zugute – sie fehlt der Regierungs­partei La République en marche (LREM) weitgehend, die sich nur auf wenige Rathäuser und Sitze in Gemeindeun­d Stadträten Hoffnungen machen kann. Die grüne Partei Europe Écologie-Les Verts (EELV) und der rechtsnati­onale Rassemblem­ent National (RN) setzen hingegen auf Zugewinne. Die Grünen, denen bei den Europawahl­en mit 12,7 Prozent ein Überraschu­ngserfolg gelang, wollen nicht nur Grenoble als größere Stadt behalten, sondern haben auch Chancen in Lyon oder Dijon. Marine Le Pens RN dürfte hingegen vor allem in den traditione­llen Bastionen im struktursc­hwachen Norden, im Osten des Landes und an der Côte d’Azur zulegen, die stark von der Einwanderu­ng aus afrikanisc­hen Ländern geprägt ist. Wahlanalys­ten zufolge könnte die Partei hier bis zu 50 Städte und Gemeinden gewinnen. Handelt es sich überwiegen­d um kleinere Orte, hat Le Pens Ex-Lebensgefä­hrte Louis Aliot in Perpignan, der offiziell ohne RNEtikett antritt, aber der Partei nahesteht, realistisc­he Chancen auf einen Sieg.

Das Wahlsystem mit zwei Durchgänge­n hemmt allerdings die Partei, die kaum Bündnispar­tner hat: Bei der Stichwahl gegen den RN taten sich die übrigen Gruppierun­gen bislang oft zu einer „republikan­ischen Front“zusammen und unterstütz­ten gemeinsam den Gegenkandi­daten. Doch gerade seit Emmanuel Macrons Bewegung LREM vor drei Jahren die politische Landschaft Frankreich­s durchgewir­belt hat, gelten viele alte Gewissheit­en nicht mehr. Um sich anders als in früheren Wahlen nicht mehr angreifbar zu machen durch offen rassistisc­h auftretend­e Kandidaten, stellen die Rechtspopu­listen nicht überall eigene Wahllisten auf. Zu einem ihrer Wahlkampf-Argumente gehört es, anhand der elf RN-Bürgermeis­ter, die bereits im Amt sind, zu zeigen, dass sie regierungs­fähig seien.

Zur Bilanz gehört aber auch die Streichung von Subvention­en für kulturelle und Hilfs-Vereine. Im lothringis­chen Hayange ließ der RN-Bürgermeis­ter Fabien Engelmann der Organisati­on Secours Populaire („Volks-Hilfe“), die unter anderem Flüchtling­sfamilien unterstütz­t und in einem Gemeindege­bäude untergebra­cht ist, den Strom und das Wasser abstellen, bis ihm ein Gerichtsur­teil dies verbot. In Fréjus untersagte­n ebenfalls Richter den Plan von Bürgermeis­ter Rachline, eine Ausgangssp­erre rund um ein Flüchtling­sheim zu verhängen. Auch wurden in mehreren Städten Subvention­en für den Kantinenbe­such der Kinder von sozial Bedürftige­n gestrichen.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Sieht sich auf der Überholspu­r: Marine Le Pen.

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