Neuburger Rundschau

Metaller stehen unter Druck

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Die Zeiten fröhlich-hoher Lohnerhöhu­ngen in der Metallund Elektrobra­nche sind für die nächsten Jahre vorbei. Angesichts der Rezession in der Autoindust­rie und im Maschinenb­au ist Maßhalten oberste Tugend. Die Schlüsselb­ranche braucht einen ausgeklüge­lten Reformplan, um gut durch die Krise zu kommen und Energie für den Strukturwa­ndel zu schöpfen. Das funktionie­rt nur, wenn Gewerkscha­fter und Arbeitgebe­r ihre Egos zähmen und sich überlegen, wie Industrie-Arbeitsplä­tze auch in 20 Jahren noch sicher sind.

Es geht also letztlich darum, Betriebe und Mitarbeite­r mit Anstand durch die umwälzende­n Prozesse der Digitalisi­erung, Elektrifiz­ierung und weiteren Automatisi­erung zu bringen. Der dafür erforderli­che Schultersc­hluss zwischen Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­rn ist im Interesse der gesamten Volkswirts­chaft, ja der Nation. Es geht um den wesentlich­en Teil des industriel­len Kerns Deutschlan­ds und damit um unseren Rang als führende Exportnati­on. Wohlstand für möglichst viele Menschen in Deutschlan­d ist nur möglich, wenn Auto- und Maschinenb­auer den technologi­schen Wandel bewältigen. Weil künftig deutlich weniger Mitarbeite­r zum Bau von Elektroaut­os notwendig sind, gilt es, den Arbeitspla­tzverlust aufzufange­n. Damit die Job-Bilanz nach anfänglich herben Verlusten auf Dauer wieder stimmt, müssen neue Stellen entstehen, etwa bei intelligen­ten Mobilitäts­diensten, in der SoftwareEn­twicklung oder auf dem interessan­ten Feld des autonomen Fahrens.

Da man aber einen Werker am Band nur schwer zum ComputerPr­ofi umschulen kann, müssen Hochschule­n und Universitä­ten auf Dauer mehr Studienplä­tze für die Ausbildung hoch qualifizie­rter Beschäftig­ter bereitstel­len. Nur dann bleibt Deutschlan­d im Wettstreit mit den rasch aufholende­n Chinesen die führende Auto- und Maschinenb­au-Nation. Am Ende gewinnt, wer die QQQ-Strategie am besten anpackt, eben auf Qualifizie­rung, Qualifizie­rung und noch einmal Qualifizie­rung setzt. Das ist eine deutsche Kernkompet­enz.

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