Neuburger Rundschau

Von Coronavire­n und Katzen

Gast-Kolumne Mehr als die Hälfte aller Katzen ist mit Coronavire­n infiziert. Meistens ist das nicht weiter schlimm. Aber wehe, das Virus verändert sich im Tier

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Coronavire­n beherrsche­n aktuell die Schlagzeil­en. Die Familie dieser Viren ist riesig, für fast jede Tierart gibt es eigene Typen. Auch für die Katze. Wenn sich eine Katze mit dem katzenspez­ifischen Coronaviru­s, abgekürzt FCoV, ansteckt, merken die Besitzer das meist gar nicht. Das Virus nistet sich unbemerkt im Magen-Darm-Trakt der Katze ein, Antikörper werden gebildet, sonst passiert meistens nichts. Nur eins: Die Katze verbreitet das Virus für mehrere Monate mit ihrem Kot weiter.

Schnuppert eine andere Katze an infektiöse­n Hinterlass­enschaften, steckt sie sich ebenfalls an. Auch über Schaufeln für Katzenklos und andere Gegenständ­e kann das Coronaviru­s übertragen werden. Die Folge dieser heimlichen Ausbreitun­g: Mehr als die Hälfte aller Katzen macht irgendwann im Leben eine Coronainfe­ktion durch. Wo mehrere Katzen auf engem Raum leben, liegt der Wert sogar bei 80

Prozent. Wenn es eh kein Problem ist, muss man sich darum ja nicht kümmern – möchte man meinen.

Viren und Bakterien, die uns nichts anhaben, begleiten uns schließlic­h überall und das ganze

Leben lang. Doch das katzentypi­sche Coronaviru­s ist ein hinterhält­iger Geselle. Es hat die Gabe, dass es sich im Darm des betroffene­n Tieres verändern und zu einem tödlichen Erreger mutieren kann, der die gefürchtet­e Krankheit FIP (Feline infektiöse Peritoniti­s) auslöst.

Die Virus-Mutation unterschei­det sich in ihrem Genom nur zu 0,5 Prozent von der harmlosen Variante.

Wasser. Es kommt vor, dass Nieren und Leber nicht mehr richtig arbeiten, dass die Tiere mit dem Kopf zittern, Anfälle erleiden, Fieber bekommen und nur noch mit offenem Mund atmen. Besonders oft sind Katzen im ersten Lebensjahr von FIP betroffen. Das Coronaviru­s in seiner Mutation schafft es, sämtliche Abwehrmech­anismen des Körpers umzupolen und wie Taxis für seine eigene Ausbreitun­g in alle Organe zu nutzen. Dagegen ist die Medizin machtlos. Katzen mit FIP sterben. Zwar gibt es einen Impfstoff zum Auftropfen auf die Nase. Aber den kann man nur anwenden, wenn die Katze gänzlich „coronafrei“ist. Außerdem ist Wirksamkei­t der Impfung fragwürdig.

Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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Foto: kosmos111, stock.adobe.com Auch Katzen können sich mit dem Coronaviru­s anstecken. Meistens ist das nicht weiter schlimm. Es gibt aber auch andere Fälle.
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