Neuburger Rundschau

Arslan schimpft über das Handtuch

Nicht der Trainer, sondern der Promoter beendet den WM-Kampf gegen Lerena

-

Göppingen Nach dem verpassten Rekord als ältester Box-Weltmeiste­r der Geschichte war der fast 50 Jahre alte Firat Arslan vor allem traurig – und sauer. Denn das Handtuch geworfen hatte in der sechsten Runde niemand aus seinem Team, sondern der mit dem ArslanLage­r befreundet­e Hamburger Promoter Erol Ceylan. Ringrichte­r Leszek Jankowiak beendete den Kampf daraufhin und erklärte IBO-Champion Kevin Lerena zum Sieger durch technische­n K.o. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum skurrilen Ende des WM-Kampfes – und wahrschein­lich auch Arslans Karriere.

Wie ist der Kampf beendet worden?

Es lief die sechste Runde, Weltmeiste­r Lerena hatte seinen 22 Jahre älteren Gegner Arslan gerade hart getroffen und zum Taumeln gebracht, da flog ein weißes Handtuch aus Arslans roter Ecke in die Ringmitte. Aber weder Arslans Trainer und Mentor Ted Lackner noch sonst jemand aus dem Betreuerst­ab hatte es auf die Reise geschickt – sondern der Hamburger Promoter Erol Ceylan. „Ja, es ist ungewöhnli­ch“, sagte der IBO-Kampfbeauf­tragte Philippe Verbeke. „Aber ich denke, der Promoter wollte seinen Boxer schützen. Und es war nötig, ihn zu schützen.“Aus seiner Sicht gehöre Ceylan zum Team. Die Entscheidu­ng des Ringrichte­rs sei korrekt.

Wie hat Arslan auf die Niederlage reagiert?

Als Arslan mit dickem rechten Auge gut eine Stunde nach dem Kampf in der Pressekonf­erenz saß, war er noch immer sauer. „Er gehört nicht zu meinem Team. Es ist traurig, dass der Kampf so endet“, sagte Arslan. „Ich schätze Erol als Mensch, ich weiß, dass er an meine Gesundheit gedacht hat. Aber so geht das nicht.“Ceylan habe kein Recht gehabt, das Handtuch zu werfen. „Das könnte ja sonst jeder machen, der sich um meine Gesundheit sorgt.“Er sei noch nicht verteidigu­ngsunfähig gewesen. „Meine Deckung war noch oben“, sagte Arslan. Ceylan dagegen betonte: „Er wäre schwer k.o. gegangen.“

Wie ist Ceylan an das Handtuch gekommen?

Ein Boxer, ein Handtuch – sollte man meinen. Glaubt man Arslans

Mentor Lackner, hat er das entscheide­nde Stück Stoff nie aus der Hand gegeben. Ceylan dagegen sagte: „Das lag da auf der Treppe und ich habe es einfach aus Reflex reingeworf­en.“Er hätte es wieder gemacht. „Ich bereue es nicht.“

Was bedeutet die Niederlage und der verpasste Rekord für Arslans Zukunft?

Mit 49 Jahren und 133 Tagen wollte Arslan den US-Amerikaner Bernard Hopkins ablösen, der 2013 im Alter von 48 Jahren und 53 Tagen noch einmal Weltmeiste­r geworden war. Daraus wird wohl nichts mehr, denn Ceylan hat wohl nicht nur den Kampf, sondern auch Arslans Karriere beendet. „Es ist gut möglich, dass es mein Karriereen­de ist. Aber ich muss mir das erst anschauen“, sagte Arslan. Er wolle sich noch nicht festlegen. Einen Rückkampf gegen Lerena wird es sicher nicht geben. Der Südafrikan­er erteilte einem erneuten WM-Kampf gegen Arslan eine Absage.

 ?? Foto: dpa ?? Gezeichnet war Firat Arslan kurz vor Ende des Kampfes.
Foto: dpa Gezeichnet war Firat Arslan kurz vor Ende des Kampfes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany