Das erwarten Jugendliche vom neuen OB
Volles Haus bei der Podiumsdiskussion im Neuburger Jugendzentrum: Hier stellten sich Bürgermeisterkandidaten von sechs Parteien den Fragen der jugendlichen Zuschauer
Neuburg Es war nicht leicht, am Freitag einen Sitzplatz bei der Podiumsdiskussion der Oberbürgermeisterkandidaten im Neuburger Jugendzentrum zu bekommen. Der Raum war voll, Gäste über 27 Jahren wurden freundlich gebeten, den Raum zu verlassen, und sich stattdessen den Livestream anzuschauen. Aber was gab es dort überhaupt zu sehen?
In Kooperation mit den Offenen Hilfen Neuburg und dem Gesundheitsamt des Landkreises NeuburgSchrobenhausen hatten der Kreisjugendring und das Juze eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, bei der die Bürgermeisterkandidaten von sechs Parteien auf die Fragen der jugendlichen Zuschauer antworten mussten. Während die Kandidaten in der ersten Hälfte der Diskussion unter einem Zeitlimit Fragen beantworteten, über die vorher online abgestimmt worden war, antworteten sie später direkt Fragen aus dem Publikum.
Am Ende kam es auch zu einer Online-Abstimmung unter den Zuschauern, wer laut ihnen der beste Kandidat sei. Eingeleitet und beendet wurde die Diskussion von Fabian Mattick, Vorsitzender des KJR, und Guido Büttner, Geschäftsführer des KJR. Es moderierten Nina Vogel, eine Organisatorin der „Fridays for Future“-Demonstrationen, und Gianni Rubin, der bis vor rund einem Jahr Mitglied im Neuburger Jugendparlament war.
Zu Beginn stellten die Kandidaten aber erst ihre jugendpolitischen Pläne im Allgemeinen vor. Den Anfang machte Florian Herold von den Freien Wählern, der eine Neuburger Netzagentur aufbauen und für alternative Arbeitsplätze sorgen will, da Audi in Zukunft kein sicherer Arbeitgeber mehr sei.
Nach ihm setzte der amtierende Oberbürgermeister Bernhard Gmehling von der CSU auf Altbewährtes: Weiterhin werde unter anderem in das Jugendzentrum investiert, auch wenn er immer noch auf finanzielle Nachhaltigkeit achte, um keine neuen Schulden anzuhäufen. Währenddessen soll Neuburg auch in Zukunft eine klimafreundliche Stadt bleiben. Dieser Linie folgte er den ganzen Abend lang, was meistens verhaltene bis negative Reaktionen im Publikum auslöste.
Gerhard Schoder vom Bündnis 90/die Grünen wiederum sprach sich für gut bezahlte Schülerjobs aus und eine erhöhte Mitsprache der Jugend, die man möglicherweise auch durch digitale Medien erreichen könnte. Außerdem will er Vereine und Jugendorganisationen stärken und eine „Zukunftswerkstatt“gründen, in der Jugendliche zum Beispiel programmieren lernen. Seine Vorschläge kamen beim Publikum größtenteils sehr gut an.
Bernd Schneider von der SPD plädierte für mehr Proberäume in Neuburg, damit mehr Konzerte in der Stadt sowie Bands aus Neuburg zustande kommen können. Auch die Bewegungsfreiheit will er mit attraktiven Verkehrsangeboten erhöhen. Außerdem will er einen Stadtjugendpfleger engagieren. Seine Worte wurden im Verlauf des Abends häufig mit enthusiastischem Applaus und Gelächter versehen, auch wenn dies eventuell von SPD-Mitgliedern im Publikum gestartet wurde.
Der Politik-Neuling Frank Thonig von WIND hat vor, hauptsächlich Vorschläge aus der Bevölkerung in sein Programm aufzunehmen, er ist ein Advokat für direkte Demokratie. Sein Hauptanliegen ist der Internetausbau, dessen Defizit ein Hauptmotiv von ihm war, vor einem halben Jahr in die Politik zu gehen.
Michael Wittmair von den Linken will sich um bessere Arbeitsplätze und Löhne bemühen und zugleich Neuburg schuldenfrei halten. Projekte, die einen großen Einfluss auf die Zukunft Neuburgs haben werden, seien zum einen das Ende der Fernverkehrbrücke, verbunden mit dem Bau einer Innenstadtbrücke und zum anderen die baldige Gründung eines Selbstbauvereins, der Zweizimmerwohnungen für nur 500 Euro möglich machen soll.
Darauffolgend mussten sich die Kandidaten fast drei Stunden den Fragen der Jugend stellen. Der Ton dieser Debatten wechselte sich regelmäßig: Während sich beispielsweise bei „Fridays for Future“die Kandidaten dahingehend einig waren, dass politische Teilnahme von Jugendlichen und der Umweltschutz wichtig sind, kam es etwa bei der Instandhaltung von Spielplätzen zu einem scharfen Wortabtausch zwischen OB Gmehling, Schneider und Schoder. Generell blieb man aber höflich, wenngleich Gmehling gegenüber oftmals eine angespannte Stimmung herrschte – auch im Publikum. Die
Zuhörer waren gelegentlich unruhig, was womöglich auf die Klassenzimmerstimmung in dem relativ kleinen Raum zurückzuführen ist.
Nach der Diskussion kam es bei der Stimmauszählung der OnlineWahl zu diesem Ergebnis: Gmehling gewann mit 54 Prozent der 893 Stimmen, Zweiter wurde Schneider mit 29 Prozent. Jedoch habe Schneider laut Veranstalter den Großteil des Abends mit der Hälfte der Stimmen geführt, bis eine halbe Stunde vor der Auszählung rund 600 neue Stimmen abgegeben wurden und sich das Blatt zugunsten Gmehlings wendete.
Das Fazit des Abends lautete: Auch wenn das junge Publikum mit einem Machtwechsel in Neuburg liebäugelt, ist dies noch lange kein Vorbote für den tatsächlichen Wahlausgang am 15. März.