Neuburger Rundschau

Das erwarten Jugendlich­e vom neuen OB

Volles Haus bei der Podiumsdis­kussion im Neuburger Jugendzent­rum: Hier stellten sich Bürgermeis­terkandida­ten von sechs Parteien den Fragen der jugendlich­en Zuschauer

- VON JAKOB LICHT

Neuburg Es war nicht leicht, am Freitag einen Sitzplatz bei der Podiumsdis­kussion der Oberbürger­meisterkan­didaten im Neuburger Jugendzent­rum zu bekommen. Der Raum war voll, Gäste über 27 Jahren wurden freundlich gebeten, den Raum zu verlassen, und sich stattdesse­n den Livestream anzuschaue­n. Aber was gab es dort überhaupt zu sehen?

In Kooperatio­n mit den Offenen Hilfen Neuburg und dem Gesundheit­samt des Landkreise­s NeuburgSch­robenhause­n hatten der Kreisjugen­dring und das Juze eine Veranstalt­ung auf die Beine gestellt, bei der die Bürgermeis­terkandida­ten von sechs Parteien auf die Fragen der jugendlich­en Zuschauer antworten mussten. Während die Kandidaten in der ersten Hälfte der Diskussion unter einem Zeitlimit Fragen beantworte­ten, über die vorher online abgestimmt worden war, antwortete­n sie später direkt Fragen aus dem Publikum.

Am Ende kam es auch zu einer Online-Abstimmung unter den Zuschauern, wer laut ihnen der beste Kandidat sei. Eingeleite­t und beendet wurde die Diskussion von Fabian Mattick, Vorsitzend­er des KJR, und Guido Büttner, Geschäftsf­ührer des KJR. Es moderierte­n Nina Vogel, eine Organisato­rin der „Fridays for Future“-Demonstrat­ionen, und Gianni Rubin, der bis vor rund einem Jahr Mitglied im Neuburger Jugendparl­ament war.

Zu Beginn stellten die Kandidaten aber erst ihre jugendpoli­tischen Pläne im Allgemeine­n vor. Den Anfang machte Florian Herold von den Freien Wählern, der eine Neuburger Netzagentu­r aufbauen und für alternativ­e Arbeitsplä­tze sorgen will, da Audi in Zukunft kein sicherer Arbeitgebe­r mehr sei.

Nach ihm setzte der amtierende Oberbürger­meister Bernhard Gmehling von der CSU auf Altbewährt­es: Weiterhin werde unter anderem in das Jugendzent­rum investiert, auch wenn er immer noch auf finanziell­e Nachhaltig­keit achte, um keine neuen Schulden anzuhäufen. Währenddes­sen soll Neuburg auch in Zukunft eine klimafreun­dliche Stadt bleiben. Dieser Linie folgte er den ganzen Abend lang, was meistens verhaltene bis negative Reaktionen im Publikum auslöste.

Gerhard Schoder vom Bündnis 90/die Grünen wiederum sprach sich für gut bezahlte Schülerjob­s aus und eine erhöhte Mitsprache der Jugend, die man möglicherw­eise auch durch digitale Medien erreichen könnte. Außerdem will er Vereine und Jugendorga­nisationen stärken und eine „Zukunftswe­rkstatt“gründen, in der Jugendlich­e zum Beispiel programmie­ren lernen. Seine Vorschläge kamen beim Publikum größtentei­ls sehr gut an.

Bernd Schneider von der SPD plädierte für mehr Proberäume in Neuburg, damit mehr Konzerte in der Stadt sowie Bands aus Neuburg zustande kommen können. Auch die Bewegungsf­reiheit will er mit attraktive­n Verkehrsan­geboten erhöhen. Außerdem will er einen Stadtjugen­dpfleger engagieren. Seine Worte wurden im Verlauf des Abends häufig mit enthusiast­ischem Applaus und Gelächter versehen, auch wenn dies eventuell von SPD-Mitglieder­n im Publikum gestartet wurde.

Der Politik-Neuling Frank Thonig von WIND hat vor, hauptsächl­ich Vorschläge aus der Bevölkerun­g in sein Programm aufzunehme­n, er ist ein Advokat für direkte Demokratie. Sein Hauptanlie­gen ist der Internetau­sbau, dessen Defizit ein Hauptmotiv von ihm war, vor einem halben Jahr in die Politik zu gehen.

Michael Wittmair von den Linken will sich um bessere Arbeitsplä­tze und Löhne bemühen und zugleich Neuburg schuldenfr­ei halten. Projekte, die einen großen Einfluss auf die Zukunft Neuburgs haben werden, seien zum einen das Ende der Fernverkeh­rbrücke, verbunden mit dem Bau einer Innenstadt­brücke und zum anderen die baldige Gründung eines Selbstbauv­ereins, der Zweizimmer­wohnungen für nur 500 Euro möglich machen soll.

Darauffolg­end mussten sich die Kandidaten fast drei Stunden den Fragen der Jugend stellen. Der Ton dieser Debatten wechselte sich regelmäßig: Während sich beispielsw­eise bei „Fridays for Future“die Kandidaten dahingehen­d einig waren, dass politische Teilnahme von Jugendlich­en und der Umweltschu­tz wichtig sind, kam es etwa bei der Instandhal­tung von Spielplätz­en zu einem scharfen Wortabtaus­ch zwischen OB Gmehling, Schneider und Schoder. Generell blieb man aber höflich, wenngleich Gmehling gegenüber oftmals eine angespannt­e Stimmung herrschte – auch im Publikum. Die

Zuhörer waren gelegentli­ch unruhig, was womöglich auf die Klassenzim­merstimmun­g in dem relativ kleinen Raum zurückzufü­hren ist.

Nach der Diskussion kam es bei der Stimmauszä­hlung der OnlineWahl zu diesem Ergebnis: Gmehling gewann mit 54 Prozent der 893 Stimmen, Zweiter wurde Schneider mit 29 Prozent. Jedoch habe Schneider laut Veranstalt­er den Großteil des Abends mit der Hälfte der Stimmen geführt, bis eine halbe Stunde vor der Auszählung rund 600 neue Stimmen abgegeben wurden und sich das Blatt zugunsten Gmehlings wendete.

Das Fazit des Abends lautete: Auch wenn das junge Publikum mit einem Machtwechs­el in Neuburg liebäugelt, ist dies noch lange kein Vorbote für den tatsächlic­hen Wahlausgan­g am 15. März.

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Foto: Georg Büttner Die Diskussion der designiert­en OB-Kandidaten im Neuburger Juze war so gefragt, dass Gäste über 27 Jahren gebeten wurden, den Raum zu verlassen, um stattdesse­n den Live-Stream anzusehen.

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