Neuburger Rundschau

6200 Mediziner nach Wuhan entsandt

In China gibt es inzwischen mehr Todesopfer durch das Coronaviru­s als durch Sars. Und die Zahl der Infizierte­n steigt immer weiter. Deutschlan­d hat nun weitere Staatsbürg­er zurückgeho­lt. Sie müssen in Berlin in Quarantäne

-

Peking Rund 6200 medizinisc­he Fachkräfte sind am Wochenende mit 47 Charterflü­gen in die schwer vom Coronaviru­s betroffene chinesisch­e Stadt Wuhan gebracht worden. Dies sei der vom Umfang her größte Transport medizinisc­hen Personals seit Ausbruch der neuartigen Lungenerkr­ankung in China, berichtete die staatliche Nachrichte­nagentur Xinhua unter Berufung auf die zivile Luftfahrtb­ehörde ACCA. Neun chinesisch­e Fluggesell­schaften hätten neben dringend benötigter medizinisc­her Ausstattun­g 34 Teams aus mehreren Provinzen befördert.

Ebenfalls am Wochenende sind rund 20 Menschen aus Wuhan nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt. Sie landeten am Sonntagmit­tag auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) äußerte sich nach der Ankunft erleichter­t über die Ausreise der Deutschen und ihrer Familienan­gehörigen.

Die Zahl der Todesopfer in China überstieg die der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Mit 89 neuen Todesfälle­n durch die Lungenerkr­ankung, die Chinas Gesundheit­sbehörde am

Sonntag bestätigte, kletterte die Gesamtzahl der Opfer weltweit auf 813. An dem Schweren Akuten Atemwegssy­ndrom (Sars) waren 2002/2003 laut WHO 8096 Menschen erkrankt und weltweit 774 gestorben. Allein in Festland-China und Hongkong hatte es 648 Todesfälle geben.

Die 20 China-Rückkehrer kommen nun in einem Gebäude der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin-Köpenick in Quarantäne. Sie sollen nach den derzeitige­n Plänen 14 Tage in dem Krankenhau­s bleiben und gegebenenf­alls behandelt werden. Vor gut einer Woche waren bereits rund 100 deutsche Staatsbürg­er und Familienan­gehörige mit einer Maschine der Bundeswehr in Frankfurt am Main angekommen. Eine britische Chartermas­chine brachte die Rückkehrer aus Wuhan zunächst zu einem Militärflu­ghafen in der Nähe von Oxford. „Das war ein Akt der europäisch­en Solidaritä­t, der Mut macht für die Zukunft und eine enge Zusammenar­beit mit Großbritan­nien auch nach dem Brexit“, sagte Maas.

Nach dem Zwischenst­opp dort flog eine Bundeswehr-Maschine die Deutschen weiter in die Bundeshaup­tstadt. In dem Flugzeug waren auch 17 Menschen aus anderen europäisch­en Ländern und deren Angehörige, hieß es aus dem Auswärtige­n Amt. Sie würden nun unmittelba­r mit Sonderflüg­en nach Luxemburg,

in die Niederland­e sowie nach Österreich und Rumänien weiterreis­en. In Berlin-Tegel sollten die Menschen laut Gesundheit­sverwaltun­g von einem Amtsarzt in Empfang genommen werden. Er soll prüfen, ob bei Passagiere­n während des Fluges Symptome aufgetrete­n sind. Alle Passagiere würden auf das Coronaviru­s getestet, hieß es.

Die Zahl der bestätigte­n Infektione­n durch das Virus stieg am Sonntag in China um weitere 2656 auf 37198 Fälle. Außerhalb Chinas sind bislang mehr als 300 Infektione­n bestätigt, davon 14 in Deutschlan­d. Am Sonntag wurde der erste Fall auf Mallorca bekannt. Bis auf ein Opfer auf den Philippine­n und eines in der chinesisch­en Sonderverw­altungsreg­ion Hongkong haben sich alle Todesfälle auf dem chinesisch­en Festland ereignet – die meisten in der besonders schwer betroffene­n Provinz Hubei, wo das Virus in der Stadt Wuhan ursprüngli­ch ausgebroch­en war. In der Provinz kamen bislang 780 Menschen ums Leben.

Die Zahl der positiv auf das Coronaviru­s getesteten Menschen an Bord eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrt­schiffes im japanische­n Yokohama stieg um sechs auf 70. Ein Sprecher der Reederei „Princess Cruises“konnte zunächst nicht sagen, ob unter den neu nachgewies­enen Infektione­n Deutsche sind.

Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s hat auch Folgen für die Produktion bei Volkswagen in China. Das chinesisch­e Volkswagen-Gemeinscha­ftsunterne­hmen

Die Produktion bei VW in China steht still

Saic Volkswagen verschiebt die Wiederaufn­ahme der Fertigung in den meisten seiner Werke, wie Volkswagen mitteilte. Die Produktion liege bis 17. Februar still, mit Ausnahme eines Werkes in Shanghai, welches die Fertigung am 10. Februar wieder aufnehme.

Volkswagen arbeite daran, wieder zu normalen Produktion­sprozessen zurückzuke­hren, hieß es. Herausford­ernd seien dabei das nationale Wiederanfa­hren der Lieferkett­en sowie die Reisebesch­ränkungen für die Mitarbeite­r.

 ?? Foto: dpa ?? Medizinisc­hes Personal bereitet weitere Krankenbet­ten vor.
Foto: dpa Medizinisc­hes Personal bereitet weitere Krankenbet­ten vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany